Frostpunk (Review und Video)

Sothi | 24. April 2018 | 18:20


Frostpunk - ein umbarmherziges Aufbau-Strategiespiel in einer Welt voller Schnee und Eis. Erschaffen von den polnischen 11 Bit Studios, die sich bereits mit This War of Mine einen großen Namen gemacht haben.

Es gilt, das Überleben der letzten traurigen Reste der Menschheit zu sichern. Doch die Lage scheint hoffnungslos und jeder Fehler wird bestraft. Ähnlich wie bei This War of Mine hat man während des Spielens das Gefühl, einfach nichts richtig machen zu können -- viele Entscheidungen tragen schmerzhafte Konsequenzen mit sich und im Endeffekt versuchen wir immer, das Wohl weniger gegen das Überleben der gesamten Kolonie abzuwägen. Und da sind so manche Entscheidungen dabei, die durchaus für Bauchschmerzen und für eine beklemmende Atmosphäre sorgen.

Abgesehen von dem ungewöhnlichen Survival-Steampunk-Szenario gibt sich die Spielmechanik in Frostpunk keinerlei Blöße: Es motiviert, die Kolonie am Laufen zu halten -- auch wenn kleinste Fehler bestraft werden. Der Titel verfügt dabei über eine angenehme Tiefe. Sei es über den weit gefächerten Forschungsbaum, sei es über die einzelnen Bedürfnisse der Gebäude oder Personen, sei es über das verschachtelte Gesetzesmenü.

Moment, Gesetze? Richtig: Neben dem, mit dem man sich als Städtebauer in einer unwirtlichen Umgebung ohnehin immer rumschlagen muss, dürfen per Gesetzmechanik Entscheidungen getroffen werden, die sich direkt auf das Wohl und Wehe der Kolonie und Bevölkerung auswirken. Beispiele: Wir benötigen Unmengen an Rohstoffe, aber verfügen einfach nicht über genug Arbeiter, diese zur Verfügung zu stellen? Was liegt also näher, als per Erlass die Kinderarbeit einzuführen, und so die Effizienz, aber (leider) auch die Unzufriedenheit zu "steigern"? Oder wie wäre es mit einem Gesetz, das die Gesellschaft dazu verpflichtet, Tote in Friedhöfe unterzubringen, anstatt einfach vor die Tore zu werfen und per Permafrost konservieren zu lassen?

Im Verlauf des Spiels wird dann übrigens auch die Spielkarte größer und es lassen sich via Signalstation weitere Überlebende und spezielle Gegenden erkunden -- das eröffnet eine willkommene weitere Spiel-Mechanik.

Abgesehen von all dem hat das Spiel optisch Einiges zu bieten: Wenn sich die Arbeiter durch die Schneeberge ihren Weg bahnen, leidet man direkt mit. Das Ganze wird im Übrigen durch wenige, aber sehr treffende Soundeffekte untermalt. Alleine das Signalhorn, das den Arbeitsbeginn ankündigt, geht einem durch Mark und Bein. Schöner ist nur noch der Soundtrack, der die fast schon morbide Atmosphäre grandios untermalt.

Kurzum: Ein Spiel, das ich jedem nur empfehlen kann, der a) kein Anno erwartet, denn dafür ist das Spiel einfach zu deprimierend und b) mit dem bockschweren Schwierigkeitsgrad zurecht kommt, der allerdings auch dafür sorgt, dass man so manche Partie neu beginnt, um es im nächsten Anlauf besser zu machen.

10/12

0 responses to "Frostpunk (Review und Video)"