Die letzte Folge flimmert über den Bildschirm. Sie beendet die aktuelle Staffel mit einem grandiosen Finale und setzt zugleich den unvermeidlichen Cliffhanger hin zur nächsten Season. Und die schwirrt nun unablässig im Kopf des Zuschauers herum, lässt ihn in den nächsten Stunden, ja vielleicht sogar Tagen nach einer Weiterführung der Geschichte sehnen. Es ist ein Zyklus, der sich in regelmäßigen Zeitabständen für alle jene wiederholt, die sich in den unendlichen Weiten der TV-Produktionen eine Serie herausgepickt haben, die die eigenen Synapsen besonders stimuliert.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich dieses Muster durch sämtliche Medien zieht: Wer hätte nach dem Abspann von Das Imperium schlägt zurück nicht seine Seele dafür verkauft, im Anschluss Die Rückkehr der Jedi-Ritter auf die Kinoleinwand projizieren zu lassen? Welcher Fantasy-Liebhaber wartet nicht voller Ungeduld darauf, dass George R.R. Martin endlich aus seiner Lethargie erwacht und den nächsten Band des Songs of Ice and Fire bringt?
TV-Serien mit fortlaufender Story nehmen in dieser speziellen Umgebung einen besonderen Stellenwert ein. Durch die theoretische Unbegrenztheit der Spiellänge wiegt sich dieses Unterhaltungsform in einem gut gedünkten Nährboden, der es ermöglicht, eine Story epischen Ausmaßes zu spinnen und damit die Tiefe guter Buchzyklen mit der audiovisuellen Kraft cinematischer Medien zu koppeln.
Produzenten, die es verstehen, diese Möglichkeiten zu nutzen und ihrem Produkt nicht den notwendigen finanziellen Teppich vorenthalten, erschaffen Meisterwerke wie die außergewöhnliche Battlestar Galactica-Neuauflage, die ihre begeisterte Anhängerschaft bereits in die vierte (und vermutlich finale) Staffel führt.
Showstopper Einschaltquoten
Doch mehr als jedes andere Medium sind TV-Serien auf Gedeih’ und Verderb’ dem finanziellen Erfolg ausgeliefert. Stimmt die Quote nicht, werden schnell die Lichter ausgeblasen – selbst dann, wenn die Story noch nicht beendet ist. Joss Whedons erstklassiges Firefly musste diese brutale Erkenntnis bereits nach 14 Folgen in Kauf nehmen; dass die Qualität der Serie erst beim DVD-Verkauf erkannt wurde, verhalf ihr zumindest zu einem abschließenden Kinofinale, das die verbleibende Story halbwegs auf zwei Stunden komprimierte. Dass es indes auch anders gehen kann, zeigte zumindest der große Science Fiction-Wegbereiter Babylon 5, bei dem noch eine Staffel hinterher geschoben wurde, obschon das große Finale gegen die Schatten längst ausgefochten war.
Das Staffelkonzept ist Fluch und Segen zugleich. Fluch deshalb, weil die Zeit vom Ende einer bis zur Veröffentlichung der nächsten Staffel schier unendlich erscheint. Doch eben auch Segen: Weil die Gewissheit auf Weiterführung der Geschichte wie ein heißes Feuer brennt. Weil uns lieb gewonnene Charaktere nicht einfach so verlassen und wieder in ihr normales Schauspielerleben zurückkehren. Wie ungleich höher fiel da die Agonie aus, als man gegen Ende von Die Rückkehr des Königs realisieren musste, dass Aragorn, Gandalf und Co. in dieser Form nie wieder auf die Leinwand finden werden?
In diesem Sinne,
Euer Sothi