"Die Regeln sind simpel: Erreiche die andere Seite der Karte und töte alles, was sich dir in den Weg stellt."
So beschreibt Messhof, der Entwickler von Nidhogg 2 das Spielziel seines jüngst veröffentlichten Indie-Games. Und um ehrlich zu sein: Das trifft es ziemlich gut. Wie schon im Vorgänger steht also Kämpfen und Rennen an der Tagesordnung und das entweder gegen eine KI-gesteuerte Figur oder (was um Längen besser ist) gegen einen menschlichen Mitspieler. Letzteres ist sowohl im Online-Modus, als auch im Lokalen Spiel direkt vor einem Bildschirm mit zwei Gamepads möglich. Beide Varianten habe ich ausprobiert und natürlich gewinnt der lokale Multiplayer, weil man dem Gegner dabei zusehen kann, wie er sich ärgert, oder lacht, denn: Nidhogg 2 weckt unseren Ehrgeiz, aber aktiviert auch die Lachmuskeln, aufgrund allerlei skurriler Situationen, die die ausgezeichnete Physik des Spiels mit sich bringt.
So lassen sich etwa Pfeile auf den Gegner zurückwerfen, wenn man nur seine Klinge zufälligerweise (oder ist es Können?) auf der richtigen Höhe platziert hat. Oder der Gegner lässt sich entwaffnen, mit einem Ausfallschritt niederstrecken, mit einem gezielten Stich durch die Augenhöhle in Jenseits schicken oder einfach nur per Fußfeger umhauen und zertrampeln. Hört sich alles sehr brutal an, ist im Spiel aber unheimlich witzig umgesetzt. Und: Es fließt kein echtes Blut. Irgendwas fließt zwar, aber um welche Flüssigkeit es sich dabei handelt, darüber dürfen sich die Wissenschaftler streiten.
Und was sind die großen Unterschiede zum Vorgänger? Erster Punkt ist sicherlich die Präsentation: Nidhogg 1 gab sich so minimalistisch, dass man meinte, einen hässlichen Vertreter der 8-Bit-Ära vor Augen zu haben. Das Spielprinzip funktionierte damals auch schon sehr gut, aber schön ist eben was anderes und in Nidhogg 2 kann man immerhin von der Ankunft im 16-Bit-Zeitalter reden -- auch wenn das Artdesign noch immer sehr skuril anmutet. So sehen die Figuren nicht nur aberwitzig aus, sondern erinnern auch ein wenig an Knetmassefiguren. Wer Clayfighters vom SNES kennt, weiß was ich meine. Wichtiger noch als die neue Optik ist aber die Waffenauswahl. Wir sind nicht mehr nur mit dem Degen unterwegs, sondern hauen unseren Gegner zusätzlich mit einem Breitschwert in Stücke, schlitzen seine Kehle mit einem Dolch auf oder spicken ihn gezielt mit Pfeilen. Die Varianz macht Laune und macht Nidhogg 2 eindeutig zu dem besseren Spiel.
Ebenfalls toll: Die Musikuntermalung und die zehn Hintergrundkulissen. Messhof hat sich in Beidem sehr viel Mühe gegeben und beides macht einen großen Teil der Spielatmosphäre aus. Dabei sind die Level nicht reine Staffage, sondern haben auch taktische Hintergründe: In einer Map ist die Sicht etwas durch sehr hohen Gras behindert, in der nächsten Map müssen wir aufpassen, nicht in den Fleischwolf zu geraten. Dann wieder verlangsamt sich unser Schritt durch entgegengesetzte Laufbänder oder wabernde Eisschollen verhindern das korrekte Zielen.
Zwei Kritikpunkte möchte ich allerdings nicht verhehlen: Zum einen kämpft das Spiel von Zeit zu Zeit mit Minirucklern, die ob der Grafik schwer verständlich. Zum anderen ist das Spiel als Singleplayer-Erlebnis nur bedingt spaßig.
Fazit: Wer Lust hat, abends mal ein Stündchen seinen Adrenalinspiegel in Wallung zu bringen und den einen oder Freund in Steam (oder gar im RL) hat, sollte nicht zögern, für die paar Euro zuzuschlagen. Nidhogg 2 ist im Vergleich zum Vorgänger in allen Belangen das bessere Spiel und eine echte Indie-Game-Perle.