Weihnachtsspezial 2018: Teil 1

Sothi | 22. Dezember 2018 | 00:01
Weihnachtsspezial 2018
Weihnachtsspezial 2018
Terminplan:
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern eben auch das Weihnachtsspezial auf die Erde nieder und beglückt euch mit satten Geschenken in Form von leidenschaftlich geschriebenen Artikeln aus der Feder befreundeter Twitter-, Podcast- und Blogautoren. Wobei sich das durchaus überschneidet: Wer hier regelmäßig mit liest, ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Teil dieses Spezials.

Mit dabei sind auch 2018 sowohl die alten Spielwiese-Urgesteine, als auch (relativ) frische Autoren.  Im Vergleich zum letzten Jahr lassen wir es diesmal ein wenig gemächlicher angehen. 2018 scheint gefühlt ein wenig stressiger zu sein und so haben wir uns diesmal dafür entschieden, den Podcast und den Nachschlag wegzulassen. Außerdem ist die Anzahl der Autoren in diesem Jahr deutlich kleiner. Grund: Ein größeren Aufwand hätte ich dieses Jahr nicht geschafft und besser weniger Autoren, als gar kein Weihnachtsspezial. Und diese Tradition aufgeben wollten wir einfach nicht. 

Jedenfalls: Vielen lieben Dank an alle, die mitgemacht haben!

Um was geht es?

Die Autoren haben sich bereit erklärt, hier im Blog Resümee über den Computer- und Videospiele-Markt des in Kürze endenden Jahres zu ziehen und uns ihre persönlichen Top 5 Games für das Jahr 2018 zu verraten – natürlich nicht einfach nur als reine Aufzählung, sondern mit ausführlicher Erklärung zum Warum und Weshalb. Komplettiert wird jeder Beitrag mit jenem Titel, den jeder Verfasser als seine persönlich größte Enttäuschung 2018 ansieht.

Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass es wirklich darum geht, welche Spiele der jeweilige Autor im Jahr 2018 gespielt hat; das Release-Jahr des Games spielt hierbei keine Rolle
.
So und jetzt genug geschwafelt. Lasst die Spiele beginnen! Den Anfang machen unser Brettspiel-Experte Jürgen ("der Graf"), Flo, Patrick und meine Wenigkeit. Und wer sich fragt, wie die Reihenfolge der Artikel zustande gekommen ist, ein kleiner Hint: Diesmal nach Eingangsdatum der E-Mails ;)

Die Teilnehmer des zweiten Teils werden aus Gründen des anhaltenden Spannungsbogens erst morgen bekannt gegeben.

Ein Klick auf [Weiterlesen] bringt euch zum kompletten Artikel.


SOTHIs Top Five 2018

Ich nehme es mir jedes Mal aufs Neue vor: Eine Liste von Anfang bis Endes Jahres führen, dann hat man es zum Weihnachtsspezial nicht so schwer, sich an all' die Spiele zu erinnern, die man so im Verlauf eines Jahres angesehen hat. Das ist inbesondere in meinem gehobenen Alter und der damit einher gehenden Demenz durchaus ratsam.

Leider hat eben jene Vergesslichkeit dazu geführt, dass ich eine Liste gegen meine Spiele-Vergesslichkeit geführt habe. Und so musste ich mir das Ganze anhand einer mühsamen Recherche zusammensuchen und enttäuscht feststellen: Hm, so dolle ist die Auswahl dieses Jahr aber nicht gewesen. Dazu aber dann weiter unten mehr beim Punkt Enttäuschung 2018. Und nun viel Spaß!

[Sothi penetriert seine Mitmenschen nicht nur in diesem Blog, sondern auch auf Youtube, in seinem Podcast und bei Twitter unter @sothilein]


Platz 1: Rogue Legacy (Switch)

Ich sagte es ja schon oft: Ein Spiel, das mir wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Warum Rogue Legacy auch in diesem Jahr auf der Liste erscheint und gleich sogar ganz oben auf Platz 1: Weil ich mir das Spiel nun schon zum dritten Mal (nach PC und Playstation) geholt habe – diesmal für die Switch. Und natürlich fleißig am Durchspielen bin.

Und für dieses Handheld ist der Plattformer wie gemacht. Ich will an dieser Stelle auch gar nicht so detailliert auf das Gameplay und die vielen Vorzüge eingehen. Das habe ich in den letzten Jahren oft genug gemacht. Ich kann nur sagen, dass der große Bildschirm der Switch, zusammen mit der Tatsache, dass ein Run eben immer wieder gut für einen Klogang zwischendurch ist, eine perfekte Kombination ist. Und damit ist die Switch auch gleichzeitig die beste Plattform für dieses Spiel, selbst vor meinem heiß geliebten PC. Und mehr noch: Es ist das erste Spiel für das sich der Kauf meiner Switch richtig gelohnt hat. Wer die Konsole besitzt und den Titel noch nicht hat: Zuschlagen!

Platz 2: God of War 2018 (PS4)

Der eine oder andere mag grantig darüber sein, dass God of War ein Sony-Exklusivtitel ist, aber ich sehe es andersrum: Lieber exklusiv, als dass solche Kaliber gar nicht erscheinen. Xbox-Jünger können ja ein (Klage-)Lied davon singen. Und Sony ist momentan nun Mal der einzige Konsolenproduzent, der solche epischen Triple-A-Titel (von der reinen Qualität der Optik und des Aufwands müsste es noch ein vierten A dazu geben) auf den Markt bringt.

Spielerisch ist das neue God of War eine Abkehr von allen bisherigen Serienteilen und bringt deutlich mehr Open World-Feeling ins Geschehen und transportiert das Ganze dank nordischer Mythologie auch noch in ein anderes Szenario. Kratos selbst ist ebenfalls sichtlich gealtert (und kommt natürlich mit dem obligatorischen Vollbart daher – wie sollte es 2018 auch anders sein) und bekommt deshalb seinen Sohn als Sidekick dazu. Entgegen aller Befürchtimgem darf ich sagen: Atreus ist nicht nervig, sondern eher nützlich. Nervig sind allenfalls Kratos‘ ständige Zurechtweisungen seines Sohnes, aber das ist ein anderes Kapitel.

God of War hat sich für einen Exklusivtitel unheimlich gut verkauft und dürfte für Sony Santa Monica nach dem missglückten God of War 4 eine Art Auferstehung sein – nicht zuletzt, weil das Spiel mittlerweile mit mehreren Awards ausgezeichnet wurde.

Platz 3: The Bard's Tale IV - Barrows Deep (PC)

Nach dem wirklich gelungenen Auftakt von The Bards Tale Remastered, das aber nur als Nebenprodukt von The Bards Tale 4 daher kam, waren wir jetzt natürlich alle auf das Debüt der vierten Bardensaga gespannt, das auf den Untertitel Barrows Deep hört. Das Spiel war ja einige Jahre in Entwicklung (meine Backer-Mail ist vom 02.06.15) und konnte in Rekordzeit über 1,5 Mio Dollar generieren. Interessant übrigens, dass inxile weitere 4-5 Mio in das Projekt reingebuttert hat, um es zu einem fertigen Produkt zu bringen.

Nachdem ich anfangs schwer enttäuscht war, was Optik und Spieldesign anging (Bards Tale IV ist zu Beginn mal so gar kein Bards Tale und sieht auch nicht nach einer millionenschweren Produktion aus), versöhnte mich das Spiel mit der Zeit durch seine vielen cleveren Rätsel, den durchaus ansprechenden Skillsystem, der später immer besser werdenden Optik und der mit der Zeit wachsenden Gruppe.

Zwar gefällt mir nach wie vor nicht, wie aus einem reinen Hack&Slay ein nahezu reines Rätselspiel gemacht wurde (Einteilung zwischen Puzzels und Kämpfe ca. 80:20) – was auch deshalb bedauerlich ist, weil das Kampfsystem ziemlichen Spaß macht, aber damit kann ich leben.

Platz 4: Two Point Hospital (PC)

Viele Jahre habe ich Bullfrog-Spiele als AMIGAner begleitet. Populous, Powermonger, Syndicate, Thema Park, Flood und später auch am PC mit Dungeon Keeper, Magic Carpet und eben Theme Hospital. Im Nachhinein halte ich Theme Hospital neben Populous für das vielleicht beste Bullfrog-Spiel und das einzige, das ich selbst heute noch (mit Mod) gerne spiele.

Two Point Hospital ist im Grunde genommen das gleiche Spiel in moderner Optik: Mit dem selben Aufbau, dem gleichen Humor und ähnlichen Spielmechanismen. Das kann man nun mutlos nennen oder auch als tolle Hommage bezeichnen. Für mich ist es eine Mischung aus Beidem – und trotzdem hatte ich viel Spaß mit dieser Krankenhaus WiSim. 

Platz 5: Enter The Gungeon (Switch / PC)

Für mich ein Überraschungstitel, der durchaus auf Rogue Legacy-Niveau hätte mitspielen können, da die Gameplay-Mechanik wirklich reibungslos funktioniert. Selten war ein Twin-Stick-Shooter so smooth in seiner Steuerung, selten so umfangreich und durchdacht. Selten hat ein Entwickler ein Szenario so konsequent in nur jeder erdenklichen Art und Weise umgesetzt (das Thema „Gun“ wird nahezu in jeder Situation verwurstet).

Ich habe dieses Spiel am PC und mehr noch auf der Switch genossen und doch gibt es einen Grund, warum Enter the Gungeon die höheren Weihen verwehrt bleibt: Es ist einfach zu sehr Rogue Like und zu wenig Rogue Lite. Denn dort wo Rogue Legacy mit seiner Progression, also dem Ausbau der Burg punktet, ist Enter the Gungeon einfach nur ein Neubeginn nach dem anderen. Ich würde gerne mal ein wenig besser werden, weiter kommen, aber bis auf einige NPCs, Random-Waffen und Abkürzungen schaltet man nichts frei, verbessert man nichts. Damit ist das Spiel natürlich immens gut geeignet für Leute, die nur danach streben ihren Gameplay-Skill zu verbessern. Der Rollenspieler in mir hingegen ist enttäuscht. Ein wenig mehr Rogue Lite – und Enter the Gungeon hätte mein Spiel des Jahres werden können.

Enttäuschung 2018: Meine Top 5

Als ich meine diesjährige Spieleauswahl angesehen hatte, musste ich wirklich ein wenig grübeln: Was? Bards Tale IV hats bei dir in die Top 5 geschafft? Dazu Enter the Gungeon und Two Point Hospital? Klingt ja relativ schwach, Herr Sothi. Und was soll ich sagen: Alles, was ich gerne gespielt hätte, konnte ich im Grunde aus Zeitmangel oder purer Unlust überhaupt mal etwas Neues anzuwerfen, nicht ausprobieren.

Das wären etwa die beiden PS4-Hämmer Spiderman und Detroit: Become Human. Die liegen hier quasi rum und setzen Moos an. Von den unzähligen Spielen, die in meiner Steam Bibliothek verschimmeln, ganz abgesehen. Beispiele sind da Pillars of Eternity 2 und Pathfinder: Kingmaker -- beides Titel, die es absolut verdient hätten, dass man länger mit ihnen auseinandersetzt. FIFA 19 und Black Ops 4 fühlen sich ebenfalls massiv vernachlässigt, seit sie in meiner Obhut gelandet sind. 

Kurz gesagt: Ja, ich möchte gerne, aber ich kann nicht. Und deshalb bin ich auch mit meinen Top 5 nicht zufrieden. Habe fertig.


Flos Top Five 2018

Hach, wat freu ick mir. Hab ich doch den Flo unterschwellig dazu gebracht, sich eine PS4 zu kaufen und dann landen gleich zwei PS4-Titel in seinen Top 5 für 2018 (und das einzige Box-Spiel ist der Flop des Jahres -- mir bricht das Herz). Ansonsten sehr mutiger Platz 1 und ein sehr ungewöhnlicher Platz 2. Aber alles vertretbar -- in sofern: los geht's!

[Flo findet ihr in der Blogosphäre unter 3Dshooter.com und bei Twitter]


Platz 1: Into the Breach (Switch)

Das zweite Spiel der FTL Macher setzt dem Jahr 2018 die Krone auf. Keine cineastische Produktion, kein ray-tracing sondern 64 Felder pro Runde in minimalistischer Pixel Optik sorgen für komprimierte Rundentaktik-trifft-Pacific-Rim. Jede Runde ist ein knifflig generiertes Puzzle, das aber stets eine ordentliche Lösung bietet. Die Einsätze meines Mech Squads sind über eine Kampagne mit vier Inseln plus finale Schlacht verteilt. Alle Upgrades gehen nach der Eliminierung des Squads verloren und ich darf nur einen Piloten mitsamt seiner Erfahrung in die nächste Zeitlinie, das Plot Device für das Rogue Element, mitnehmen. All das ist so kurzweilig und fordernd umgesetzt, dass ich kein anderes Spiel dieses Jahr länger auf der Switch gespielt habe. Auch nach meiner ersten erfolgreichen Zeitlinie bin ich sofort mit einer neuen, freigeschalteten Mech Einheit in die nächste Parallel-Welt gestartet. Je nach gewähltem Squad ändert sich auch die Taktik mitunter vollständig, was mich auch jetzt noch immer wieder ans mobile Endgerät zurücktreibt.

Platz 2: Call of Duty Black Ops 4 (PC)

Wer hätte das gedacht, dass ich auf meine alten Tage noch einmal ernsthaft einen (Call of Duty!) Mehrspieler-Shooter spiele, und dort auch noch nahezu ausschließlich den Battle Royale-Modus genannt „Blackout“. PUBG und Fortnite haben mich absolut kalt gelassen, ja mich sogar zu einem echten Royale Verweigerer gemacht. Nur durch Zufall hat mich die Beta zu Blackout dann doch noch in dieses Genre eingeklinkt. Überzeugt hat mich zunächst die ausgereifte Technik und das präzise Gameplay. Hier zeigt sich, dass der Blackout-Modus nicht nur eine nette Zugabe sein sollte, sondern mit viel Aufwand entwickelt wurde. Seit einigen Wochen hat sich das abendliche Blackout Match zu einem echten Ritual bei mir entwickelt und da geteiltes Leid halbes Leid ist hab ich kurzerhand einen alten Counter Strike Spieler aus dem Ruhestand geholt.

Der Titel hat übrigens auch noch irgendwas mit Zombies.

Platz 3: Spider-Man (PS4)

Ich bin mit meiner Meinung vielleicht in der Unterzahl aber Spider-Bindestrich-Man schlägt für mich dieses Jahr den Cowboy eindeutig. Die Spinne hat mich nämlich dazu gebracht, dass ich außerhalb der Story-Missionen für meine Verhältnisse viel zu viele nebensächliche Aktionen gespielt habe. Warum? Weil diese fast schon hypnotische Schwing-Mechanik ganz einfach Spaß macht. Viel mehr Spaß als stundenlang auf einem Pferd zu reiten. Aber nicht nur die Spinnerei sondern auch die Story selbst hat mich stets motiviert weiterzuspielen, und das obwohl ich eigentlich so gar kein Fan des Comic-Spiderman bin. Abzüge gibt es einzig für die Missionen, in denen man nicht Spiderman spielt. Die sind langweilig. Aber auch hier gibt es einen positiven Aspekt: Man darf bald wieder Spiderman sein. Und schwingen.

Platz 4: God of War (PS4)

“System Seller geht so” habe ich am 30. April getweeted und das gilt auch jetzt noch. Mit God of War wurde auch ich zu einem PS4 Pro Besitzer und wenn es auch in diesem Jahr nur zwei Gründe gab diese Hardware zu besitzen, dann ist dieser Titel einer davon. Anders als bei Red Dead Redemption 2 halten sich hier Produktion, Gameplay und Dramaturgie die Wage – und das auf höchstem Niveau. Auch God of War besitzt zwar einige Open World Elemente, die mich aber zu keiner Zeit von der spannenden Haupt-Story abgehalten haben. An einigen Ecken gibt es sogar exzellente Nebenquests von denen ich, man mag es kaum glauben, einige bestritten habe. Zwischen der opulenten Optik, den interessanten Figuren und dem kernigen Kampfsystem hatte ich wenig Gelegenheit den Controller aus der Hand zu geben und das ist bei mir stets ein Indiz für ein Top 5 Programm. Mehr zu God of War gibt’s übrigens in unserem Nanocast.

Platz 5: Dead Cells (Switch)

Rogue-like Spiele sind für mich sehr oft eine Hit-or-Miss Angelegenheit. Ständige Wiederholungen und Serientode gehen nur dann in Ordnung, wenn das Programm sich andere Vorteile herausarbeitet. Dead Cells hat sich bereits im early access auf PC durch liebevolle Pixelgrafik und stimmige Musik meine Aufmerksamkeit verdient. Letztlich aber bringen die Metroidvania Komponenten, die Progression via Skills & Waffen und allen voran das knackige Kampfsystem das Ding über die Top 5 Ziellinie. Was auf dem PC toll war wird auf der Switch übrigens aus meiner Sicht zu einem der besten Titel dieser Plattform. Tut euch selbst einen Gefallen und entscheidet euch, sofern ihr die Wahl habt, für die Nintendo Version. Der Switch Standby Modus und dieses Genre sind einfach füreinander gemacht.

Enttäuschung 2018: Red Dead Redemption 2

Ich gebe es ja zu, ich war noch nie ein großer Fan der GTA Spiele und bin inzwischen bei dem Etikett Open World auch sehr vorsichtig geworden. Das ganze Drumherum in diesem Genre interessiert mich meistens nicht und am Ende spiele ich nur die Kampagne. Nach ca. 50% Story Progress in RDR2 muss ich mich wirklich zwingen die Konsole wieder einzuschalten. Bisher sind mir sehr wenige Missionen in Erinnerung geblieben und alles fühlt sich unglaublich zäh und langatmig an. Wie es für mich persönlich besser geht, seht ihr auf Platz 3.


Jürgens Top Five 2018

Er ist unser Graf, unser Jürgen Graf, wohlgemerkt. Und er ist für den kulturellen Teil des Weihnachtsspezials zuständig. Warum? Weil er hier Jahr für Jahr die wahre Form des gemeinschaftlichen Spielens vorstellt: Brettspiele.


Platz 1: Azul

Zugegeben, es ist fast schon ein bisschen langweilig, diese Bestenliste mit dem offiziellen „Spiel des Jahres“ zu beginnen. Aber Azul ist tatsächlich das Brettspiel, das bei uns in diesem Jahr am häufigsten gespielt wurde. Der Grund? Man kann Azul in wirklich jeder Spielerunde spielen. Azul hat quasi keine Einstiegshürde. Es ist schnell erklärt und sofort verstanden. Mit Azul bekommt man den Spielemuffel ebenso an den Tisch wie den eingefleischten Vielspieler; und sie alle sind gut unterhalten. Azul ist „das Spiel, das immer geht“ und obendrein ein echtes Familienspiel für alle Altersklassen.

Ach so, worum es geht? In Azul sind wir Kunsthandwerker, die für den portugiesischen Königspalast prachtvolle Wandfliesen herstellen. Hierfür müssen wir uns zur rechten Zeit die richtigen Bauteile sichern, bevor unsere Mitspieler sie uns vor der Nase wegschnappen. Der Spielmechanismus ist ebenso einfach wie ausgeklügelt. Das Spiel geht schnell von der Hand und ist noch beim zigsten Mal unterhaltsam. Und wer davon noch nicht gewonnen wurde, den überzeugen die richtig schön gestalteten Spielsteine.

Keine Frage, Azul ist eher leichte Kost. Azul ist das Spiel, mit dem man neue Gesichter beim Spieleabend begrüßt. Das Spiel, das man herausholt, wenn an Weihnachten die Verwandtschaft anrückt und man nicht schon wieder Kniffel unterm Tannenbaum spielen will. Der „Aufwärmer“ beim Spieleabend, bevor man „zum Hauptspiel übergeht“. Genau deshalb wurde und wird es so häufig gespielt. Ich bin mir sicher, dass wir auch im nächsten Jahr viele unserer Spieleabende mit Azul eröffnen werden.

Platz 2: Spirit Island

Spirit Island“ dreht die Perspektive der typischen Kolonialspiele konsequent herum: Hier spielen wir ausnahmsweise mal nicht den glorreichen Entdecker und Siedler, der sich eine unerforschte Insel zu eigen macht. Stattdessen nehmen wir die Perspektive der Insel ein und versuchen, diese lästigen Trottel wieder loszuwerden, bevor sie uns das schöne Eiland ruinieren. In „Spirit Island“ spielen wir Naturgeister der besagten Insel – also Erdgeister, Flussgeister, Gewittergeister, sogar die Geister der Albträume. Jeder der Geister hat ganz eigene Kräfte, mit denen er die Kolonialisten das Fürchten lehrt. Doch erst wenn die Spieler ihre Kräfte miteinander kombinieren, entfalten sie ihre volle Macht.

Spirit Island“ ist ein kooperatives Spiel, das stark von den tollen Kombinationseffekten der unterschiedlichen Naturgeister lebt. Jeder der Geister spielt sich ganz anders und aus dem Zusammenspiel ihrer Kräfte ergeben sich immer wieder neue, überraschende Effekte. Alle Mitspieler arbeiten zusammen und müssen ihre Züge gut miteinander abstimmen, um eine Chance zu haben. Denn einfach ist das Spiel nicht: Die Spieler treten einer wahren Flut an Kolonisten entgegen. Es ist geradezu typisch für das Spiel, dass Krisenherde stets in mehreren Ecken der Insel gleichzeitig auftreten. „Spirit Island“ gewinnt dadurch einen gewissen Rätsel-Charme. In jeder einzelnen Runde stellt uns das Spiel immer wieder vor neue Zwickmühlen, die zunächst kaum zu bewältigen scheinen. In diesen Momenten lässt uns das Spiel gemeinsam rätseln, wie wir die Kräfte unserer Geister am besten kombinieren, um den drohenden Niedergang der Insel doch noch irgendwie abzuwenden. Es fühlt sich einfach nur gut an, wenn man dem Spiel „ein Schnippchen schlägt“ und durch kluge Kettenreaktionen eine scheinbar ausweglose Situation doch noch zum Guten wendet.

Spirit Island“ ist, was ich mir schon lange erhofft habe: Ein kooperatives Spiel, das ein gutes Stück komplexer, anspruchsvoller und – aus meiner Sicht – interessanter ist als die üblichen Kooperationstitel. Es ist immer wieder von neuem herausfordernd, hat eine hohe Variation und einen gewaltigen Wiederspielwert. Zudem lässt es sich auch hervorragend solo spielen. Qualitativ wäre „Spirit Island“ meine Nummer 1 in diesem Jahr, doch quantitativ kam Azul dann doch häufiger auf den Tisch.

Platz 3: X-Wing – das Miniaturenspiel

Wenn ich mir meine Bestenlisten der vergangenen Jahren anschaue, ist „X-Wing“ eigentlich konstant mit dabei. Kein Wunder: „X-Wing“ ist einfach das Wunderkind unter den Miniaturenspielen. Es hat für ein „Tabletop“ ungewöhnlich schlanke Regeln und verliert trotzdem nichts an taktischer Finesse. Für die Tüftler unter den Spielern bietet es starke Kombinationsmöglichkeiten aus Raumschiffen, Upgrades und Piloten. Der Hauptakzent des Spiels liegt aber auf dem geschickten Manövrieren und Positionieren der Raumschiffe. „X-Wing“ wird in erster Linie durch die „pilot skills“ des Spielers gewonnen und nicht einfach nur von demjenigen Spieler, der die fiesesten Kombinationen und teuersten Modelle auf den Tisch bringt. Obendrein ist „X-Wing“ deutlich günstiger und einsteigerfreundlicher als die üblichen Verdächtigen des Tabletop-Genres (wie z.B. Warhammer oder Warmachine); ein klarer Pluspunkt.

In diesem Sommer kam eine neue Regeledition von „X-Wing“ auf den Markt. Hat sich viel verändert? Eigentlich nicht. Ist es besser geworden? Eindeutig ja, vor allem die Balance wurde spürbar verbessert. Mit so viel neuem Material und Raumschiffkombinationen, die unbedingt noch gespielt werden müssen, habe ich wenig Zweifel, dass X-Wing auch in den kommenden Jahren in meiner Bestenliste zu finden sein wird.

Platz 4: Zauberei hoch drei

Noch ein Titel, der bereits im Vorjahr mit auf der Liste stand: „Zauberei hoch drei“ ist auch in diesem Jahr das wohl meistgespielte Kinderspiel in unserem Haus. Das Geheimrezept für erfolgreiche Kinderspiele lautet wie immer: Es muss auch Erwachsenen Spaß machen, und hier punktet „Zauberei hoch drei“ enorm.

Als Zauberschüler fliehen wir in diesem Spiel aus dem nächtlichen Zauberwald, während uns ein unermüdlicher Geist auf den Fersen ist. Wir folgen dabei den „Lumies“, hilfreichen kleinen Lichtwesen, die uns den Weg leuchten. Reihum würfeln wir und müssen die „Lumie“-Symbole, die auf den Würfeln aufgedruckt sind, unter verdeckten Plättchen aufspüren. Wir helfen uns dabei gegenseitig, denn gewonnen – oder verloren – wird in „Zauberei hoch drei“ stets gemeinsam. „Zauberei hoch drei“ verbindet einen kooperativen Wettlauf gegen die Zeit (bzw. den Geist) mit einem angenehmen Memory-Effekt. Der Schwierigkeitsgrad ist hervorragend getroffen: Nicht zu schwer für Kinder, aber auch für Erwachsene noch fordernd. Denn den Geist, den haben schon so manche der Großen mächtig unterschätzt…

Platz 5: Patchwork

Wäre Tetris ein Taktikspiel, so hieße es Patchwork. In diesem Zwei-Spieler-Spiel puzzeln wir einen Flickenteppich aus tetrisartigen kleinen Stoffstücken zusammen. Anders als bei Tetris geht es hier aber nicht allein um passgenaues Puzzeln, sondern vor allem um geschicktes Taktieren: Jedes Mal, wenn wir ein neues Stoffstück wählen, kostet uns dies zwei Ressourcen: Geld (stilecht mit Knöpfen bezahlt) und Zeit. Am Zug ist immer, wer bislang weniger Zeit verbraucht hat, was bei klugem Vorgehen Doppel-Züge erlaubt. Patchwork erfordert, die richtigen Teile für den eigenen Flickenteppich zu identifizieren, dabei sein Zeit- und Knöpfe-Konto in der Balance zu halten und stets zu versuchen, den Mitspieler „taktisch auszuspielen“. Das klingt nun verkopfter, als es sich in der Praxis spielt. Patchwork geht sehr leicht von der Hand und lässt sich auch vortrefflich „aus dem Bauch heraus“ spielen. Es hat ein tolles, ungewöhnliches Thema, ist wunderschön aufbereitet und zählt meiner Meinung nach zu den besten Zwei-Spieler-Spielen überhaupt.

Enttäuschung 2018:  Die Aufspaltung der Fraktionen in „X-Wing – das Miniaturenspiel“


Moment mal – stand „X-Wing“ nicht soeben auf der Bestenliste? Ja, absolut. Wie dort beschrieben kam in diesem Sommer eine rundum gelungene Neuauflage des Spiels auf den Markt. Diese brachte aber einen bitteren Wermutstropfen mit sich, den alteingesessene Spieler schlucken mussten: Die Raumschiffe der bislang bestehenden drei Fraktionen („Rebellen“, „Imperium“ sowie „Abschaum und Kriminelle“) wurden teils in neue Fraktionen aufgeteilt. Wo zuvor alle Raumschiffe des Imperiums und der „Ersten Ordnung“ gemeinsam in die Schlacht flogen, werden sie nun künftig streng voneinander getrennt gespielt. Ja, ja, das ergibt vom Fluff her schon alles Sinn. Schon klar, dass Kylo Ren nicht Seite an Seite mit Darth Vader ins Gefecht fliegt. Aber für einen Spieler wie mich, der sich auf nur eine Fraktion konzentriert, bedeutet das eben, dass eine ganze Reihe seiner teuer gekauften und liebgewonnenen Modelle plötzlich nicht mehr regelkonform spielbar ist. Das ist ärgerlich. Und ja, klar, ich kann die „verlorenen“ Modelle weiterhin in der alten Regeledition spielen. Will ich aber nicht. Ich will die neueste, beste Regelfassung und ich will darin alle meine Modelle spielen.


Patricks Top Five 2018

Patrick, in der der bunten weiten Welt des Internetz als MajorPanno unterwegs, wurde letztes Jahr noch mit den Worten "von Major werden wir noch deutlich mehr und öfter hören" angeteasered. Und siehe da: Sowohl im SWP, als auch hier ist Patrick mittlerweile eine feste Größe. Deshalb jetzt Vorhang auf für Patricks Top 5 für 2018:

[Patrick findet ihr bei Twitch und bei YouTube als Spieler mit Job]


Platz 5: Monster Hunter World (PC)

Was habe ich mich dieses Jahr darauf gefreut, dass ein Monster Hunter Spiel endlich auf die „großen“ Konsolen und den PC kommt. Im letzten Weihnachtspodcast habe ich das Spiel als meine Hoffnung 2018 bezeichnet. Zum Teil ist dies in Erfüllung gegangen. Monster Hunter World hat etwas geschafft, was ich nicht für möglich gehalten hätte: Es ist grafisch in der neuen Generation angekommen, hat die Vielfalt und Komplexität seiner Vorgänger zurückgeschraubt und sich somit einem breiteren Publikum sehr ansprechend präsentiert.

Mir gefiel das Spiel in den ersten Stunden sehr gut und es ist einfach eine wahre Pracht, wie die Gebietswechsel inklusive Ladepausen nun einer schön gestalteten großen Welt gewichen sind und die teilweise sehr umständliche Handhabung deutlich flüssiger von der Hand geht. Trotzdem hat es mich nicht so lange gepackt, wie ich vermutete, über 20 Stunden kam ich nicht raus. Das ist im Vergleich zu anderen Vollpreisspielen immer noch super, aber im Vergleich zu meinen damaligen Abenteuern in Monster Hunter nur wenig. Trotzdem schafft es das Spiel in meine Top 5, auch mit der Gewissheit, dass Capcom sicher gemerkt hat, wie gut ihre Nischen-Spielereihe dem breiten Publikum gefällt und wie ausbaufähig diese immer noch ist.

Platz 4: Surviving Mars (PC)

Können wir auf den Mars auswandern? Mit dieser Frage beschäftigte ich mich in dem Spiel „Surviving Mars“, das sehr unterschätzt wird. Ich habe das Spiel bei weitem nicht so lange gespielt, obwohl es das verdient hätte. In einer Mischung aus Survival-Aufbau und Wirtschaftsspiel muss ich zuerst mit einem begrenzten Kapital und wenigen Ressourcen von der Erde den Mars bewirtschaften und Grundlagen für eine Wohn-Kuppel schaffen. Erst wenn meine Wirtschaft funktioniert und genug Lebenserhaltung vorhanden ist, kann ich die ersten Bewohner von der Erde einfliegen lassen, um den Mars zu bevölkern. Spätestens dann wird „Surviving Mars“ tatsächlich zu einem Überlebensspiel, denn auf dem Planeten wächst bekanntlich nichts und Wasser sowie Sauerstoff muss in sehr kompliziertem Maße gewonnen werden. Habe ich die Wirtschaft nicht ordentlich miteinander verzahnt, so haut mir das Spiel spätestens beim Bau meiner zweiten Wohn-Kuppel meine Fehler um die Ohren. Kurzum: Ein Aufbauspiel der etwas anderen Sorte, das mir immer wieder Spaß macht und das von jedem einmal gespielt werden sollte, der sich darüber Gedanken macht, ob die Menschen irgendwann mal auf dem Mars leben können.

Platz 3: Octopath Traveller (Switch)

Oft sagt man klassischen Spielen ja nach, dass sie mit viel Liebe zum Detail gemacht wurden. „Octopath Traveller“ ist eines der besten Beispiele dafür. In den Stilen der alten Final Fantasy Teile wurde hier ein wundervolles Spiel designet, das zwar verdammt altmodisch aber auch verdammt gut ist.

Die namensgebenden acht Helden erleben jeweils ihre ganz eigene, bodenständige Geschichte in einer interessant gestalteten Fantasy-Welt. Jeder von ihnen hat eine spezielle Fähigkeit, mit der sie in Städten und Dörfern mit NPC interagieren oder im Kampf individuelle Aktionen auslösen können. Schnell findet jeder Spieler seine passende Gruppe aus vier Helden, die er jederzeit in einer Taverne neu zusammenstellen kann. Die Kämpfe spielen sich rundenweise und sind teilweise etwas grindig ausgefallen. Hat man aber mal den Dreh raus sowie ein bestimmtes Level erreicht, sind die Kämpfe nie lästig, solange man nicht zu mutig ist und sich in hochstufige Gebiete stürzt. Die größte Stärke des Spiels ist meiner Meinung nach auch der Fokus auf die acht einzelnen Geschichten, die jeweils aus mehreren Kapiteln bestehen und sich in beliebiger Reihenfolge spielen lassen. In jeder Geschichte steht nur ein Held im Mittelpunkt, die anderen sind in Gesprächen und Kämpfen beteiligt, aber haben keine Auswirkungen auf die Story. Es gibt dadurch zwar keine Rahmenhandlung, allerdings wird der Spieler dafür auch nicht durch mehrere unlogischen und teilweise unpassenden Nebenhandlungen gejagt, was viele andere Spiele ja gerne machen.

Grafisch ist „Octopath Traveller“ natürlich ebenfalls an die Klassiker angelegt, und wirkt auf den ersten Blick antik. Wer sich aber mit der Grafik anfreunden kann, erkennt auch hier, wie viel Liebe in diesem Spiel steckt. Wer also eines der heute ungewöhnlichsten aber besten Rollenspiele auf der Switch spielen möchte, der sollte sich „Octopath Traveller“ unbedingt anschauen.

Platz 2: Super Smash Bros. Ultimate (Switch)

Eine Woche bevor ich diese TOP 5 aufstelle, ist Super Smash Bros. Ultimate für die Switch erschienen. Wieso kommt ein Spiel, das ich erst eine Woche spiele nun auf Platz 2 meiner Jahresliste? Nun, das ist ziemlich einfach: Spätestens seit ich eine Wii habe, bin ich Fan der Smash Bros. Reihe. Es macht einfach unglaublich viel Spaß allein schon mitanzusehen, wie sich liebgewonnene Videospiel-Charaktere gegenseitig auf die Glocke hauen. Zumal mittlerweile auch einige Helden aus anderen Spielen wie zum Beispiel Solid Snake und Ryu ihren Weg in die Smash-Arena gefunden haben. Und die Auswahl ist riesig in Smash Ultimate: 74 Charaktere warten darauf, die Arena zu betreten. Nur 8 von ihnen sind zu Beginn verfügbar, der Rest muss im Abenteuer-Modus und in Smash-Partien vom Spieler freigeschaltet werden. Als Einzel-Spieler habe ich mit dem Abenteuer-Modus zunächst mal eine Menge Spaß, da ich zunächst nur mit Kirby alle anderen Kämpfer befreien muss. Unterstützt werde ich dabei von Pokémon-artigen Geistern, die meine Werte erhöhen, mich direkt in den Kampf begleiten oder mir spezielle Buffs oder Waffen mitgeben. Auf einer Oberwelt-Karte muss ich mich auch immer wieder entscheiden, welche Kämpfer ich frei schalte. Diese sind danach auch in den anderen Modi verfügbar, unter anderem im Online-Modus. Wer zudem wie ich ein Sammler der amiibo-Figuren ist, kann diese in Smash Bros. zum Leben erwecken und sie als Kämpfer auch hochleveln. Das Spiel bietet somit eine Menge Umfang, kann sowohl im Handheld-Modus als auch im TV-Modus mit einer noch nie so schön anzusehenden Grafik gespielt werden und ist auch für kurze Zeitfenster ideal, da eine Runde Smash auch mal nur 2 Minuten dauern kann, je nachdem wie gut oder schlecht ihr eben seid.

Platz 1: Herr der Ringe Online (PC) 

Alle von mir bisher genannten Spiele haben mir dieses Jahr sehr viel Freunde gemacht und mich gut durch das Jahr gebracht. Ein Spiel allerdings habe ich mit Abstand am längsten gespielt, und das ist „Herr der Ringe Online“. Meine Geschichte mit „Herr der Ringe Online“ beginnt sogar schon im Jahr 2008, als ich mir während meines Studiums die Special Edition des Addons „Die Minen von Moria“ holte, welche das Hauptspiel und 60 Tage Spielzeit beinhaltete. Moria habe ich bis heute nicht von innen gesehen, sieht man mal von den Kinofilmen ab. Jedoch hatte ich damals durchaus Spaß, doch das Spiel ging nicht so ganz an mich ran. Dieses Jahr stellte ich fest, dass ich in irgendeinem Humble Bundle einen Code für „Herr der Ringe Online“ übrighatte, recherchierte etwas und sah, dass das Spiel nicht nur auf Free2Play umgestellt wurde, sondern eben auch schon fünf weitere Addons erschienen sind. Zeit also, Mittelerde erneut zu besuchen. Natürlich ist das Spiel grafisch nicht so gut gealtert, doch es ist einfach wie ein bisschen digitaler Urlaub, durch das Auenland und Bree zu streifen, die Einsamen Lande zu durchreiten und die Wetterspitze von den Orks zurück zu erobern. Eine Welt, die ich nur aus Büchern und Filmen kenne wird von mir bereist und neu erlebt. Das kann bis auf das ein oder andere Star-Wars-Spiel kein Spiel für mich mehr leisten. Und so habe ich mich verliebt und besuche Mittelerde oft nach einem langen Arbeitstag in aller Ruhe. Ich lasse mir Zeit für die Quests, störe mich nicht an Aufträgen wie „Bringe mir 10 Wolfsfelle“ und erfreue mich daran, im Tänzelnden Pony Aragorn und Gandalf zu treffen, Bauer Maggot dabei zu helfen, Geister des Alten Waldes von seinem Feld zu vertreiben und mir von Tom Bombadil in einem der großen Hügelgräber den Hintern retten zu lassen. Denn wie auch die Hobbits in den Filmen fühle ich mich in „Herr der Ringe Online“ nicht wie der große Superheld, sondern wie eine kleine Wurst, die außer Schwert, Lederweste und Holzschild zunächst mal nichts hat. In den ersten Spielstunden bin ich auch in Gebieten, die von Banditen und Wölfen heimgesucht werden und auch im Sinne der Handlung noch unberührt von Saurons Schergen sind. Erst nach und nach reift mein Charakter zum Helden heran, bekommt bessere Ausrüstung und tritt schließlich selbstlos den Orks auf der Wetterspitze in den Hintern, diesmal ohne Tom Bombadils Hilfe. Nun mache ich mich auf den neuen, legendären Servern auf zu neuen Heldentaten und bin bald bereit für die Minen von Moria. Mittelerde auch 2019 bereisen? Ich bin bereit!

Enttäuschung 2018:  Triple-A-Spiele-Einheitsbrei


Mein Titel klingt hart und vielleicht auch zu allgemein formuliert. Aber dieses Jahr hatte ich echt ein großes Problem mit den ganzen Triple-A-Produktionen, was dazu geführt hat, dass ich kaum welche gespielt habe. Und die, die ich gespielt habe, haben mich furchtbar enttäuscht. Beginnen wir mal mit dem Lootbox-Microtransactions-Debakel, das Anfang des Jahres noch mit Star Wars Battlefront 2 einherging und was zu großem Unmut unter den Spielern führte. Dafür wurde Fortnite dieses Jahr ganz groß und führte ein Battle-Pass-Modell ein, mit dem die Spieler sich für bare Münze regelmäßig eine Freischaltorgie freischalten. Klingt komisch, ist aber so.

Hinzu kommt nun, dass die ganzen Single-Player-Open-World-Spiele für mich nicht nur kaum noch unterscheidbar voneinander sind, sondern es nun endlich geschafft haben, alle ihre Vorgänger einzuholen, bevor ich diese zu Ende gespielt habe. Hier liegen immer noch Mittelerde: Schatten von Mordor, Far Cry 3 und Assassin‘s Creed Origins herum, mittlerweile gibt es Mittelerde: Schatten des Krieges, Far Cry 5 und Assassin’s Creed Odyssee. Zudem erschienen dieses Jahr Spiderman und Red Dead Redemption 2 sowie God of War, alles Spiele, die ich gerne spielen würde, aber zu denen ich zeitlich erst kommen kann, wenn ich meine anderen Spiele „abgearbeitet“ habe. Und so langsam verliere ich den Überblick. Zumal sich auch die meisten Spiele gleich spielen und sich optisch, im Gameplay und leider oft auch in der Story immer weniger von ihrem Vorgänger unterscheiden.  Selbst Multiplayer-Titel bringen nichts neues mehr in die Welt der Videospiele, außer natürlich den neuen Heiland des Internets, den Battle-Royale-Modus. Sei es PUBG, Fortnite, Call of Duty oder Battlefield, so langsam juckt es mich auch nicht mehr, bei welchem Spiel dieser Modus zuerst da war. Fakt ist, es macht mir kaum Spaß, auf einer Map zu landen ohne Ausrüstung mit 99 anderen Spielern, die gefühlt 24/7 am Zocken sind und mich im Minutentakt aus dem Spiel befördern. Für mich ist ein Battle-Royale-Spiel eher der Lobby-Simulator 2018 gewesen, welches noch mehr originelle Ideen verdrängt hat.

Was bleibt sind sowohl im Single- als auch im Multiplayer Games-as-a-Service-Modelle, die mir persönlich nicht schmecken. Ein Singleplayer-Titel erscheint zum Release schon mit einem Season Pass, teilweise kommt der erste DLC schon im ersten Monat nach Release raus, bis dahin bin ich nicht mal ansatzweise mit dem Hauptspiel durch. Es wird zudem null Risiko eingegangen, ein Spiel gleicht dem anderen. Man könnte passenderweise zum Ende des Jahres einen sehr bekannten Dialog bringen, der wohl auch auf die die Triple-A-Spiele 2019 passen wird: „The same procedure than last year, Miss Sophie?“ „The same procedure than every year, James!“ 

0 responses to "Weihnachtsspezial 2018: Teil 1"