Der Multiplattform-Titel Questron wurde von den Brüdern Charles und John Doughert entwickelt und kann mit Fug und Recht als Ultima-Klon bezeichnet werden.
Dafür spricht nicht nur die frappierend an Ultima 1 erinnernde grafische Präsentation (Vogelperspektive in der Oberwelt, Egosicht in den Dungeons), das Kampfsystem oder die Notwendigkeit zu essen, sondern auch die Reaktion von Origin Systems, als ihnen der Titel angeboten wurde. Richard Garriott wollte es nicht nur nicht veröffentlichen, sondern drohte prompt mit Klage. Letztlich kam es doch zu einer Einigung: Das Spiel wurde von SSI veröffentlicht (und wurde der erste Titel von SSI mit mehr als 30.000 verkauften Kopien), bekam den Passus „Game structure and style used under license of Richard Garriott“ und Lord British eine Gewinnbeteiligung.
Aufgabe des Spielers ist es, den Wizard Mantor zu töten und ein magisches Buch zurückzuholen, mit dessen Hilfe Mantor das Land, das „Land of Evil“, mit Monstern überflutet hat. Kämpfe finden rundenbasiert in der Ober- und Unterwelt statt, zaubern könnt ihr jedoch nur in den Dungeons.
Neben den Anleihen oder auch direkten Kopien von Ultima 1, wartet Questron aber auch mit einigen neuen Ideen auf. So sind Monster gegen bestimmte Waffen anfälliger als gegen andere und es gibt Glücks- (Roulette, Blackjack, Double or Nothing) und Minispiele innerhalb des Titels. Gold benötigt ihr, um aufzuleveln. Um etwa Dexterity zu erhöhen, setzt ihr 50 Gold in einer Kirche um dann in eine zeitgenössisches Minispiel verfrachtet zu werden: Ihr müsst mit einer Kanone fliegende Bälle abschießen. Gelingt euch das gut, steigt eure Dexterity. Seid ihr weniger erfolgreich, ist nicht nur das Gold futsch, sondern eure Dexterity sinkt sogar. Ein Minispiel gibt es auch für die Veränderung der Intelligenz. Zumindest integrierte Glücksspiele sind in Zeiten von The Witcher, insbesondere dem dritten Teil, wieder en vogue. Interessant ist, dass ihr Händler ausrauben und töten könnt und im Rahmen der Story sogar eine Burg erobern und die Wachen töten müsst.
Questron bleibt insgesamt als Ultima-Klon in Erinnerung, lieferte aber auch neue Ansätze. Spannend ist, dass sich die frühen Rollenspiele der 80er fast ausnahmslos an D&D orientierten, aber bereits früh Ideen und Konzepte auch aus anderen CRPGs übernommen wurden. Ein Trend, der wenig überraschend bis heute andauert, auch wenn die Anleihen nicht immer ganz so offensichtlich sind wie in Questron. 1988 wurde Questron dann mit einem Sequel bedacht.