CRPG-Archiv: Akalabeth

Sothi | 7. Mai 2016 | 08:00
Akalabeth
Es kommt selten vor, dass der größte Feind eines Rollenspiel-Helden nicht seine monströse Umgebung, sondern das eigene Inventar ist. Doch genau das stellte sich bei meiner Akalabeth-Testphase heraus, in der ich zumeist an fehlenden Nahrungsmitteln verstarb. Richtig gehört: Ohne Essensaufnahme geht in diesem Spiel gar nichts: Jeder Schritt kostet eine der raren Einheiten. Und wer das nicht weiß, gibt seine spärlichen Anfangskröten für alles Mögliche, nur nicht für’s Essen aus.

Alles Mögliche, das hört sich nach einem Händler mit prall gefüllten Ausrüstungsregalen an. Wer auf so etwas hofft, hofft allerdings falsch: Ganze fünf Gegenstände sind käuflich erwerbbar und das schließt Waffen, Rüstung und Trinkets mit ein. Leider ändert sich dieses reichhaltige Abenteurer-Portfolio auch später bei der Beutevergabe nicht -- aber da greife ich schon etwas zu weit vor.

Anfangs werden wir nach einer Zufallsnummer gefragt und diese stellt sich als nicht ganz unerheblich heraus: Dungeonlayout, Spielweltdesign und einige andere Dinge werden hierdurch geregelt. Andere Nummer, andere Spielwelt. Akalabeth ist wie die (späteren) Kollegen Rogue oder Diablo darauf ausgelegt, mehrmals gespielt zu werden.

Storytechnisch steckt leider nicht allzuviel in Ultima 0, wie das Spiel auch gerne genannt wird: Lord British, Bewahrer des Lichts, schickt uns aus, die monströsen Hinterlassenschaften eines gewissen Mondain zu vernichten. Je nach selbst gewählter Stufe können dies bis zu zehn Feinde sein, die um die Ecke gebracht werden müssen. Mehr ist es eigentlich nicht. Lord British werden wir im Verlaufe der Ultima-Reihe noch öfter über den Weg laufen. Mondain und seinen Ablegern übrigens auch.

Einmal in die Spielwelt entlassen, bietet sich ein Bild des Schreckens. Und damit sind nicht eure Feinde gemeint. Auch wenn wir erst 1979 haben, Akalabeth’ 2D-Oberwelt sieht zum Gruseln aus. Gebirgszüge, Wälder und andere Objekte sind als solche kaum erkennbar. Städte sind zwar überall in der Spielwelt verteilt, bieten aber keinerlei Unterschiede. Interessant wird es erst beim Betreten eines Gewölbes. Akalabeth schaltet dann in eine 3D-Ansicht in Egoperspektive, die wegweisend für spätere Teile sein wird. Und auch wenn dieser Part heutzutage nicht gerade spektakulär wirkt, kann man sich die Wirkung auf die damalige Spielerschaft durchaus vorstellen.

Trotzdem: Da auch das Kampfsystem nicht über einen simplen Attack-Befehl hinaus geht, storytechnisch kaum Fleisch vorhanden ist und das komplette Gameplay aus Hack&Slay-Elementen besteht, denen die wesentlichen Belohnungsmechanismen (Looten und Leveln) fehlen, ist das Spiel aus heutiger Sicht kein echter Klassiker. Im Vergleich zur damaligen Konkurrenz würde ich Ultima 0 allerdings Temple of Apshai vorziehen.

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