Tragisch ist die Entwicklung einiger MMORPGs, die erst jüngst das Licht der Welt erblickten. Etwa bei Age of Conan: Hier werden demnext massiv Server heruntergefahren, damit die Spielwelt nicht völlig verwaist.

Age of Conan

Gut, das ist an für sich nichts besonderes, wird manch einer nun vielleicht anmerken. Und es stimmt: Bis auf dieses völlig unbekannte Spiel mit dem Kürzel WoW stagniert bei nahezu jedem MMORPG irgendwann die Spieleranzahl und Server werden zusammengelegt.

Was bei Age of Conan überrascht sind zwei Dinge: Zum einen ist das Spiel einfach noch ziemlich jung (ein schneller Blick auf sothi.de bestätigt mir den Mai 2008 als Startdatum) und zum anderen ist die massive Anzahl der abgeschalteten Server höchst erschreckend: Laut gamesindustry.biz wurden von 49 Servern nur noch schlappe 18 Stück belassen. Die Serverfarm wurde also um 31 Spielwelten bereinigt, was umgelegt auf die Spielerzahl bedeuten würde, das AoC innerhalb von einem 3/4 Jahr 63% seiner Spieler verloren hätte. Und das ist ein Trend, der sich trotz Serverzusammenlegung mit Sicherheit fortsetzen wird. Um die Zukunft des einstigen Hoffnungsträgers darf also spekuliert werden.

Mein Tipp: Age of Conan wird sich langfristig irgendwo zwischen 50 000 und 150 000 Spielern einpendeln und damit im Vergleich zum Genreprimus ein Nischendasein fristen.

Tabula Rasa bei NCSoft

Age of Conan

Noch schlimmer ergeht es derzeit Tabula Rasa, Richard Garriots ("Ultima Online") Vorzeigeprojekt bei NCSoft. Dass das Spiel nie ein großer Kassenschlager sein würde, konnte man sich schon nach der riesigen Verspätung und dem Science Fiction-Szenario denken -- Alien-MMORPGs erfreuen sich eben nicht der gleichen Beliebtheit wie ihre Fantasy-Pendants.

Dass das Spiel trotzdem eine treue Fanbase um sich gescharrt hat und in den Reviews im Schnitt ziemlich gute Wertungen einfahren konnte spricht für Tabula Rasa. Vergleiche mit EVE Online, das ja ebenfalls schwach gestartet war und jetzt außergewöhnlich gut positioniert ist, wären gar nicht so abwegig.

Doch es hilft alles nichts: Am 28. Februar ist entgültig Schluss mit lustig und damit Schluss für Tabula Rasa -- die Server werden dicht gemacht. Ein schwerer Schlag für all jene, die das Spiel derzeit aktiv spielen und gar nicht aufgeben möchten. Und ein Schlag ins Gesicht all jener, die das Spiel vor gar nicht allzulanger Zeit zum Vollpreis von 50 Euro in den Läden erstanden haben (Sammler-Editionen gar nicht miteinbezogen).

Ein Kapitän verläßt das sinkende Schiff

Fast schön unverschämt mutet da Lord Britishs kürzlich geäußerter Kommentar zur Schließung Tabula Rasas an. In diesem geißelt er die Entscheidung des Publishers NCSoft und drückt sein Unverständnis für die Aufgabe des MMORGs aus. Dazu möchte ich meinerseits einen Kommentar loswerden:

Lieber Mr. Garriot, wenn ich mich recht entsinne, waren Sie der erste, der das sinkende Schiff verlassen hat, um sich ans rettende Ufer zu schaffen. Von dem Prinzip "Der Kapitän bleibt bis zuletzt" halten Sie offensichtlich nicht sehr viel.

Nun stehen Sie dort an ihrem sicheren Ufer und schimpfen darüber, dass ihr Flagschiff untergeht, zu dessen Versenkung Sie mit Sicherheit Ihren Teil beigetragen haben. Das, Mr. Garriot, erachte ich als schlechten Stil und eines Lord British als unwürdig.

Kommentar Ende.

Übrigens: Tabula Rasa ist bis die Lichter ausgehen völlig kostenlos spielbar. Wer also wenigstens mal einen Blick auf das werfen möchte, was er in Zukunft verpassen wird, darf sich seinen Account unter http://eu.playtr.com/de/ abholen.

12 responses to "Das Sterben junger MMORPGs: Age of Conan und Tabula Rasa"

  1. Gerade Tabula Rasa zeigt sehr schön, das einige der großen Namen unter den Spieleentwicklern oftmals mit ihren Produkten die Qualitätsansprüche und Erwartunen der heutigen Kunden nicht mehr erfüllen können.
    Wann hat denn Mr. Garriot das letzte mal was wirklich gutes gemacht? Sein Ruf kommt von Ultima und Ultima Online. Die letzten Jahre kam aber nichst mehr großes von ihm. Trotzdem wird jedes mal ein riesen Wirbel darum gemacht, wenn er ein neues Spiel ankündigt.
    Und da ist Mr. Garriot nicht der einzige.

  2. Es ist doch klar bei der Vielzahl der MMOs die momentan kostenpflichtig und kostenlos im Netz rumfliegen, das nicht alle gespielt werden können und es auch Leute gibt die aus Langeweile kurzfristig so ein Spiel beginnen. Dass dann das ein oder andere wieder verschwindet ist doch fast schon logisch.

    Entweder man bietet halt permanent neuen Content oder das Spiel stirbt einfach und in Age of Conan war das ganze noch verständlicher weil das Spiel von Anfang an so verbugt war, das keiner richtig Fuß fassen konnte.

    Für mich ist das ganze eine völlig normale Entwicklung, die sich wahrscheinlich sogar in den nächsten Monaten und Jahren auf andere MMOs ausbreiten wird.

  3. Wenn ein Spiel eine hohe Qualität hat, kann es sich auch dauerhaft durchsetzen. Das war aber bei AoC und TR nicht der Fall. Das eine hat seine Kunden durch die hohe Bugdichte vergrault, das andere war einfach nciht massenmarktauglich. Man liest gerade in Spielezeitschriften immer wieder mal Sachen wie "endlich mal ein Spiel, was nicht das übliche Elfe-Zerge-Fantasy Setting hat". Aber die meisten Leute wollen meiner Meinung nach nun mal Zwerge, Elfen und Orks.
    Ich bin trotzdem der Meinung, wenn ein Spiel wirklich gut ist, dann kann es auch in anderen Settings überleben. StarWars Galaxy hatte ja scheinbar genug Kunden (bis sie ihr eigenes Spiel versaut haben.... was ich so gelesen hab).
    Wobei man da aber auch nicht der üblichen StarWars-Bonus vergessen darf.

  4. Hehe stimmt, Garriot und andere Designerlegenden wie Molyneux oder Sid Meier werden meiner Ansicht nach auch etwas überschätzt -- Molyneux bringt einen Hype nach dem anderen raus (ok, Fable 2 scheint wohl endlich mal wieder etwas zu taugen), von Meier hört man abseits von Civilization eigentlich auch nichts weltbewegendes, wenn man mal ehrlich ist, Will Wright hat mit Spore auch keinen großen Vogel abgeschossen -- und Garriot, tja der kriegt auch keinen Fuß mehr ins Genre. Die Zeit der Designerlegenden ist womöglich schon vorbei.

    Um nochmal auf das Thema MMORPGs zurückzukommen: Dass es keine unendliche Anzahl Online-Rollenspiele geben kann, ist schon klar (man darf sich dann aber auch fragen, warum jedes Jahr zig neue Produkte angekündigt werden). Erschreckend und schade zugleich ist doch aber die Tatsache, dass ein World of Warcraft die Spieler anzieht wie Magnet und dabei gute Ergebnisse wie eben Tabula Rasa auf der Strecke bleiben.

    Wären die Spieler ein wenig verteilter, würde das dem Genre unter Umständen ganz gut tun. Funcom hat's mit Age of Conan natürlich versiebt, da hat weder Performance, noch Content gestimmt. Bin beispielsweise bis 70 Level mit dem gleichen Equipment-Look rumgelaufen -- wie kann ein erfahrenes Team nur solche grundlegenden Dinge versieben?

  5. Es gibt viele MMORPGs mit 50-150 Tsd. Spielern. Everquest 1, Everquest 2, StarWars Galaxies usw.

    Das ist immer noch ein wirtschaftlicher Erfolg.

  6. Im Vergleich zu WoW ist das eine Nische und mit Sicherheit auch nicht Funcoms Anspruch -- schon gar nicht nach den großartigen Verkaufszahlen, die Age of Conan anfangs geliefert hatte. Auch Sony wird nicht zufrieden sein mit den Produkten, die sie so am Start haben. EQ 2 ging ursprünglich mal mit der Absicht an den Start, World of Warcraft Paroli zu bieten -- das ging gehörig in die Binsen. Everquest 1 hatte mal rund 550 000 Spieler -- die Zeiten sind leider lange vorbei.

    Ok, wirtschaftlich genug, um die Server nicht abzuschalten, sind sie sicherlich noch. Aber Mythic beispielsweise spricht davon, dass WAR erst dann ein finanzieller Erfolg ist, wenn das Spiel 500 000 Subscriber hat. Was wäre dann wohl bei einem Zehntel davon?

  7. EQ 1 / 2 / SWF und andere Spiele laufen alle bei Sony. Und dort kann ein MMO in deren RIESENRECHNENZENTREN ganz locker als eines von X MMOs weiterlaufen.

    EQ1 bekommt jedes Jahr ein AddOn. ;)

    Ach ja AddOn. Sothi - Hoffe auf nen Kommentar bei mir zum Thema "AddOn". Schau mal vorbei - Danke!

  8. Aber auch das Add On muss erst einmal entwickelt werden und kostet damit Geld. Wobei bei der Massenwaren-Qualität... die guten Add Ons haben für mich nach Planes of Power irgendwie aufgehört *g*.

  9. WoW ist würde ich sagen ein "Ausnahmespiel", nicht wegen des Spiels an sich, sondern eher wegen den Spielern die Blizzard schon vorher über Warcraft I-III hatte und somit quasi schon mehr Spieler mit brachte als alle anderen MMORPGs bis dahin hatten. Und wo viel lost ist, da geht man auch gerne hin. Ich würde sogar sagen, dass ein Großteil des Erfolgs von WoW nicht auf dem Spiel selber beruht, sondern einfach weil da eben verdammt viele Leute sind.


    Das neue MMORPGs meist "floppen" lieg meiner Meinung nach daran, das eben die meisten Spieler schon "geprägt" sind.
    Ich habe vor ca 12 Jahren mit Meridian59 angefangen, habe dann vor 10Jahren nach EQ gewechselt und das hat mich geprägt, als ich in EQ stand war ich erschlagen von den Eindrücken, der Grafik, den Möglichkeiten. Ich stand über eine halbe Stunde nur da und hab meinen Charakter aus allen Perspektiven betrachtet. Von der "Begeisterung" das ich weitere 3 Stunden brauchte um aus der Dunkelelfen-Stadt rauszukommen sag ich mal lieber nichts. Aber eben dieser Einstig in EQ und die Wochen danach haben mich in gewisser Weise geprägt.
    Jedes neue MMORPG das ich anspiele (und das ist so ziemlich jedes - ja Sothi, mit ner Weile auch WAR) muss sich mit EQ vergleichen und dem Gefühl das ich damals hatte.
    Das Problem an der Sache, eben dieses BigBang gibt es nicht mehr, kein Spiel nach EQ hat für mich solch einen Sprung in der Entwicklung geschaft.
    Wenn ich heute ein Spiel beginne, Zoome ich nicht mehr eine halbe Stunde um meinen Char und betrachte Ihn nur, wenn ich queer durch einen Kontinent renne, hab ich nicht mehr wie damals 2 RL Tage quasi permanent die Hosen gestrichen voll, weil ich sterben könnte und dann mind. 1-2 Tage Erfahrungspunkte im Eimer sind.
    Heute geht man nicht mehr mit lvl 8 - 15 auf einen Raid und erzählt noch Tage danach von diesem Erlebnis, weil heute ein Spiel ja schon scheiße wenn man nicht in 2 Tagen lvl 30 oder in einer Woche max. Level ist.

    Gut in EQ1 ist es schon lange nicht mehr so,aber wenn ich EQ spiele hab ich zumindest hin und wieder die Erinnerungen an die alten Zeiten.

    ...Man komm ich mir jetzt alt vor ...

    Ich denke ähnlich geht es den meisten, und da die allermeisten eben mit WoW begonnen haben, wird WoW für sie DAS Spiel sein.
    Wenn ein Spiel einen ähnlichen erfolg haben will muss es wohl ähnlich viele neue Spieler mitbringen, von anderen Spielen jemand "Abwerben" ist verdammt schwer.

    Oder eben von vorne herein mit kleineren Brötchen backen, dann muss man auch nich 70% der Server nach einem Jahr abschalten. Das dumme ist nur, jedes neue MMORPG wird gleich als neuer WoW-Killer in der Gaming-Presse hochgeschaukelt und es wird ein riesen Hype darum gemacht. Dann gibt es einen dicken Stau beim Release, weil nie genug Server da stehn, 2 Monate später flaut der Hype ab und die Server verweisen.

  10. Servus Rippchen,

    dachte schon du wärst verschollen -- welcome back ;)

    Bei folgenden Dingen gebe ich dir recht:

    - WoWs andauernder Erfolg basiert unter anderem darauf, dass das Game ein Massenphänomen ist

    - Bei jedem neuen MMORPG gehen Veteranen mit einem bestimmten Vorstellungsbild an das Spiel heran

    - Die ganz großen emotionalen Momente bleiben meistens den ersten Spielen vorbehalten, die man gezockt hat

    - Seit Everquest hat kein MMORPG eine echte Revolution ins Genre gebracht. WoW und Co. sind nur Evolution.

    Hier gebe ich dir nicht recht:

    - Auch andere Spiele bringen theoretisch eine große Fanbase mit: Sei es Warhammer (gibt's schon viel länger als Warcraft und hat auch ne riesige Fangemeinschaft) oder sei es Herr der Ringe Online (brauch ich ja nix zu sagen). Auch sowas wie Age of Conan hat prinzipiell jede Menge Anhänger -- Conan kennt so ziemlich jeder, der was mit Fantasy anfangen kann. Und das Spiel wurde ja auch unter anderem darum so gut verkauft (rund 1 000 000 Exemplare).

    - Ein Spiel floppt nicht nur, weil die Spieler geprägt sind, sondern weil das Spiel entwededer mangelehaftet ist oder eventuell dem falschen Genre angehört. Bei Age of Conan habe ich nicht aufgehört, weil das Spiel nicht so wie Everquest ist, sondern weil sich das Endgame und vieles andere als ziemlicher Schrott herausgestellt hat. Viele viele Hersteller machen viele viele größere und kleinere Fehler, die eigentlich nicht vorkommen dürften. Daran krankt es doch.

    - Ich denke auch, dass der allergrößte Teil der damaligen EQ-Spieler, auch die richtigen Hardcorler von damals, jetzt in WoW abhängt. Erinnerungen und Prägungen hin oder her.

  11. Stimmt schon, Bugs und Fehler im Gameplay sind natürlich auch mit ein Grund warum Spiele floppen.

    Und klar auch andere Spiele wie Herr der Ringe und Warhammer Online haben eine große Fan-Basis, aber es kommt lange nicht an Warcraft heran, zumal zum Beispiel bei Herr der Ringe die Fans auf Bücher und dem Film beruhen und nicht jede Leseratte auch PC-Spiele mag, da ist der Schritt der Blizzardianer von WarCraft zu World of Warcraft deutlich kleiner.


    Ach und von wegen verschollen, solltest langsam wissen ich komm sicherer wieder als ein Bumerang am Gummizug.

  12. lol, genau die Sprüche haben wir doch alle hier so vermisst ;)