Nicht ganz so viele Titel wie im letzten Jahr, doch dafür qualitativer – so könnte ich mein Spielejahr 2014 im Vergleich zur Vorjahresauswahl beschreiben. Interessant dabei: Alle Spiele, die ich 2013 spielen wollte und aus zeitlichen Gründen nicht konnte (ihr erinnert euch: Deus Ex 3, Arkham City, Spec Ops: The Line) haben es auch 2014 nicht auf meine Platte geschafft – aber das kann ich ja nun alles in 2015 erledigen.
Geändert hat sich 2014 die Systemauswahl: Ganz rausgeflogen ist die PS3. Dafür sind PS4 und iOS nachgerückt, wobei ich von dem iPad als Spieleplattform absolut ernüchtert bin. Dominant war bei mir natürlich auch 2014 als Spieleplattform Nr. 1 der klassische PC.
Platz 1: Rogue Legacy (PC)
Rogue Legacy hätte eigentlich schon 2013 die höhere Weihen dieser Top 5 erhalten sollen, konnte aber aufgrund meines persönlichen Redaktionsschlusses nicht mehr in die Auswahl mit einbezogen werden. Dann eben 2014. Und zu Recht, denn dieser Metrovania-Verschnitt im 16-Bit-Look hat bei mir etwas ausgelöst, das nur wenige Plattformer für sich beanspruchen können: Dauermotivation.
Gelungen ist dies mit einer Mischung aus sauberen Gameplay , inklusive nahezu perfekten Steuerung, abgedreht-tollen Ideen (Stichwort Erbkrankheiten), einem unglaublich guten Soundtrack, geschickt eingebauten Rollenspielelementen und, man höre und staune, einer Hintergrundgeschichte, die mich trotz der drögen Präsentation zu faszinieren wusste.
Kurz: Denke ich an Rogue Legacy, empfinde ich nur Liebe – was kann man besseres über ein Spiel sagen?
Platz 2: Legend of Grimrock 2 (PC)
Das erste Attribut, das mir bei Almost Human, den finnischen Grimrock-Entwicklern, in den Sinn kommt, ist Respekt. Respekt für die grandiose Wiederbelebung eines längst tot geglaubten Subgenres. Respekt für die konsequente Umsetzung all jener Komponenten, die Dungeon Master und seine Nachahmer ausgemacht hat. Respekt für die Grafik- und Rätselspezialisten, die ihren Job unheimlich gut hinbekommen haben. Und letztlich Respekt für das Produkt, um das es hier eigentlich geht: Legend of Grimrock 2.
Es war mir anfangs nicht klar, ob die Entwickler es schaffen würden, an die Qualität des nahezu perfekten ersten Grimrocks anzuknüpfen. Pseudo-Oberwelt in Blockschritten? Erinnert mich an den lächerlichen Wald in Eye of the Beholder 2 und an die schwache Immersion, die erst kürzlich bei Might&Magic X für Stirnrunzeln sorgte. Und eigentlich hat man auch den Eindruck, dass so ziemlich jedes Logik-, Bodenplatten-, Schalter- und Texträtsel diese Welt bereits im Vorgänger verarbeitet wurde. Was soll da noch kommen?, fragen sich selbst passionierte Dungeon Crawler-Liebhaber.
Womit wir wieder beim Thema Respekt wären, denn Grimrock 2 hat es nicht nur geschafft, eine glaubhafte (und zudem wunderschöne) Oberfläche zu präsentieren, sondern steigert sich in jeglicher Hinsicht: Größere und komplexer designte Dungeons, mehr Vielfalt in jeglicher Hinsicht, unheimlich abwechslungsreiche Rätsel und ein auf den Punkt verbessertes Charaktersystem. Stand heute kann ich mir nicht vorstellen, dass man das Ganze mit einem eventuell geplanten Grimrock 3 noch toppen könnte, aber das dachte ich ja auch schon nach Teil 1.
Platz 3: Elite Dangerous (PC)
Elite: Dangerous. Wer sich an den letztjährigen Podcast erinnert, wird sich entsinnen, dass ich all meine Hoffnungen auf diesen Titel gesetzt habe. Und im Prinzip auch nicht enttäuscht wurde. Ich kenne kein Kickstarter-Projekt, das innerhalb dieser relativ kurzen Zeitspanne auch nur ansatzweise so fantastisch umgesetzt wurde. Audiovisuell so unglaublich gut, wie ich es David Braben niemals zugetraut hätte und mit einer Immersion versehen, die es zum feuchten Traum eines jeden Occulus Rift-Besitzers macht. Dazu eine Galaxis, die die sprichwörtlichen Unendlichen Weiten mit Milliarden von Sternensystemen simuliert. Grenzenlose Freiheit, geht es überhaupt noch perfekter? Nun…
Hätte man mich vor 3-4 Monaten nach meinem Spiel des Jahres 2014 befragt, hätte ich ohne Umschweife Elite: Dangerous genannt. Doch da war das Spiel noch in der Beta und das Grundgerüst für eine noch nicht fertige Version geradezu fantastisch. Ein paar Monate und einen offiziellen Release später wird klar: Viel mehr als das ist auch zum offiziellen Start nicht hinzugekommen.
Klar, Frontier Development schraubt und poliert mit einer unheimlichen Patchflut, aber mich beschleicht dennoch das Gefühl, dass das Spiel zu früh veröffentlicht wurde. Beispielhaft dürfte das Mining sein, das in dieser Form nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.
Spricht man dieser Tage über Elite: Dangerous hört man auch immer wieder: Man muss sich Ziele selbst setzen, den Spielspaß durch seine Fantasie entdecken. Klar, es ist ein Sandbox-Spiel, da gehört das dazu. Und das Spiel macht es durch sein fantastisches Mittendrin-Gefühl auch nicht allzu schwer, diesen Gedanken umzusetzen. Aber letztlich muss der Titel auch über reine Flugphysik, akkurat umgesetzte Sternensysteme und atemberaubende Präsentation hinaus mit handverlesenen Content glänzen. Dazu gehört für mich, dass wir ein bisher unentdecktes Sternensystem anfliegen und darin tatsächlich etwas besonders entdecken: Eine tolle Geschichte, irgendeine Art der Interaktion mit der hiesigen Bevölkerung. Und nicht einfach durchfliegen, Sternendaten einsammeln und verkaufen – fertig.
Ich bin mir sicher, dass Frontier noch vieles in einem unheimlichen Tempo einführen wird. Und das in der bisherigen Qualität. Nur: Bis dahin ist Elite: Dangerous eher das Grundgerüst für ein unheimlich fantastisches Abenteuer. Versteht mich nicht falsch: Das Spiel ist in dieser Form vielleicht schon besser, als alles was Chris Roberts jemals für Star Citizen umsetzen wird, aber es könnte noch um so vieles fantastischer sein.
Platz 4: Dragon Age 3 – Inquisition (PS4)
2009 avancierte Dragon Age: Origins zu meinem Spiel des Jahres – und auch heute noch würde ich behaupten: Origins ist das beste Rollenspiel seit Baldur’s Gate. Wer sich danach das konsolifizierte Dragon Age 2 reinzog, konnte im Prinzip nur enttäuscht sein – obwohl mir der Nachfolger trotz aller berechtigter Kritik durchaus Spaß bereite.
Nun also Dragon Age 3, welches unter Dragon Age: Inquisition firmiert. Die namensgebende Inquisition ist quasi Dreh- und Angelpunkt unserer Aktionen, dient sie doch als eine Art Stützpunkt, in dem wir Gespräche mit NPCs und unseren Gefährten führen, verschiedene (strategische) Aktionen auslösen, Händler besuchen, die Ausrüstung verbessern und die nächsten Schritte unserer Storyline planen. Gepaart mit der außergewöhnlichen guten Optik (Frostbite Engine 3 sei Dank) und Biowares Idee, das Spiel etwas TES-esquer zu gestalten, sollte man eigentlich ein Bombenspiel erwarten, nichts weniger als das Spiel des Jahres 2014. Warum also doch nur Platz 4?
Für mich schwächelt das Spiel in einigen Punkten, die einem echten Origins-Nachfolger nicht unterlaufen dürfen. So ist das Kampfsystem in meinen Augen eine Farce. Und Farce ist noch der gemäßigtste Ausdruck, den ich gefunden habe. Nun bin ich wahrlich kein Verfechter langatmiger Rundenkämpfe und danke Gott für die Einführung der pausierbaren Echtzeitkämpfe der Infinity-Engine, aber das, was Inquisition da abliefert, ist böse: Taktik spielt kaum eine Rolle und wenn sie eine spielen würde, könnte man sie nicht umsetzen, da der so genannte Taktikmodus an Unübersichtlichkeit und Ineffizienz kaum zu überbieten ist. Die lieb gewonnen Taktikeinstellungen für die Automatismen der Charaktere, die man gerade nicht spielt, wurde auf ein Mininum herunterreduziert: Ich darf einstellen, ab wann die KI einen Heiltrank schlürfen darf und wie viele Phiolen sie übrig lassen muss. Das war‘s dann auch schon fast. Überhaupt die Idee, sämtliche Heilzauber gegen einen Tränkepool zu tauschen, ist für mich höchst grenzwertig. Im Grunde könnte ich mich noch seitenweise über das Kampfsystem aufregen, wäre da nicht die abartige Menüführung in Bezug auf das Inventar, für das man auch ein ganzes Kapitel einplanen müsste. Da häufen sich viele kleine und größere Mängel und ziehen das große Ganze in den Keller, das ich trotz all der Widrigkeiten eigentlich mag.
Und auch wenn sich meine Erklärung nun extrem negativ liest, so viel sei gesagt: Dragon Age 3 ist der Grund dafür, dass ich in Legend of Grimrock 2 noch immer das letzte Dungeon vor mir herschiebe.
Platz 5: Divinity: Original Sin (PC)
Mit der Auswahl für diese Platzierung habe ich mir bei Weitem am Schwersten getan, denn eigentlich wollten noch Diablo 3: Reaper of Souls und The Last of US Remasterd (PS4) mit aufs Treppchen. Beide mussten sich dann am Ende doch diesem Crowdfunding-Projekt unterordnen, das im Grunde alle Tugenden eines Ultima oder Baldur’s Gate in sich vereint. Sicherlich, das Spiel hat seine Schwächen. Es ist ein wenig bunt, der Humor ist etwas übertrieben, es spielt sich recht anachronistisch, der Schwierigkeitsgrad ist happig und als Neuling wird man von der schieren Fülle der Möglichkeiten schnell überfordert.
Das Paradoxe: Genau diese Punkte verbucht das Spiel eben auch auf seiner Habenseite. So finde ich die Grafik beispielsweise fantastisch (schaut euch mal vergleichsweise das ähnlich gelagerte Wastelands 2 an), die Komplexität der Möglichkeiten echt irre und den Schwierigkeitsgrad eben genau richtig. Hinzu kommt einer der besten Taktikkämpfe, die mir in einem RPG je untergekommen sind. Und natürlich der Umfang, denn wer Original Sin beginnt, ist wochenlang beschäftigt.
Enttäuschung 2014: Exklusivtitel der aktuellen Konsolengeneration (insbesondere Sony)
Let’s be honest: Die so genannte Next Gen-Konsolengeneration ist technisch, wie auch spielerisch ein Flop. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich schon in Foren gelesen habe, dass Leute vom Kauf der Xbox One oder PS4 Abstand nehmen, weil die aktuelle Titelauswahl sowieso am PC verfügbar oder (wenn exklusiv) einfach nicht gut genug ist. Ich gebe zu, in Bezug auf die One habe ich von Microsoft nichts anderes erwartet (eher bin ich positiv überrascht), aber Sony hätte eigentlich genug Studios gehabt, um mit einem starken Line-up zu glänzen.
Wer nun denkt, dass ich hier jedes Jahr Sony-Bashing betreibe, weil ich Sony nicht leiden kann, schätzt mich falsch ein. Vielmehr ärgere ich mich stets aufs Neue über die verpassten Möglichkeiten. Aktuell die Möglichkeiten, die Sony mit der PS4 hatte. Sagte ich hatte? Nun, es ist nicht so, dass ich einen Abgesang auf die PS4 anstimmen möchte, das wäre in Anbetracht der Marktführerschaft im Next-Gen-Bereich fehl am Platze. Aber: Aus dem riesigen Vorsprung, den Sony sich im ersten Jahr erarbeitet hat, hat man einfach nichts gemacht. In Mortal Kombat-Sprache ausgedrückt: Sie haben verpasst, den Finishing Move anzusetzen.
Der Finishing Move wären die Spiele gewesen, insbesondere die Playstationen-Exklusivtitel. Denn die waren in den vergangenen Generationen immer Sonys größter Trumpf. Nun war es für mich eine klare Sache: Sony bringt im ersten Jahr ein paar Hämmer auf den Markt und die aktuelle Konsolengeneration ist einkassiert. Doch was ist draus geworden? Es gibt ein paar ganz nette Exklusivtitel wie Killzone oder Infamous, den verpatzten Release Drive Club. Immerhin ein sehr gutes Remake namens The Last of Us Remastered. Aber ist das wirklich der Anspruch, den wir im Vorfeld gehabt haben? Ich denke nicht.
Für 2015 sieht es etwas besser aus: Uncharted 4 ist am Start und wird sicherlich der begehrteste Exklusivititel auf diesem Planeten werden, Bloodborne wird die Dark Souls-Jünger aktivieren, Drive Club ist inzwischen auch so eine Art Autorenn-Referenz und mit der Street Fighter 5-Exklusivtät hat Sony immerhin einen krassen Coup gelandet. Aber: da wir hier von 2014 reden, darf ich zumindest für dieses Jahr enttäuscht bleiben, oder?
|
|
Kleiner Nachtrag zu meinem Artikel und Assetto Corsa im Speziellen:
An dem Tag, als ich Sothi meinen Text zukommen lies, ging Assetto Corsa in den Release Status über. Leider habe ich davon erst später erfahren und dann auch nicht mehr dran gedacht, das ich es in meinem Text noch als early access Spiel bezeichnete.
In diesem Fall geht es mir mit AC in etwa so, wie Sothi mit Elite. Irgendwie hatte ich mir mehr von einer Version 1.0 erhofft. Der Multiplayer hat sich z.B. gar nicht weiter entwickelt, ist nach wie vor im Beta-Status. Was doch etwas seltsam ist, bei einer Release-Version.
Trotzdem möchte ich die Platzierung nicht ändern. Assetto Corsa ist für mich die aktuell multiplayer-spieletauglichste Rennsimulation. (jaja, da ist noch iRacing, aber für eine Rennsim mit Monatsabo fehlt mir die Zeit)
Und außerdem wird von Kunos weiter fleißig an dem Spipel gewerkelt und auch weiterer Content eingeführt. Die nächsten Tage soll z.B. ein RUF als Porsche Ersatz nachgereicht werden und die Rennstrecke Circuit de Barcelona-Catalunya wurde gerade erst als final lasergescannt vermeldet.
Gruß Andreas aka Druzil
PS: Ach und beim Durchlesen sind mir ein paar seltsame Tippfehler in meinem Text aufgefallen. Dafür möchte ich mich entschuldigen.
Schön zu lesen, dass ich vom Grafen zum Jürgen geadelt worden bin. So liest sich sozialer Aufstieg. ;-)
Schöne Listen – immer wieder spannend zu lesen, was abseits der Hypes tatsächlich gespielt wurde und wirklich begeistern konnte.
Viele Grüße und euch allen schöne Feiertage!
Jürgen
Assetto Corsa ist heute übrigens im Steam-Sale. War schon fast in Versuchung... :)
@Jürgen: Ehre wem Ehre gebührt ;)
Hi,
Who can I speak regarding advertising today?
Thanks,