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Fünf Spiele erstrahlten im Glanze von Sothis persönlichen Jahrescharts. Doch was ist mit all den Games, die mich im Jahr 2014 beschäftigt haben, ohne mit einer gesonderten Nennung gesegnet worden zu sein? Müssen solche Spiele sang- und klanglos in der Masse der knapp 40 Titel untergehen, die ich 2014 angefasst habe? Oder wäre es vielleicht angebracht, zu begründen, warum diese Spiele es nicht in die Top 5 (oder in die Enttäuschung des Jahres) geschafft haben? Hölle ja, ich denke, es wäre angebracht!
Und so beschäftigt sich der heutige Artikel und gleichzeitig letzte Teil des Weihnachtsspezials 2014 mit all jenen Spielen, die heuer nicht in der Auslese dabei waren und doch aus guten Gründen eine Erwähnung verdienen.
Knapp vorbei: Diese Titel hätten es fast geschafft
Knapp daneben ist auch vorbei: Diese Spiele haben es ganz knapp nicht in meine Top Five geschafft. Oft lag es nur an Kleinigkeiten, aber alles kann ja nicht aufs Treppchen.
Diablo 3: Reaper of Souls (PC)
Es wird gerne behauptet, dass Diablo 3 mit seiner Erweiterung Reaper of Souls erst zu dem Titel geworden sei, welcher er von Anfang hätte sein sollen. Weil ja das gehasste Auktionshaus weg ist. Und weil die Drops, insbesondere die begehrten Legendarys, endlich zur Klasse und Level passen. Um das mal richtig zu stellen: Die Änderungen kamen mit dem so genannten Patch 2.0 einher und haben somit mit Reaper of Souls erstmal nix zu tun.
Was das Add On tatsächlich gebracht hat, ist ein wunderschöner 5. Akt, einen eher blassen Boss, eine tolle neue Klasse (Crusader) und im Nachgang die Großen Nephalemportale mit den auflevelbaren Edelsteinen – und das macht, das ist unbestritten, richtig viel Spaß.
Tatsächlich wäre Reaper of Souls dieses Jahr fast auf dem Treppchen gelandet – nur gab es halt “frischere” Spiele, die es eher verdient haben, zumal Diablo 3 als solches ja bereits 2012 in meinen Jahrescharts vertreten war.
Might & Magic 10 (PC)
Wenn man ein Let’s Play zu einem Spiel wie Might&Magic 10 macht, kann man kaum behaupten das Spiel sei eine Enttäuschung. Das wäre auch völlig unangebracht, hat es mich doch viele Stunden gut unterhalten. Und es ist ein Spiel, das Retro durch jede Pore atmet – und darauf steht der Sothi doch, oder? Trotzdem: Als ich mir darüber Gedanken machte, ob ich M&M 10 in die Top 5 aufnehmen wollte, kam am Ende ein relativ klares nein dabei raus. Warum? Ich sag’s nicht gerne, aber: Das Spiel ist mir fast schon zu rückwärtsgewandt.
Wo ein Legend of Grimrock 2 zeigt, wie man altes Spieldesign gekonnt ins Jahr 2014 hieven kann, bleibt die Might&Magic-Spielwelt relativ steril, belanglos, fast schon unfreiwillig komisch. Es hat halt die Schwächen der ganz alten Rollenspiele: Man wird in eine große Spielwelt geworfen und das Grundziel ist eigentlich: Monster koppen und aufleveln. Story? Relative Fehlanzeige. Aber: Dafür gibt es auch nicht diesen Quatsch wie mitlevelnde Gegner. Hier erschließen sich neue Gebiete erst dann, wenn man gut genug ist. Und das macht wiederrum den Reiz des Titels aus.
Banished (PC)
Ich weiß: Man sollte dem Entwickler huldigen. Diesem 1-Mann-Betrieb, der Banished, den wahr gewordenen Traum aller WiSim-Fanboys, im Alleingang umgesetzt hat. Tatsächlich interessiert es mich aber nicht, ob das Spiel 5 oder 50 Leute auf die Welt gebracht haben. Bei mir zählt, ob das Spiel Spaß macht – und das tut es. Ich kann mich aktuell nicht erinnern, eine derart lebensnahe Aufbausimulation schon mal gespielt zu haben. Und selten war ein Spiel so schwierig zu meistern. Allerdings, und daran krankt Banish etwas, fehlt es dem Titel im Mid- und Endgame an Komplexität. Die Abläufe wiederholen sich schnell und man fragt sich dann doch schon mal, was man im Endeffekt erreichen will, jetzt wo doch jedes Gebäude mal gebaut wurde.
Was ich für mich ein Banished 2 daher wünschen würde: Ein größeres Entwicklungsteam, damit daraus wirklich (m)ein Spiel des Jahres werden kann.
The Last of Us (PS4)
Als ich mir vor einigen Monaten eine PS4 zulegte, war The Last of Us der erste Titel, der auf meiner Wunschliste stand. Ich kannte das Spiel nicht aus PS3-Zeiten und war daher mehr als freudig erregt, als ich den Naughty Dog-Titel zum ersten Mal startete. Und die ersten 20 Minuten waren auch recht beeindruckend, doch dann… nun, ich will hier keinen Frevel begehen, aber hätte man aus dem Szenario nicht viel mehr machen können, als im Grunde abgenutzte Action Adventure-Mechanismen zu wiederholen? Beispielhaft sei mal das ständige Herumtragen der Leiter genannt. Man könnte fast meinen, die Entwickler hätten sich gedacht: Hey schau mal, ich hab die Idee gehabt, einen Leiter-Mechanismus einzubauen. Die Routine benutzen wir jetzt öfter mal im Spiel, weil die Umsetzung für mich so aufwändig war.
Versteht mich nicht falsch: The Last of Us ist ein sehr guter Titel. Vielleicht der derzeit beste Next Gen-Titel. Aber es ist kein Meilenstein, weil fast alles, was das Spiel enthält, im Grunde gängiger Standard ist: Es wird viel geschlichen, viel gekämpft, viel geklettert. Aber hätte das Endzeit-Szenario darüber hinaus nicht noch viel mehr tiefgründigere Möglichkeiten geboten?
Tomb Raider (PC)
Der Tomb Raider-Reboot fand sich dieses Jahr bei einigen Autoren in den Jahrescharts wieder. Ich bin geneigt, dieser Einschätzung zuzustimmen. Warum es Tomb Raider bei mir dennoch nicht ganz nach oben geschafft hat, ist einzig und allein einer Tatsache geschuldet: Es ist im Grunde nichts Neues. Ich habe drei Uncharted-Teile gespielt und Tomb Raider könnte sich was das Spieldesign betrifft im Grunde Uncharted 4 nennen, wäre dann aber qualitativ aber ein Rückschritt in diesem Franchise.
Das klingt jetzt härter als es soll, denn Uncharted ist halt ein harter Konkurrent und zum zweiten bin ich von dem Spielprinzip mittlerweile auch gesättigt. Und so wird sogar Uncharted 4 nächstes Jahr, bei aller Qualität, zeigen müssen, ob es mich noch bei der Stange halten kann.
Mitläufer: Spiele, quasi nebenbei gespielt
Auch 2014 gab es für mich einige Spiele, die ich nicht mehr mit voller Inbrunst, aber doch ganz gerne nebenbei immer mal wieder angeworfen habe.
Papers, please (PC)
Die Idee, die hinter Papers, please steckt ist prinzipiell total toll und eines Sothi wert. Nur die Umsetzung ist letztlich Arbeit: Wer das Spiel erfolgreich meistern will, muss sich alle möglichen Regeln merken. Und da hatte ich so gar keinen Bock drauf. Dazu kommt dann noch eine Benutzerführung, die für mich nicht mehr als intuitiv durchgeht (aber ist von den Entwicklern vermutlich so gewollt). Kann man mögen, muss man aber nicht.
Mount&Blade: Warband (PC)
Alle Jahre wieder hole ich mal wieder ein Mount&Blade hervor. Diesmal sogar mit einer Lied von Eis und Feuer-Mod, die mir aber weniger taugte als das Original-Szenario. Warband kann man stunden- ja tagelang spielen. Und dann plötzlich aufhören, weil man keinen Bock mehr hat. Wer auf absolute spielerische Freiheit steht, wer Rings of Medusa mochte, wer Rollenspiel gepaart mit Strategie geil findet und auch gerne mal Kämpfe hoch zu Ross ausfechten möchte, der kann sich hier voll austoben oder auf den Nachfolger warten, der irgendwann in Kürze aufschlagen sollte.
Assassins Creed 4: Black Flag (PC)
Black Flag hatte ich zu meiner Grafikkarte umsonst dazu bekommen. Und so nahm ich mir dann doch irgendwann mal die Zeit, endlich wieder in ein AC reinzuschauen. Mein letzter Ausflug mit Ezio war schon einige Jahre her.
Grundsätzlich begeistert mich schon die grafisch beeindruckende Darstellung, grade im Wasser. Allgemein versprüht der Titel eine tolle Karibik-Atmosphäre. Leider erbt auch Black Flag alle Schwächen der Reihe. Ich habe halt einfach keinen Bock, jede Sammelaufgabe auf jedem kleinen Inselchen zu komplettieren. Und das ständige Hochkraxeln auf irgendwelche Anhöhen, nur um wieder ein Stück Karte aufzudecken, ist mittlerweile Spieldesign aus dem letzten Jahrzehnt. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, was Menschen dazu treibt, sich jedes Jahr einen neuen AC-Teil zuzulegen – im Grunde macht man stets das Gleiche. Und so werde ich vorerst wieder ein paar Jährchen Abstand von der Serie halten und mich intelligenteren Gameplays zuwenden.
Banner Saga (iOS)
Banner Saga habe ich mir tatsächlich 2x zugelegt: Für PC und iOS. Für letzteres weil ich endlich mal einen Grund haben wollte, mir das iPad gekauft zu haben. Aber ich will an dieser Stelle keine Plattformdiskussion vom Zaun brechen.
Zu Banner Saga: Stilistisch, das heißt Grafik, Sound, Atmosphäre – alles ganz toll. Auch der Kampf ist spielerisch nicht so übel. Aber darüber hinaus? Gameplay, wo bist du? Ich habe bis heute nicht kapiert, wozu man diesen Trek durchs Land führt. Aus welchem Grund man schauen sollte, mit möglichst viel Kämpfern, Varl und sonstwem durch die Gegend zu ziehen. Es hat spielerisch überhaupt keine Bedeutung. Auch die Story, von der ich mir viel mehr erhofft hatte, hat mich irgendwie kaum berührt. Hätte das Spiel den strategischen Part ein bisschen ausgebaut, wäre es vielleicht in meinen Top 5 gelandet.
Rome 2 (PC)
Nach Patch 55 oder so dachte ich mir, jetzt spielst du mal wieder Rome 2 (man hat ja schließlich fast 50 Euro dafür hingeblättert). Und siehe da: Es macht Spaß. Nicht ansatzweise soviel wie vorherige Teile. Und noch immer stört mich, dass die Übersicht in dem Spiel leidet. Dass die Kampagnen-Karte generell sehr lieblos wirkt. Und ich glaube es paar weniger belanglose Fraktionen hätten dem Spiel vielleicht gut getan. Aber doch, ich habe damit einige Stunden verbracht. Bis sich herausstellte, dass es im Grunde niemanden gibt, der mich aufhalten kann, ich aber noch 50 Provinzen zu erobern hatte. Da zweifelte ich dann wieder am Prinzip des ganzen Spiels und stelle hiermit für mich fest: Total War kommt mir nur noch für maximal 15 Euro ins Haus. Ehrenwort.
Gauntlet (PC)
Gauntlet, der alte Klassiker, hat mich in frühester Kindheit ein paar Joysticks gekostet, aber war immer ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch. Wenn auch nicht mehr, denn letztlich baute es doch auf einem ziemlich stumpfen Spielprinzip auf.
Das Remake hingegen bedient sich alter Tugenden (viel Killen, die gleichen vier Klassen, ein bisschen Hommage an die alten Teile), mixt das Ganze aber mit ansehnlicher Optik und einem tieferen Spielprinzip: Hier sammelt man Gold nicht nur zum Selbstzweck, sondern bessert damit eben seine Ausrüstung auf. Hätte ich mir für die ganz alten Gauntlets auch gewünscht. Kann man spielen – besonders im Koop.
Motorsport Manager (iOS)
Was soll ich sagen? Ganz nettes Rennsport-Zirkus-Spiel. Man managet einen Rennstall, stellt Fahrer ein, trainiert sie, schickt sie auf die Piste (was spielerisch gut gelöst und ganz spannend ist), baut sein Gelände ein wenig aus und sucht dann sein Glück in der nächsten Liga. Erinnert mich alles frappierend an gängige Kairosoft-Titel, auch wenn hier die Optik in einer ganz anderen Liga unterwegs ist. Hat, wie bei vielen Touch-Spielchen das große Problem, dass es an Tiefe fürs Endgame fehlt.
Galaxy Trucker (iOS)
Und noch ein iOS-Titel. Diesmal eine Adaption eines renommierten Brettspiels. Insgesamt gut umgesetzt, aber man merkt bereits während des Spielens, dass es eben nicht das Gleiche ist, ob man ein Brettspiel alleine zockt oder mit einer Gruppe live am Tisch viel Spaß hat. Grade Galaxy Trucker ist nämlich ein Spiel, das von dieser Atmosphäre lebt. Und das fehlt mir dann eben, was auch der Grund ist, warum ich das Spiel zuletzt kaum angerührt habe.
Verschenktes Potential: Anwärter zur Enttäuschung des Jahres
Neben der bereits genannten Enttäuschung des Jahres haben es noch ein paar Produkte verdient, besondere Erwähnung zu finden.
Civilization: Beyond Earth (PC)
Beyond Earth ist gaaanz knapp an der Enttäuschung des Jahres vorbei geschrammt. Ich kann dummerweise nicht so mal 100%ig sagen, woran es liegt. Aber was ich zum Ausdruck bringen kann, ist: Es packt mich so gut wie überhaupt nicht. Es entfaltet bei mir kein “noch eine Runde”-Gefühl. Im Gegenteil: Ich denke ständig, dass ich jetzt lieber Civ5 spielen würde – verrückt, oder? Exemplarisch sei mal der Tech-Tree genannt, der an Lieblosigkeit und Unübersichtlichkeit krankt. Auch fehlen mir echte Fraktionen: Die blassen Baukasten-Fraktionen, die da geboten werden, lösen bei mir überhaupt nichts aus. Die Quests sind nicht mehr als eine nette Idee, denn im Grunde schielt man bei den Entscheidungsfragen nur auf die Boni: Antwort a) gibt Bonus x, Antwort b) gibts Bonus y – scheiß auf den belanglosen Questext.
Wenn die Entwickler nicht so ewig lange an dem Titel rumgefrickelt hätten, würde ich Stein und Bein schwören, es hier mit einer Mod zu Civ 5 zu tun zu haben. Selbst die vermaledeiten Stadtstaaten sind wieder mit von der Partie. Es ist daher kaum zu glauben, dass das Spiel als Stand Alone-Produkt zum beinahe Vollpreis verkauft wird, was Firaxis in meinen Augen ziemlich an Reputation gekostet hat.
Planetary Annihilation (PC)
Ich weiß nicht, wer von euch jemals Supreme Commander gespielt hat. Für mich steht aber fest: Wer heutzutage noch abseits von Starcraft noch ernsthafte Echtzeitstrategie spielen möchte, kommt an diesem absoluten Ausnahmetitel nicht vorbei.
Außer natürlich, man findet etwas Besseres. Und das war ja so in etwa das Versprechen, dass die Entwickler von Planetary Annihilation gegeben haben. Und was ist draus geworden? Eine lahme Krücke. Ein Spiel, das den Tiefgang und die riesige Spielfläche des großen Vorbilds vermissen lässt und den Commander stattdessen damit nervt, dass man unterschiedliche Mini-Planeten besiedeln soll, was in der Praxis eher lästig ist und weit weniger Spaß macht, als es sich vielleicht theoretisch anhört. Dass der Singleplayer-Modus darüber hinaus mit der heißen Nadel gestrickt ist, passt eigentlich ins Gesamtbild. Die Quittung gab’s dann auch gleich hinterher: Das neue Kickstarter-Projekt von UBER scheiterte grandios. Vermutlich aufgrund der Drohung, in Human Ressources (so der Titel) die ganze Erfahrung aus Planetary Annihilation einzubinden. Oh Gott!
Age of Wonders 3 (PC)
Ich will es kurz machen: Ich weiß nicht woran es liegt, aber mit der Age of Wonders-Serie bin ich noch nie warm geworden. Letztlich läuft es für mich bei diesem Spiel immer auf Massenschlachten heraus: Wer die Runden nicht effizient nutzt, sieht sich am Ende einer riesigen Übermacht gegenüber. Hat man getrödelt, ist es vorbei. Da macht auch AoW 3 keine Ausnahme. Und damit ist das Spiel dann in der Tat ganz in der Tradition dieser großen Marke. Aber eben einfach nicht mein Spiel.
Destiny (PS4)
Oha, über 10 000 000 Menschen spielen Destiny. Da kann man sich mit Kritik ganz leicht die Finger verbrennen. Und es wäre auch im Rahmen dieses Kurztexts nicht ganz fair, das Spiel zu zerreißen. Daher nur ein paar Punkte: Mechanisch ist das Game für einen Konsolenshooter echt in Ordnung und macht auch in Sachen Präsentation einem Next Gen-Titel alle Ehre. Spielerisch war ich eher zwiegespalten: Für mich war das ganze Gamedesign im Grunde genommen ziemlich belanglos. Man geht mal da und mal dorthin. Ballert alles um. Manchmal geht’s in ein Dungeon. Manchmal fällt guter Loot, meistens jedoch nicht. Ansonsten wird die Spielwelt sehr generisch, obwohl ständig was passiert – aber eben so inszeniert, dass man sofort merkt, dass da einfach billige Respawns mit billigen Scripts ablaufen. Da haut mich nix um, da packt mich nix.
Anders sieht’s dann schon im Multiplayer aus: Ich gebe zu, die kleinen Rifts gegen fette Bossmobs machen dann und wann schon richtig Spaß. Nur eben nicht genug, um meine wertvolle Zeit mit einem einzigen (Online-)Titel zu vergeuden. Sorry, Destiny.