Everquest Tagebuch

Langsam werde ich ja richtig serientreu: Mein Everquest-Tagebuch befindet sich nun schon in der dritten Woche und noch immer kämpft sich mein armer geschundener Mönch durch die verwinkelten Gänge einer brandgefährlichen Gnollhöhle. Doch langsam zeichnet sich ab, dass ein Leben aus Tritten, Handkantenschläge und Erde fressen nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.

Prolog

Früher, in sehr grauer Vorzeit (Leser meiner Mainseite wissen, dass ich Everquest bereits 1999 zum ersten Mal betrat), war das Geschäft mit dem Mob noch um einiges schwieriger und nervenaufreibender. Aber auch deutlich spannender: Selten konnte mich ein Spiel zu solchen Wutausbrüchen treiben wie dieses, kaum ein anderes Spiel erzeugte aber auch derartige Glücksmomente.

Bei Everquest lagen Freud’ und Leid’ also schon immer eng beinander und all dies verarbeitete ich Beizeiten in einem Tagebuch, das ich im Zuge meiner Account-Reaktivierung in mehreren Teilen präsentieren möchte.

Anzumerken wäre vor der folgenden Lektüre noch, dass es zwischen dem Everquest von damals und jenem, das den Spielern heute zur Verfügung steht, doch deutliche Unterschiede gibt. Das gilt zwar nicht für die Begrifflichkeiten, aber wer in den EQ-Anfangstagen durch Norrath zog, konnte mit Wörtern wie Train, Pullen, Maintank, Damage Dealer, Nuken und all dem Zeug wenig anfangen. Der Grund: Viele Begriffe gab es vorher in keinem anderem Rollenspiel und erlebten in Everquest ihre Geburtsstunde.

Doch nun lasset das Tagebuch beginnen, das uns zurück in jene Zeit um den April 1999 führt.

Tag 8-10: Achter Spieltag - achter Level

Tag 8 bedeutet für mich gleichzeitig Level 8. Kein schlechter Schnitt also mit einem Level/Tag. Die Werte meines Monks bewegen sich mittlerweile im Below Average bzw. Average Bereich und im gleichen Maße wuchs glücklicherweise mein Bankkonto. Stattliche 20 Platinum Münzen habe ich bis jetzt in der Qeynos Hold eingemottet und diese eiserne Reserve wird um keinen Preis der Welt angerührt.

Langsam komme ich auch den EQ typischen Ausdrücken auf die Schliche. Wenn man jemanden "TRAIN" schreien hört, darf man sich auf übles gefasst machen, denn diese Bezeichnung steht für ein Monsteraufkommen, dass sich zumeist auf einen bestimmten Charakter konzentriert. Das Ganze kann man sich so vorstellen: Schlägt man etwa nichtsahnend einem herumstehenden Gnoll die Nase platt, könnte es unter Umständen sein, dass sich ein weiterer Gnoll, der in unmittelbarer Nähe des Kampfplatzes aufhält, angesprochen fühlt und ebenfalls munter auf uns eindrescht. Dabei bleibt es aber zumeist nicht, da auch dieses Monster wieder nahestehende Gnolle aktiviert etc. pp.

Besonders übel ist es, wenn man den Gegner fast tot hat, dieser wegläuft und Verstärkung holt. Jedenfalls sieht es im Endeffekt so aus, dass man als Spieler von mindestens 4-5 Gnollen umzingelt ist, die unmöglich von einem allein getötet werden können.
Und jetzt kommt die Reaktion, die in einem solchen Fall die einzige Lebensrettung ist: RENNEN!

Während man versucht, dem Rudel zu entkommen, bildet sich hinter einem quasi eine "Gnoll Schlange", die eben so aussieht, wie ein Zug mit vielen Waggons. Hat man sehr viel Glück, schafft man es in die nächte Zone, in der einem die Monster nicht folgen können - in den meisten Fällen liegt unser Charakter aber tot am Boden.

Naja und genau diese Trains werden mir an diesem 8. Tag zum Verhängnis. Immer, wenn ich mir einigermaßen viele Erfahrungspunkte erkämpft hatte, erwischte mich so ein verdammter Train und die EXP Anzeige verlor sich in bedrohlich tiefe Regionen. Irgendwann war die Kill-/Sterberate meines Monks dermaßen schlecht, dass ich ein komplettes Level verlor und mich wieder in Stufe 7 befand.

Everquest Gnoll Train

Train to Zone!!!einself

Logisch, dass da die Entmutigung sehr groß war - man stelle sich vor: in 3 Stunden rund 15x verreckt und am Ende steht man schlechter da, als am Anfang des Spieltages. So etwas frustriert ungemein! Erfreulicherweise traf ich am nächsten Tag durch Zufall 2 Spieler, die nicht nur der deutschen Sprache mächtig waren, sondern sogar aus alten Meridian 59 Tagen stammten.

TUI Mitglied Merkura kannte ich zudem noch aus der Zeit, in der ich noch auf 111 verweilte und mit den Lords of Fire die Gegend unsicher machte. Nachdem wir ein bisschen Smalltalk abgehalten hatten luden mich beide ein, zusammen als Gruppe durch Blackburrow zu ziehen. Ich nahm gerne an und durfte feststellen: in einer Gruppe zu kämpfen macht nicht nur Spaß, zudem ist sie auch sehr erträglich für das EXP Konto. Nach ein paar Stunden verabschiedete ich mich von beiden mit der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen und nur  wenige Stunden später erreiche ich schließlich Lvl 9... hurra :)

Tag 11-14

Langsam wird es wirklich schwer, mit diesem Mönch weiter aufzusteigen. Ich habe mir zwar als Ziel gesetzt, den Charakter nur noch bis Stufe 10 zu spielen, doch auch das stellt sich als langwieriger heraus, als man es sich vorzustellen vermag. Die richtig fetten Monster connen für ihn zumeist in gelber Schrift, und die blauen Zeitgenossen geben zu wenig Punkte. Es wird also langsam Zeit, endlich mal mit einem festen Kampfpartner die Landschaft unsicher zu machen.

Rippi verspricht zwar schon seit etlichen Tagen, dass er seine Dunkelelfen Necromantin nach Quenos führt, doch scheinbar macht er sich vor Angst noch in seine verschlissene Robe hehe ;-))

Jedenfalls kämpfe ich im Moment noch mit Händen und Füßen darum, die erste von 5 Blasen des Erfahrungsbarometers aufzufüllen... mühselig, mühselig, vor allem, weil mein Mönch die Hälfte seiner Zeit mit Rasten und dumm schauen verbringt. Es wird auch deshalb höchste Zeit mit anderen deutschsprachigen EQ Spielern in Kontakt zu treten und was würde sich dafür besser eignen, als eine Gilde? Problematisch ist halt nur eins: Jede dt. Gilde dieses PVP Servers ist berühmt-berüchtigt für ihre Player-Killer Aktivitäten, die vor allem der ODRF auf M59 Server 111 (auf 117 war der Nightmare glücklicherweise siegreich muhahaha) zur Genüge demonstriert hat.

Trotzdem bleibt der Fakt bestehen, dass eine Gilde klare Vorteile hat und da ich zufälligerweise mit der guten alten Heather/Seeta ein interessantes Gespräch geführt habe, komme ich jetzt doch etwas ins Grübeln.

Jedenfalls halte ich mir erst mal alle Möglichkeiten offen und überlege unterdessen, welche Klasse Charakter Nr. 3 sein soll: Magier, Wizard, Druide?...

2 responses to "Everquest-Retro-Tagebuch: Tag 8 bis 14"

  1. Hallo Alex, mit grossem Interesse warte ich jede Woche auf die Fortsetzung :)
    Und ich bewundere die Ausdauer der Everquestspieler, ich habe so in diesem Zeitraum mit Diablo meine Onlinekarriere gestartet.
    Auch ich begab mich in alte Gefilde und zocke mal wieder Lotro nachdem das ja inzwischen F2P ist.

    In erwartung der nächsten Woche/Fortsetzung schönen Gruss

    Michael aka Misch

  2. Hey Mischa,

    schön, dass du dich mal wieder meldest :)

    Ja, die Frustresistenz eines Everquest-Spielers war damals schon ziemlich hoch. Dagegen fühlte man sich dann in WoW quasi wie im Paradies.

    Viel Spaß in Lotro!