Alle (Rollenspiel-) Welt redet derzeit von The Witcher. Die einen strafen es ab (wie jüngst in Christian Schmidts Gamestar-Test passiert), die anderen handeln als es Rollenspiel-Offenbarung. Wie bildet man sich also am besten ein Urteil? Richtig, indem man das Spiel einfach mal selbst ausprobiert.


Gleich vorweg: Ich hatte das Spiel lediglich zwei Tage aus der Videothek, kann also nicht beurteilen, wie sich das Game im späteren Verlauf entwickelt. Wohl aber kann ich über die Eindrücke berichten, die darüber entschieden haben, ob ich weitere Zeit und natürlich Geld in The Witcher investieren möchte.

Der erste Eindruck, den das Spiel liefert, ist erst einmal der Patch-Vorgang, der an für sich schon mal leicht buggy zu sein scheint. Obwohl ich nämlich auf den Knopf „Updates“ klicke, den Patch herunterlade und installiere, will er mir bei jedem weiteren Klick auf „Updates“ den gleichen Patch noch einmal herunterladen. Eine Prüfung der aktuellen Spielversion ist bei dieser Routine wohl nicht vorgesehen.

Danach kommt das ausschweifende Intro. Beindruckend ist vor allem die Länge der Sequenz, weniger die technische Ausführung oder Dramaturgie. Die letzten Bilder, die mir das Intro liefert, zeigt meinen Geralt, wie er panisch durch die Pampa rennt, dort zusammenbricht und von ein paar Figuren (Bauern, Jägern oder seinen Häschern?) mitgenommen wird.

Schnitt

Die nächste Sequenz zeigt mich im Inneren einer Festung (mittlerweile Spielgrafik), in der ich wieder recht genesen wirke. Die Personen, die mich zuvor hierhergebracht haben, scheinen mir zumindest wohlgesonnen gewesen zu sein. Tatsächlich wirken die hier ablaufenden Gespräche sogar schon recht vertraut, was mich ein wenig wundert, da ich davon ausgehe, erst wenige Stunden hier verbracht zu haben. Unten im Burghof üben ein paar grimmig dreinblickende Soldaten den Schwertkampf. Was mir an dieser Stelle schon auffällt: Die Gesichtstexturen des langhaarigen alten Anführers sehen recht realistisch aus. Die restliche Grafik befindet sich auch auf gehobenen Niveau, allerdings ohne wirkliche Begeisterungsglotzer wie seinerzeit bei Oblivion zu verursachen.

Plötzlich wird die Burg angegriffen und man involviert mich direkt in den bevorstehenden Kampf. Schon da wird klar: Komplett vergessen scheine ich das Führen eines Schwertes noch nicht zu haben, aber die Kampfmaschine aus dem Intro bin ich wohl auch nicht mehr. Während des Angriffs bekomme ich die wichtigsten Regeln erklärt. So gibt es die Möglichkeit von Kombo-Attacken, die den Nahkampf drastisch verstärken. Dieses Feature entpuppt sich allerdings lediglich als wiederholtes Klicken zum richtigen Zeitpunkt und mutiert damit mehr zu einer Konzentrationsübung als zur taktischen Komponente. Auch grafisch machen die Kombos selbst nach der dritten Sequenz nicht viel her -- ein wenig enttäuschend.

Zusätzlich wird der Kampf noch durch das Aussuchen des Kampfstils taktisch gewürzt. Eine Schlagvariante für schnelle, für langsame und eine für in Gruppen angreifende Gegner steht zur Verfügung. Ob einem das Feature gefällt oder nicht ist wohl Geschmackssache. Ich selbst hätte es nicht vermisst; das Herumspringen zwischen den Stilen fand ich eher nervig als interessant.

Mängel in Steuerung und Übersicht

Apropros nervig: Das Spiel offenbart schon relativ früh gewisse Mängel in Steuerung und Übersicht. Das Durchschalten der drei Perspektiven erbrachte mir kein echtes Wohlfühl-Ergebnis, wobei mir hier die Third-Person-Variante mit direkter Steuerung über WASD noch am ehesten zusagte. Grundsätzlich fiel mir aber auf, dass Geralts Steuerung leicht schwammig von statten geht und die Reaktionen in Kampfsequenzen in Bezug auf Mausklicks auch nicht immer schlüssig sind (sprich: man klickt drauf, aber es passiert irgendwie nix).

Im Verlauf des Kampfgeschehens schickt mich der Alte mit dem Pferdeschwanz auf eine wichtige Solo-Mission. Etwas verwunderlich zwar, dass er mir und meinen wackeligen Kampfkünsten schon soweit vertraut, aber gut, irgendwie muss das Tutorial ja weitergehen. Ziel: Ein Fallgitter muss geöffnet werden. Beim Gitter angekommen fallen mir zwei Dinge auf: Erstens: Obwohl die Burg-Verteidiger um ihr Leben kämpfen und aus Leibeskräften darum bitten, endlich das Fallgitter zu öffnen, sterben sie einfach nicht. Auch nicht nachdem ich aus einer 30minütigen Essenspause zurückgehrt bin. Zweitens.: Ich bin überhaupt nicht in der Lage das Fallgitter zu öffnen. Es gibt einfach keinen Knopf, der sich aktivieren läßt. Lösung nach langem rumssuchen: Irgendwo auf dem Weg habe ich einen Feind links liegen lassen. So lange dieser noch am Leben war, bleibt auch das Fallgitter funktionslos. Ahja.

Weiter geht’s gegen noch mehr Gegner. Und naürlich warten weitere (Tutorial-)Aufgaben auf ihre Beendigung. Diesmal im Burginneren. Spätestens hier fällt auf: The Witcher birgt eine Menge unangenehmer Ladezeiten. Das Betreten des Burginneren dauert gut 1+ Minute. In der Burg selbst bleibt man vor unerwünschten Loading Screens leider auch nicht verschont, denn hier separieren sich der Keller und die oberen Stockwerke ebenfalls durch eigene Ladesequenzen. Warum das so ist, bleibt nur zu vermuten -- schlampige Programmierung ist nur einer der Begriffe, die mir hierzu einfallen. Nervig ist es allemal.

Hexer unter Hexern

Doch weiter im Geschehen. So langsam wird klar, warum mich alle so gut kennen: Ich bin hier beleibe kein Fremder, sondern ein Hexer unter Hexern. Und dabei dachte ich, ich wäre etwas besonderes. Immerhin muss ich die Mission im Burginneren nicht alleine antreten. Mir wird der junge Witcher-Anwärter Leo zur Seite gestellt, dessen Geschichte reichlich ungeschickt in den Vordergrund getragen wird, so dass jetzt schon klar ist, dass der Jungspund entweder eine ganz große Rolle in The Witcher spielt oder aber sofort über die Wupper geht. 10 Miunten später wird klar: Letzteres ist der Fall. Schlimmer noch: Unser Geralt schaut nur dumm aus der Wäsche und rührt keinen Finger. Später heißt es dann lapidar zum Pferdeschwanz-Mann „Ich konnte ihm nicht helfen“ - kein Wunder, wenn man nur zuschaut.

Einige Kämpfe und Ladescreens weiter erhalte ich meinen ersten Level-Up. Ich soll nun meditieren, um mir neue Fähigkeiten auszuwählen. Der Skill-Screen ist auf den ersten Blick verwirrend, entpuppt sich aber bei genaueren Hinsehen als großzügig angelegt -- hier versteckt sich bestimmt weiteres Spielspaß-Potential für spätere Stufenaufstiege. Kurios: Meditieren/Schlafen geht wohl nicht immer und überall. Lediglich im Dialog mit dem Grauhaarigen steht mir die Funktion zur Verfügung. Seltsam.

Teil 2 folgt in Kürze :)

2 responses to "The Witcher: Der Eindrücke erster Teil"

  1. Sehr guter Bericht. Kann man weiterempfehlen.

  2. Danke für das Lob. An Teil 2 wird schon fleißig gearbeitet, sollte die Tage online gehen.