Neue Rubriken weihe ich ganz besonders gerne ein und dann ist es gleich eine, die sich (hoffentlich) größter Beliebtheit erfreut:
Nachdem ich nun schon einige Jahre (puh, ist das schon wieder so lange her?) einen iPod-Touch besitze und sich sogar mein engstes Umfeld geradezu in phänomenale Unkosten stürzt (von 40-70 Euro im Monat ist alles dabei), um mit dem frisch erworbenen iPhone mobil ins Internet zu gehen, kam ich zu dem Schluss, dass es da draußen scheinbar doch ganze Legionen an Apple-Jüngern geben muss, die das schicke Gerät ihr Eigen nennen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wie wir alle wissen, gibt es im App store eine gefühlte Milliarde Applikationen – viele davon sind einfach schrott, einige hingegen echte Perlen, die es nicht selten sogar gratis oder für lächerliche 79 Cents zu kaufen gibt.
Da ich ab und an selbst mein iTunes anwerfe, um mich mit Games für unterwegs zu versorgen, wäre es quasi eine Todsünde, euch nicht über entsprechende Empfehlungen oder Gurkentitel zu informieren. Daher: Willkommen bei Sothis Reviewteil für das Apple iPhone (und, für arme Schlucker wie mich) dem iPod Touch. Beginnen möchte ich mit einer Gratis-App, die uns zurück in die guten alten 80er-Jahre katapultiert: Dem C-64-Emulator.
Commodore 64 (iPhone)
>> App-Link
Dass ich den C-64-Emulator als ersten Test hernehme, hat sehr praktische Gründe: Ich bin mir nämlich nicht sicher, wie lange dieses App noch gratis erhältlich sein wird. Ursprünglich wollten die Entwickler satte 3,99 Euro für das Produkt – ein Preis, gegen den ich an für sich nichts einzuwenden habe, wenn denn der Emulator so funktioniert, wie er es soll – nur ob er das tut, wird das folgende Review klären.
Schön inszeniertes Drumherum
Was an Commodore 64 (so der tatsächliche Name des Apps) bereits auf den ersten Blick besonders gut gefällt, ist die Art und Weise, wie der Emulator in Szene gesetzt wurde. Das Produkt lässt den Benutzer bereits beim Splash-Screen in Retroerinnerungen schwelgen – mittels On/Off-Kippschalter wird das App dann schließlich angeworfen.
Die weiteren Funktionen sind in unterschiedliche Tabs unterteilt: Zum einen der Kern des Ganzen, das “My Games”-Tab, welches eine Bibliothek mit euren Spielen darstellt – übrigens sehr stylisch in Form eines Wandschranks gehalten. Die Spiele werden durch ein originalgetreues Cover dargestellt, ein Druck auf Run/Play wirft den Titel schließlich an. Schöne Idee: Bei manchen Titeln gibt es zusätzlich die Möglichkeit, einen Trainer mit einzuschalten.
Spieletitel: Kostenlos und teuer erkauft
Hinter den anderen Tabs verbirgt sich mit OpenFeint, eine Online-Community mit Ranglisten und Achievements, während sich unter dem Reiter Shop die Möglichkeit auftut, weitere Spiele als so genannte In-Apps zu erwerben. Einige davon sind kostenlos und können via WLAN-Verbindung runtergeladen werden, andere wiederum werden direkt bei der Installation des Emulators zur Verfügung gestellt. Als dritte Säule bietet der Appstore die Möglichkeit, derartige Spiele zu kaufen – wobei hier die allermeisten Titel, die Homecomputerspieler noch aus alten Zeiten kennen sollten (etwa Uridium, Paradroid, Wizball oder Nebulus) nicht gerade billig sind: Von knapp 80 Cents bis zu 1,59 Euro gilt es pro Titel zu berappen – meiner Ansicht nach ein richtig stolzer Preis.
Die kostenlosen Spiele, die dem App beiliegen, sind qualitativ meist minderwertig und waren mir zum großen Teil unbekannt – lediglich Bruce Lee, Attack of the Mutant Camels und Samurai Warrior sind Titel, mit denen ich als Jugendlicher meine kostbare Zeit verschleuderte ;)
Simulierter Steuerknüppel
Wenn das iPhone Arcadetitel simulieren soll, und das ist bei einer C-64-Emulation der Standardfall, stellt sich natürlich immer die Frage nach der Steuerung. Insbesondere der Steuerknüppel ist eine heikle Sache, da das Gerät bekanntermaßen keine haptischen Eingabegeräte besitzt, sondern mittels Multitouchdisplay eben solche emulieren muss. Die Entwickler dieses Apps haben das Problem auf recht putzige Weise gelöst, in dem sie im Portrait-Modus einen Competition Pro simulieren; rechts wird der Stick eingeblendet, links der markant rote Feuerknopf. Nachteil: Rund 50% des Bildschirms werden von den Steuereinheiten belegt; dafür hat man allerdings auch keine Finger im Display.
Dreht man das iPhone in den Landscape-Modus, werden die Steuerelemente hingegen ausgeblendet und ein transparenter Knüppel und Knopf ersetzen die festen Armaturen – dafür sind nun allerdings die Finger im Weg.
Was sich in der Theorie noch gut anhört, erweist sich spätestens in der Praxis für die meisten Titel als nahezu unspielbar: Weder Stick, noch Button reagieren akkurat auf die getätigten Eingaben; die meisten Aktionen haben mehr mit Glück, denn mit echtem Timing zu tun. Und dass das nicht richtig klappt, merken sogar die Entwickler im folgenden YouTube-Video: Das recht buttonlastige Bomb Jack funktioniert augenscheinlich überhaupt nicht und wird in der Präsentation auch alsbald abgebrochen.
Fazit:
Die Sehnsucht nach einer guten C-64-Emulation für unterwegs ist sicherlich groß und so verwundert es kaum, dass dieses App auf den ersten Blick die Erfüllung aller Träume darstellt.
Dass dieses Wunschkonzert dann leider wie ein Kartenhaus bei einem Erdbeben in sich zusammenfällt, ist hauptsächlich einer Tatsache geschuldet: Der miesen Steuerung. Dabei bin ich mir gar nicht sicher, ob die Entwickler hier einfach murks abgeliefert haben oder ob der Touchscreen technisch nicht in der Lage ist, Besseres abzuliefern. Fest steht jedenfalls, dass sich kaum eines der mitgelieferten Titel ordentlich steuern ließ – zumindest nicht in der Form, die benötigt wird, um dauerhaft am Bildschirm zu fesseln.
Darüber hinaus ist das Angebot der insgesamt 16 kostenfreien Titel geradezu unverschämt schlecht. Und wer es nicht schlecht haben will, für den wird es zumindest unverschämt teuer. So muss ich auch gestehen, dass mir keines der Titel in Rahmen dieses Tests einen Preis von 80 Cents oder gar der doppelten Höhe wert war.
Dass ich dem Emulator immerhin noch 6 von 12 möglichen Punkten zugestehe ist einfach der super-liebevollen Aufmachung geschuldet und der Ideen, die dahinter stecken. Optisch macht der Emulator nämlich eine Menge her und lediglich das Durchscrollen durch die Spielebibliothek oder das Agieren mit dem virtuellen Joystick machen schon irgendwie Spaß. Schade nur, dass “irgendwie” nicht ausreicht, wenn es dann in der eigentlichen Kerndisziplin ordentlich hapert.
Ja, die Steuerung con C64 Spielen stelle ich mir durchaus problematisch vor auf dem iPhone. Für solche Games gibt es eben nur eine einzige Möglichkeit, nämlich den Competition Pro. Alles andere wird eben murks...