Es ist so einfach und so günstig: Steam bietet also wieder einen tollen Weekend-Deal für gerade mal EUR 2,49 an. Das Spiel kostet selbst in der “Pyramide” noch 10 Euro, ist also ein echtes Schnäppchen. Dass man nicht in den Laden rennen braucht und niemals eine DVD eingelegt haben muss, macht die Sache für Schnäppchenjäger nur noch süßer – da lassen sich auch das Fehlen der optischen und haptischen Eindrücke, die sonst die Spieleverpackung liefert, verkraften. Zum gerechten Ausgleich ist die stolze Spielesammlung dafür online abgelegt und damit für alle einsehbar. Dass man das Spiel vielleicht niemals spielen wird, spielt keine Rolle, so lange sich nur Geld sparen lässt.
Steam – das Bollwerk für PC-Spieler
Als die Valve-Plattform Ende 2004 für die Online-Aktivierung von Half Life 2 benutzt wurde, hallte ein riesiger Aufschrei durch die Community: Boykott, Gift und Galle – drei Wörter, die sich damals mit Steam verbinden ließen. Fünf Jahre später ist Steam das einzige Bollwerk im Kampf gegen die starken Spielernetzwerke XBox Live und PSN der konkurrierenden Konsolen XBox 360 und PS3.
In Zeiten, in denen der PC seine Bedeutung als Spieleplattform immer mehr verliert, ist es geradezu die Ironie schlechthin, dass er da, wo er mit all seinen Möglichkeiten eigentlich punkten müsste, kläglich versagt hat: In der unter einem Banner vereinten, weltweiten Vernetzung der Spielerschaft. Dass daran ausgerechnet der führende Hersteller von PC-Betriebssystemen mit seinem (mutwillig?) missglückten Games for Windows Live-Projekt einen Großteil der Mitschuld trägt, zeigt eigentlich nur eins: Wir alle sollten dankbar für Steam sein! Einem System, bei dem der Kunde nicht ganz so arg gegängelt wird wie bei EA und Konsorten. Bei dem Spiele auch mal deutlich unter dem Ladenpreis zu erwerben sind. Und am Wichtigsten: Bei dem eine echte Spielervernetzung stattfindet, inklusive Chat-, Sprach- und Achievement-Funktionen, die sich durch das Spiele-Portfolio sämtlicher Publisher zieht.
Ich würde den Artikel an dieser Stelle gerne abschließen und dieses positive Bild am Liebsten so stehen lassen – denn alles könnte gut sein in dieser schönen neuen Steam-Welt. Doch wir alle wissen es -- eine Medaille hat zwei Seiten, in diesem Fall eine sehr unschöne: DRM.
Aliens versus Predator oder: SEGA versus Kundschaft
AvP – Aliens versus Predator -- zeigt diese Seite sehr gut. Dieser heiß erwartete Egoshooter ist, wie Kenner eines kürzlich veröffentlichten Todesszenen-Trailers sehr gut wissen, recht brutal. Brutal genug, dass das Spiel rasch in Richtung Indizierung wandern würde, gäbe es in Deutschland eine Veröffentlichung. Grund genug für Publisher SEGA, auf eine eben solche zu verzichten. Das ist ihr gutes Recht und wirtschaftlich nachvollziehbar. Und für uns Spieler eigentlich weniger tragisch, immerhin gibt es ja genug (günstige) Möglichkeiten, Spiele zu importieren.
Dass das aber rein gar nichts nutzt, ist der Grund, der mich zu diesem Artikel inspiriert hat. Denn wie SEGA bereits bei Empire – Total War festgestellt hat, ist Online-Aktivierung via Steam ein sehr probates Mittel, um zu erreichen, dass Spieler genau das tun, was der Hersteller möchte: Etwa, das Spiel zu kaufen, statt raubzukopieren. Oder, wie in diesem Fall: Das Spiel eben nicht zu kaufen, wenn der Publisher nicht will, dass es gekauft wird.
Zum Hintergrund: Vor einigen Tagen brachte SEGA eine Demo zu Aliens vs. Predator, die sich via Steam downloaden und installieren ließ. Allerdings nur für Spieler, die keinen deutschen Steam-Account besaßen, denn nur solche konnten die Demo überhaupt runterladen. Wer es dennoch mit einigen Tricks, Zweitaccounts und Zeitaufwand schaffte, konnte froh sein, wenn er mit einer deutschen IP überhaupt Multiplayerspieler auslösen konnte, um das Spiel auszuprobieren.
Doch das ist nicht mal die Krone des Ganzen, denn die kommt jetzt: Ähnlich wie Amazon, die vor einigen Monaten aus Urheberrechtsgründen heraus in einer Nacht und Nebelaktion ein bestimmtes EBook aus sämtlichen Kindle-EBook-Readern löschten, handelte auch Steam bei der AvP-Demo: Schwups, und plötzlich war es weg. Gelöscht -- auf Anweisung von SEGA.
Diese Bevormundung der Spielerschaft, die bei einer Demo noch zu verschmerzen wäre, trägt ihre vollen Blüten erst dann zur Schau, wenn das Spiel nach all diesen Vorgängen vielleicht doch im Ausland erworben wird: Wird man es überhaupt aktivieren können? Oder wird eine bereits aktivierte Version vielleicht irgendwann einfach gelöscht? Muss man damit rechnen, dass gar der gesamte Steam-Account mit all seinen Spielen wegen Verletzung der Nutzerrechte gesperrt wird? SEGA selbst gibt zu diesem Vorfall das folgende Statement:
"Sie werden dieses Spiel in Deutschland nicht nutzen können, da dieses Spiel in Deutschland keine USK-Freigabe erhielt.
Sie würden/werden folgende Fehlermeldung erhalten:"German Sega Support announces that upcoming PC Game "Aliens vs Predator" which is officially not realesed in germany won't be playable from german location."
Mit freundlichen Grüßen
SEGA Support Team"
Dass SEGA überhaupt dazu in der Lage ist, all dies zu veranlassen hat nur den einen Grund: Steam. Und dass Steam überhaupt für SEGA in Frage gekommen ist, ist auf dessen Marktmacht zurückzuführen. Marktmacht, die wir Steam verlieren haben: Wir haben Steam zu dem gemacht, was es ist – wegen all seiner Schnäppchen, wegen der tollen Communityplattform, der einfachen Handhabung. Wir riefen die Geister und müssen nun ganz wie der arme Zauberlehrling hilflos mit ansehen, dass diese nicht nur dazu da sind, unsere Wassereimer zu schleppen. Schöne neue Steam-Welt? Mal abwarten. Ich jedenfalls habe meine AvP-Vorbestellung inzwischen storniert.
Update vom 07.02.10:
Wie ich soeben einer Gamestar-News entnommen habe, wurde zu dieser Thematik vom SEGA-Produktmanagement noch das Folgende hinzu gefügt:
Das hiesige Produktmanagment von SEGA allerdings behauptet, es gäbe keinerlei Probleme, man könne das importierte Spiel über Steam aktivieren.
Ob der Support oder das Produktmanagement nun Recht hat, wird sich wohl erst nach Release herausstellen. Wir raten Ihnen deshalb: Warten Sie unseren Bericht dazu ab, bevor Sie Aliens vs. Predator im Ausland oder bei einem Importhändler ordern.
Ich bin selber auch sehr froh über Steam. Ich glaube wenn es das nicht gäbe, würde der PC als Spieleplattform was schlechter da stehen. Im Moment sieht man aber auch dass gewisse Publisher doch wieder den PC pushen wollen. Capcom liefert spitzenmäßige PC Spiele ab. Und Ubisoft zb. spendiert Assassin's Creed für den PC gleich die ersten beiden DLCs gratis mit.
Das finde ich sehr löblich.
Schade ist nur was Microsoft da abzieht. Sie sagen zwar dauernd dass sie den PC als Spieleplattform wieder stärken wollen, sehen tun die Spieler aber nichts davon. Ich bin mal gespannt wie sich Games for Windows Live in der nächsten Zeit so entwickelt. Ich persönlich finde das schon ganz gut. Resident Evil 5, Street Fighter 4 und GTA4 funktionieren online wunderbar mit Games for Windows live. Nur leider haben es zu wenige Spiele. Und andere nutzen dann wieder Steam. Borderlands z.B. nutzt Gamespy. Es ist schade wenn es zu viele Plattformen gibt. Eine einheitliche wie bei der Xbox oder Playstation wäre mir da schon lieber. Und das wäre im Moment eigentlich Steam.
Und zum Thema AvP kann ich nur sagen dass ich Interesse dran hatte, es aber ebenfalls wieder storniert habe. Es liegt allerdings nicht an dem Hin und Her wegen Steam sondern weil ich von der Demo enttäuscht bin. Ich vermute dass es wahrscheinlich keine Probleme geben wird wenn man es sich importiert und dann bei einem deutschen Steam aktiviert.
Allerdings weiss ich nicht warum die Demo automatisch gelöscht wurde. Vielleicht weil sie kostenlos ist und so das nicht genau geprüft werden kann wie man sie bekommen hat. Wenn man AvP in England bestellt muss man ja mit Kreditkarte zahlen und hat so den Altersnachweis erbracht.
"Und Ubisoft zb. spendiert Assassin's Creed für den PC gleich die ersten beiden DLCs gratis mit.
Das finde ich sehr löblich."
Sry, aber Ubi ist ja wohl die größte Drecksfirma. Sie geben den PC'lern die Dinge kostenlos, die sie vorher rausgeschnitten haben und stellen es als tollen Service da. Bei den Konsolen waren sie sogar so frech, es den Leuten als kostenpflichtigen DLC aufs Auge zu drücken.
Dazu kommt Ubis neuer, toller Kopierschutz, bei dem man ohne aktive Internetverbindung nicht mal den Singleplayer spielen kann.
Ubisoft ist genau das Gegenteil von einem guten PC Publisher.
Alleine bei der erwähnung dieses Namen schwillt mir momentan der Kamm, daß kann sich kein Mensch vorstellen.