Ich hab's wirklich versucht. Hab' dem Spiel 2x die Chance gegeben, mich innerhalb von ingesamt 120 Minuten davon zu überzeugen, dass es gut genug - spaßig genug - interessant genug ist, mich bei der Stange zu halten. Und beide Male hat es kläglich versagt, dieses Chronicles of Spellborn.

Doch woran liegt's? Bin ich einfach zu anspruchsvoll geworden? Hab ich zu wenig Zeit, mich auf die Spielwelt und das andersartige Kampfsystem einzulassen? Oder handelt es sich hier einfach um ein Spiel, das trotz seiner mehrjährigen Entwicklungszeit einfach nichts besser als seine Konkurrenz macht, aber mich dafür schon nach dem ersten Login aufgrund der unterentwickelten und zugleich schrägen Grafikdarstellung zum Abwinken bewegt?

Wenn die inneren Werte versagen

Auch wenn man mal von der schwachen Präsentation absieht und auf die inneren Werte dieses Onlinerollenspiels schielt, finden sich jede Menge Kardinalfehler.



Da wäre die Charaktererstellung anzuführen, die mit ihren kümmerlichen zwei Rassen (und die sehen auch noch bescheiden aus, egal in welcher Kombination -- aber da wären wir wieder beim Thema Grafik *g*) und der Möglichkeit, der Figur von Anfang an jede Menge exotischer Waffen und Rüstungsteile in die Hand zu drücken, einfach in die Scheiße greift.

Anders ausgedrückt: Der Charakter sieht mit einem wenig gestalterischem Geschick bereits beim ersten Betreten der Spielwelt wie ein WoW-Spieler aus, der fleißig DKP in Dutzenden Raids gesammelt hat -- das passt einfach nicht zu dem Spielstil eines MMORPG, das in der Regel den Spieler dadurch bei der Stange hält, in dem es seinen Toon ausrüsten lässt. Ok, die Stats der Gerätschaften, die man am Leibe trägt, sollen sich mit der Zeit deutlich verbessern lassen, aber ein Charakter lebt auch von seiner Optik und der Möglichkeit, diese durch Einsatz stetig zu verbessern.

Mehr vom Selben

Wenn also das Züchten des Charakters nicht so richtig greifen mag, muss das Spiel mit anderen, andereartigen Konzepten die Kohlen aus dem Feuer holen -- doch so sooo anders ist Spellborn dann leider auch wieder nicht, denn: Das Spiel fährt mit den gleichen Standards auf, die bereits unzählige Genrevertreter vorher praktiziert haben: Erster Questgeber, erste Quest, erste Viecher umhauen und wieder zurück, um die Belohnung abzuholen => Langweilig!



Einzig das actionreiche Kampfsystem sticht aus der Masse heraus -- ob im positiven oder negativen Sinne mag jeder selbst beurteilen. Ich in meinen 120 Minuten tue mich schwer, die Vorzüge herauszuarbeiten, weil ich keine gefunden habe *g*.

Wer jetzt zu der Aufassung gekommen ist, dass mich das Spiel enttäuscht hat, dem mag ich recht geben. Bereut habe ich die fairen 15 Euro allerdings trotzdem nicht, immerhin hab ich dafür eine Rollenspielpackung mehr im Regal stehen und der Freimonat war (auch wenn er nicht so gaaanz ausgenutzt wurde *g*) recht aufschlußreich.

Und noch eine positive Nachricht ist zu vermelden: Der gute alte Rippi fand The Chronicles of Spellborn gar nicht mal so schlecht und kann immerhin auf einige Charaktere verweisen. Und zudem ist der Soundtrack des Spiels (und das meine ich ohne jeden Anflug von Ironie) ohne Konkurrenz auf dem MMORPG-Sektor.

Trotzdem bleibt mein Fazit: Zeit kann besser investiert werden -- z.B. mit dem Schreiben von Artikeln für diesen Blog :)
 

5 responses to "120 Minuten Chronicles of Spellborn - ein kurzes Fazit"

  1. Tja, dann vielleicht doch wieder ne Runde WAR und dazu nen Blogbeitrag? ;)

  2. Naja, zumindest als ich WAR letztes Wochenende vorgeführt habe, war der Eindruck eher positiv, wenn ich die Reaktionen richtig beurteilt habe. Und ein wenig hat's mir schon in den Fingern gekribbelt, ich geb's zu ;)

  3. Ich hab das ganze ein wenig länger gespielt wie du um genau zu sagen bis Level 8 leider kann ich nur das selbe Resumé ziehen, das Spiel ist einfach Schrott hab es mir deshalb einfach mal verkniffen einen Test zu diesem Spiel zu schreiben.

    Das Spiel macht einfach keinen Sinn wenn man mit lvl 5 an 2 Lvl 4 Wölfen fast scheitert.

    Aber man merkt schon allein daran wie leer die Welt ist das dieses Spiel wirklich keine Sau interessiert.

  4. Tja, eigentlich tragisch, wenn man überlegt, wie lange das Game in Entwicklung war.

    Apropos Kampf: Ich habe mir von meinem Kumpel Rippi sagen lassen, dass die Kämpfe gar nicht so schwer wären, wenn man während des Kämpfens einfach immer ein wenig zurückspringt, also quasi den Gegnern wie in einem Actionspiel ausweicht... Probiert hatte ich das allerdings nicht :)

  5. So, also ich hab das Game etwas länger gespielt als Sothi, und muss sagen auch wenn es nicht ganz der Brüller ist, ein paar positive Dinge gibt es schon.

    Fangen wir mal mit dem Kampfsystem an, auch wenn es für mich nichts ist, so ist es zumindest etwas Neues, man muss den Gegner immer fixieren und nicht wie bei den meisten anderen Spielen: Gegner ins Target, eventuell noch die richtige Blickrichtung, Autoattack ON und dann AFK. Nein hier mußt du schon permanent darauf achten, dass du den Gegner auch im Visier hast.
    Tastaturakrobaten sind hier deutlich im Vorteil, da durch geschicktes Bewegen den Schlägen des Gegners auch ausgewichen werden kann, die ihrerseits auch den Spieler fixieren müssen.

    Das Zweite, der Soundtrack, wirklich fein und schön.

    Der Rest ..nuja nach dem WE bei Sothi hab ich auch nicht mehr angeschaut.


    Aussagen wie von NoFear13: "Das Spiel macht einfach keinen Sinn wenn man mit lvl 5 an 2 Lvl 4 Wölfen fast scheitert."
    Find ich allerdings etwas unüberlegt, denn wo steht geschrieben mit welchem Level man welche Mobs töten kann. Ab wann hat es Sinn? Das ist doch alles total relativ, nur weil ich in dem einen Spiel mit Level 1 gleich einen Level 60 Gegner umhauen kann, bin ich doch nicht stärker als ein Level 1 in Spellborn der hier an 2 Mobs des Levels 4 scheitert.
    Level sind keine genormte Stärkeeinheit über alle MMORPGs hinweg, in Sie sind einzig und allein im gleichen Spiel eine Einheit um die Mobs zu vergleichen. Auch müssen Spieler und Moblevel nicht immer gleich gewichtet sein, quasi mit lvl 1 muss ich ein lvl 1 Mob töten können (ok hat hier noch Sinn) aber spätestens mit lvl 2 muss eine Kurvenfunktion einsetzten, sonst kann ich mit Level 60 solo einen Level 60 Mob umhaun, was auch nicht weiter schlimm wäre, denn dann sind die Boss-/Gruppen-/Raidmobs eben Level 100 etc. Das Ganze ist eben eine relative Gewichtung, pauschale Aussagen wie: "das ist doof ich kann mit Level X keinen Level XYZ Mob killen sind einfach doof.

    Das wäre wenn man sagt, ich gewinne lieber 10.000 türkische Lira, als 5.000 englische Pfund, da krieg ich nämlich mehr - nur leider ist das mehr halt nicht mehr Wert.



    Aber noch einmal kurz zurück zu Spellborn an sich. So im Rückblick würde ich sagen, das Spiel wäre ein prima Test für das neue Kampfsystem ob dieses massentauglich ist, aber für einen Kommerziellen Erfolg fehlt einfach zuviel von dem was Sothi schon beschrieben hat.