Weihnachtsspezial 2017: Teil 1

Sothi | 22. Dezember 2017 | 00:01
Weihnachtsspezial 2017
Das Weihnachtsspezial 2017

Terminplan:

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern eben auch das Weihnachtsspezial auf die Erde nieder und beglückt euch mit satten Geschenken in Form von leidenschaftlich geschriebenen Artikeln aus der Feder befreundeter Twitter- und Blogautoren. Wobei sich das durchaus überschneidet: Wer hier regelmäßig mit liest, ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Teil dieses Spezials.

Mit dabei sind auch 2017 sowohl die alten Spielwiese-Urgesteine, als auch ganz frische Autoren, sowie Wiederkehrer aus vergangener Zeit, die kurzfristig und spontan einfach mal ja gesagt haben. Und ich muss ehrlich sagen: Ich freue mich über alle Gruppen: Frisches Blut ist natürlich immer gut, und dass die alten Dinos Jahr für Jahr mit am Start sind, erfüllt mein Herz mit großer Freude.

Was ich bereits jetzt, ohne aktiv nachgezählt zu haben, relativ sicher sagen kann: Mit insgesamt 12 Autoren haben wir eine sehr ordentliche Zahl in Sachen aktiver Artikelschreiber am Start und das ist einfach super: Vielen lieben Dank für all' eure Motivation, hier mitzuwirken.

Was auch nicht fehlen darf: Der weihnachtliche Podcast mit einem harten Kern der Autoren, die am Spezial mit geschrieben haben: Die große Frage, die für den Podcast im Raum hängt, ist: "Was ist eure große Spielehoffnung 2018?". Und weil einige Podcastler auch bereits im letzten Jahr dabei waren, lässt sich im gleichen Atemzug die Frage beantworten, ob sich die letztjährige Hoffnung erfüllt hat. Online geht er am 24.12. -- pünktlich zur Bescherung unterm Weihnachtsbaum.

Jedenfalls: Vielen lieben Dank an alle, die mitgemacht haben!

Um was geht es?

Die Autoren haben sich bereit erklärt, hier im Blog Resümee über den Computer- und Videospiele-Markt des in Kürze endenden Jahres zu ziehen und uns ihre persönlichen Top 5 Games für das Jahr 2017 zu verraten – natürlich nicht einfach nur als reine Aufzählung, sondern mit ausführlicher Erklärung zum Warum und Weshalb. Komplettiert wird jeder Beitrag mit jenem Titel, den jeder Verfasser als seine persönlich größte Enttäuschung 2017 ansieht.

Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass es wirklich darum geht, welche Spiele der jeweilige Autor im Jahr 2017 gespielt hat; das Release-Jahr des Games spielt hierbei keine Rolle
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So und jetzt genug geschwafelt. Lasst die Spiele beginnen! Den Anfang machen unser Brettspiel-Experte Jürgen ("der Graf"), Dennis, Patrick, Rippi, Zille, und meine Wenigkeit. Und wer sich fragt, wie die Reihenfolge der Artikel zustande gekommen ist, ein kleiner Hint: Reine Willkür ;)

Die Teilnehmer des zweiten Teils werden aus Gründen des anhaltenden Spannungsbogens erst morgen bekannt gegeben.

Ein Klick auf [Weiterlesen] bringt euch zum kompletten Artikel.


Sothis Top Five 2017

Letztes Jahr schrieb ich noch großspurig, dass ich mich für die Top 5 akribisch vorbereite -- mit Excel-Tabelle und weiß der Geier. Pustekuchen! Für 2017 habe ich gar nichts aufgeschrieben und stand dann bei meinem Artikel echt blöde da: Was hab ich jetzt nochmal gespielt? Da stellt einem auch das hohe Alter ein Bein, darf ich euch verraten, meine Kinder. Rippi weiß wovon ich spreche.

Wie gut, dass es YouTube gibt, denn: Da wo ich Videos veröffentlicht habe, habe ich natürlich gespielt und schwups, fielen mir wieder all die Titel ein, die 2017 über den Bildschirm flimmerten. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen!

[Sothi penetriert seine Mitmenschen nicht nur in diesem Blog, sondern auch auf Youtube, in seinem Podcast und bei Twitter unter @sothilein]

Platz 1: XCOM 2 – War of the Chosen (PC)

Letztes Jahr spielte sich XCOM 2 in mein Herz, auch wenn Firaxis in Teil 2 mehr Feintuning als Revolution betrieb. Und dieses Jahr? Wieder XCOM 2 – und noch mehr Feinschliff. Aber: Auch endlich mal eine Erweiterung, die diese Bezeichnung verdient hat.

Es ist für mich schier unglaublich, was die Entwickler in War of the Chosen reingepackt haben. Und damit ich nicht nur die namensgebenden Auserwählten. Auch die Fraktionen, die neuen Skillbäume, Gegnertypen, Events, Spielmechaniken – all das macht den Titel zu einem besseren und komplexeren Spiel. Eines sollte aber bedacht werden: Die Fülle der Ereignisse ist mittlerweile so zahlreich, dass alle paar Momente irgendetwas passiert. Das kann manchmal nervig sein, insbesondere wenn man ein bestimmtes Ziel verfolgt. Unterm Strich ist War of the Chosen für mich aber das Beste, was mir 2017 spielerisch passiert ist.

Platz 2: Battle Brothers (PC)

In Battle Brothers verkörpert der Spieler eine Söldnereinheit, die auf der Suche nach dem großen Geld und unendlichen Ruhm ist. Wir bereisen dabei eine (zufällig erzeugte) Weltkarte, die mir persönlich (das ist reine Geschmackssache) optisch wirklich gut gefällt. Das Bereisen der Karte, das mit Ausrüstung Aufpimpen und Hochleveln der Charaktere, das Handeln mit Waren – einfach die Erkundung der Welt, das ist der Rollenspiel-Teil des Spiels, der mich zu großen Teilen an das außergewöhnliche Mount&Blade erinnert.

Der zweite große Aspekt sind die Taktikkämpfe auf den Hexfeldkarten, die grafisch zwar nicht jedem gefallen werden, da die Figuren am Ehesten an detaillierte Schachfiguren erinnern und damit zum Beispiel nicht vergleichbar sind mit den Animationen, die man etwa in HOMM-Kämpfen findet. Aber ehrlich gesagt: Mir gefällts. Alles in allem halte ich Battle Brothers für einen richtig außergewöhnlichen Titel mit hoher Langzeitmotivation. Wer etwas mit RPGs und Taktikspielen anfangen kann, ist hier absolut richtig. Kaufempfehlung!

Platz 3: Vaporum (PC)

Wer das Weihnachtsspezial schon länger verfolgt, wird wissen: In meinen Top 5 steht Legend of Grimrock stets hoch im Kurs. Und dann kommt dieses tschechische Vaporum um die Ecke, völlig unverhofft aus dem Nichts. Und was darf ich sagen: Eine tolle Mischung zwischen Bioshock, Soma und einem klassischen Dungeon Crawler, gemixt mit Steampunk-Elementen.

Hört sich ein wenig verrückt und bedrückend an? Ist es auch! Und dazu noch höllisch schwer, denn die Kämpfe sind durchweg auf einem stressigeren Niveau als bei Grimrock&Co. Wer also schon länger einen klassischen Dungeon Crawler sucht, der in die großen Fußstapfen der Almost Human-Produktionen treten kann und dabei nicht versinkt: Werft einen Blick auf Vaporum, oder zumindest auf mein Let’s Play dazu.

Platz 4: Conan Exiles (PC)

Auch wenn ich Conan Exiles nun schon länger nicht mehr gespielt habe und tatsächlich aktuell auch eher weniger Lust darauf verspüre, zurück zu kehren, muss ich doch sagen, dass der neueste Titel von Funcom (Anarchy Online, Age of Conan) für viele viele Stunden sehr viel Laune und Atmosphäre gebracht hat. Und das, obwohl Conan Exiles nichts anderes ist als ein ARK-Klon mit Conan-Skin, dem vom Look&Feel, über das Interface, bis hin zu ganzen Spielmechaniken sind beide Titel nahezu identisch.

Mittlerweile haben die Entwickler eine Erweiterung herausgebracht und Conan Exiles steht kurz davor, den Early Access zu verlassen. Vielleicht sollte ich dem Titel also doch noch eine Chance geben – und wer das von euch noch nicht getan hat, sollte spätestens jetzt einen Blick riskieren – vorausgesetzt ihr könnt mit Fantasy-Survival-Aufbau etwas anfangen.

Platz 5: Rogue Legacy (PC)

Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich Rogue Legacy schon drei Mal im Weihnachtsspezial: 2013, 2014 (sogar Platz 1), 2015. Und auch 2017 widme ich diesem Ausnahmetitel wieder ein paar Zeilen, denn meine Liebe ist im Zuge eines wunderbaren Let’s Plays neu entflammt. Für mich war diese Videoserie deshalb so einprägsam, weil ich wirklich jede Sekunde genossen habe. Keine Episode war Pflicht, sondern einfach Spaß.

Und viel mehr brauche ich an dieser Stelle auch gar nicht sagen, denn es gibt nichts, was ich nicht schon an anderer Stelle über diesen Rogue-Lite-Titel gesagt hätte. Ich kann nur jedem empfehlen, der ein kleinen Faible für Platformer hat: Holt euch das Spiel, egal auf welchem System (eine Switch-Version würde ich mir sofort zulegen!). Es ist jeden Cent wert.

Enttäuschung 2017:  StarCraft Remastered (PC)


Es ist einer dieser Enttäuschungen auf hohen Niveau. Sehr hohen Niveau, in diesem Fall. Aber dennoch: Starcraft 1 gehörte bislang immer zu den Spielen, die ich ohne zu Zögern zu meinen Lieblingsspielen zählen würde. Also zu jener Gattung, die ich mit auf die berühmte einsame Insel nehmen würde. 

Die Remastered-Version, die Blizzard ganz ordentlich umgesetzt hat, zeigt nun aber recht deutlich: Alles, was StarCraft vor 20 Jahren (oder so) so besonders machte, ist mittlerweile Genre-Standard. Weder Story, noch Präsentation, noch Gameplay pusten mich wie Anno 98 aus den Socken. Es ist einfach gute Kost, nicht mehr, nicht weniger. Diese Art der Retro-Ernüchterung ist für mich eine Enttäuschung, weil sie StarCraft aus meiner Wolke-7-Vorstellung auf Wolke 4 runtergezogen hat. Wolke 4 ist immer noch ganz gut, aber dieses Spiel hatte in meiner Vorstellung soviel mehr Ehrenplatz eingenommen.


Jürgens Top Five 2017

Er ist unser Graf, unser Jürgen Graf, wohlgemerkt. Und er ist für den kulturellen Teil des Weihnachtsspezials zuständig. Warum? Weil er hier Jahr für Jahr die wahre Form des gemeinschaftlichen Spielens vorstellt: Brettspiele.

Platz 1: Warhammer 40.000 (die neue 8. Edition)

Neulich, beim Psychiater für Brettspiele:
Warhammer lag auf der Couch und seufzte: „Doktor, ich glaube, ich habe eine Depression. Früher war ich die unangefochtene Nr. 1 bei den Miniaturenspielen: Kein anderes Spiel hatte schönere Modelle, bessere Regeln oder eine größere Fangemeinde als ich. Doch jetzt tauchen sie überall auf, diese neuen Miniaturenspiele: Sie heißen X-Wing, sie heißen Runewars, sie heißen Infinity. Sie haben modernere Regeln als ich, beneidenswert schöne Modelle und sind auch noch günstiger. als ich. Zunehmend wandern meine Spieler ab, selbst die treuen, alteingesessenen Fans.“

„Da gibt es nur eins“, antwortete der Psychiater: „Du musst dich verändern. Du musst die alten Pfade verlassen und den Sprung ins kalte Wasser wagen.“

Und das tat Warhammer. In diesem Jahr kam nun die sensationelle achte Edition des wohl meistgespielten Miniaturenspiels auf den Markt, und man muss es einfach sagen: Sie ist verdammt gut. Die Regeln sind schlanker, konsistenter, zugänglicher geworden. Das Spiel ist an allen Ecken runder geworden, spielt sich weniger verkrampft. Es ist einsteigerfreundlicher geworden, ohne die alten Fans zu verprellen.

Ist Warhammer 40.000 nun das modernste Miniaturenspiel auf dem Markt? Nein, das ist es nicht. Aber seiner 8. Edition gelingt der Spagat, die Regeln grundsätzlich zu erneuern und trotzdem das vertraute und geliebte Spielgefühl zu bewahren. Es fühlt sich an, wie Warhammer schon immer hätte sein sollen.

Über kein Spiel wurde 2017 in der Tabletop-Szene so viel geredet, so leidenschaftlich diskutiert wie über das neue Warhammer 40.000. Kein Spiel überraschte mich in diesem Jahr positiver als dieser alte Recke in neuem Gewand. Daher ist Warhammer 40.000 meine klare Nr. 1 für 2017.

Platz 2: Robinson Crusoe – Abenteuer auf der Verfluchten Insel

Aus einem alten Logbuch:

„Wir haben Schiffbruch erlitten. Einen Sturm wie diesen haben die Sieben Weltmeere noch nicht gesehen. Die Wellen haben uns an den Strand einer unbekannten Insel gespült. Wo sind wir nur?
Nur Sophie, James und ich sind übrig. Wir haben unser Lager ein Stück weiter im Landesinneren aufgeschlagen. Sophie sucht den Strand nach Treibgut ab. Ich versuche derweil, einen notdürftigen Bretterverschlag zu zimmern, der uns vor Wind und Wetter schützt. James wollte tiefer in den Dschungel hinein, um die Landschaft zu erkunden. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört.
Allmählich wird es Nacht und seltsame Geräusche dringen aus dem Dschungel. Es regnet unentwegt und ein weiterer Sturm zieht sich zusammen. Wir brauchen ein Signalfeuer, um Schiffen ein Zeichen zu geben – falls es in diesem Teil der Ozeans überhaupt Schiffe gibt! Vielleicht schaffen wir es, einen Holzstapel auf den Anhöhen zu errichten…“

Im Brettspiel Robinson Crusoe tun wir genau das: Wir spielen eine Gruppe von Schiffbrüchigen, erkunden eine unbekannte Insel, errichten ein Lager, jagen wilde Tiere, bauen Werkzeug und vieles mehr. Ständig brechen neue Katastrophen über uns herein: Wilde Tiere verirren sich in unserem Lager. Ein Waldbrand zwingt uns zur Flucht. Nach einem Unfall muss Arzneimittel gefunden – oder improvisiert – werden. Und irgendwie müssen wir es schaffen, von dieser vermaledeiten Insel herunterzukommen.

Robinson Crusoe ist ein kooperatives Survival-Spiel mit einer unglaublichen Menge an Entscheidungsmöglichkeiten. Trotzdem sind seine Regeln überschaubar. Na gut, zugegeben, durch die Anleitung muss man sich schon ziemlich kämpfen. Aber die Regeln sind immer nach demselben Schema aufgebaut und wenn man die grundlegenden Abläufe verstanden hat, spielt sich das Spiel sehr flott. Verschiedene Szenarien bringen zusätzliche Abwechslung herein. Mal bricht ein Vulkan aus und verschlingt nach und nach die Insel, mal müssen wir den Fluch der Insel brechen.

Ich muss zugeben, ich hatte es dem Brettspiel zunächst nicht zugetraut, so viele unterschiedliche Aspekte, so viele Entscheidungsmöglichkeiten und so viel Handlung glaubhaft in sich zu vereinen – und trotzdem in seinen Regeln übersichtlich zu bleiben. Robinson Crusoe hat mich eines Besseren belehrt.

Platz 3: Zauberei hoch drei

Stellvertretend für die vielen Kinderspiele, die ich in diesem Jahr gespielt habe, nenne ich hier Zauberei hoch drei.

Bei Kinderspielen gibt es eine Eigenschaft, die gute Spiele von hervorragenden Spielen unterscheidet: nämlich die Eigenschaft, auch für Erwachsene spannend zu sein. „Zauberei hoch drei“ schafft das: Als Zauberschüler liefern wir uns im verzauberten Wald einen Wettlauf mit Willi, dem Wächtergeist, der uns dicht auf den Fersen ist.

Das Spiel verbindet einen kooperativen Wettlauf mit einem Memory-Effekt: Würfel zeigen Symbole, die wir unter verdeckten Plättchen finden müssen. Finden wir die richtigen Symbole, so laufen wir Willi ein Stück weit davon. Decken wir die falschen Plättchen auf, so wird Willi allmählich aufholen.

Wo war noch gleich das Symbol mit der Katze? Nein, war unter diesem Plättchen nicht die Schlange? Was als lockerer Wettlauf beginnt, wird zum Ende hin immer knapper. Gerade Erwachsene neigen dazu, den anfangs noch weit zurückliegenden Verfolgergeist nicht ernst genug zu nehmen und kommen plötzlich ganz schön ins Schwitzen, wenn der Geist immer schneller wird. Wie gut, dass in dem Spiel alle gemeinsam spielen und keiner zurückgelassen wird. Ein schönes Spiel, das wir immer wieder gern aus dem Regal holen.

Platz 4: X-Wing Miniaturenspiel

X-Wing wird von Jahr zu Jahr immer besser. Bereits bei seinem Erscheinen zeigte es den alten Platzhirschen, wie ein modernes Miniaturenspiel aussehen kann – und wie lockerleicht sich taktische Tiefe spielen lässt. Mit jeder Erweiterungswelle, die neue Raumschiffe und Ausrüstungskarten brachte, nahm X-Wing dann noch mehr an Fahrt auf. Die Spieleautoren machten eine bemerkenswert gute Arbeit darin, mit jedem neuen Raumschiff interessante neue Spielmechanismen einzubringen, die auch die alten Schiffe neu beleben. Denn alle Upgrades lassen sich auch bei den alten Schiffen einsetzen und zeigen diese in einem neuen Licht. Die Macht ist stark in diesem Spiel.

Platz 5: 7 Wonders Duel

7 Wonders Duel wird gern als die „Zwei-Spieler-Variante“ von dem modernen Brettspielklassiker „7 Wonders“ beschrieben. Der „kleine Bruder von 7 Wonders“ ist aber sehr viel mehr als nur das. „7 Wonders Duel" ist viel taktischer, planbarer, gewitzter als sein großer Bruder. Ich spiele „Duel“ weitaus lieber als das „große“ 7 Wonders.

Dem Spiel ist es hervorragend gelungen, den bekannten Draft-Mechanismus (man suche aus einem Stapel eine Karte aus und gebe den Rest an die Mitspieler weiter) in ein Zwei-Personen-Spiel zu übertragen: Der altbekannte Draft-Mechanismus macht einer großen Kartenauslage Platz, der wir abwechselnd Karten aussuchen und neue aufdecken. Dabei kommt es natürlich darauf an, die für die eigene Taktik passendsten Karten zu ergattern. Um zu gewinnen, müssen wir uns daher früh eine Strategie zurechtlegen, die dafür notwendigen Karten erbeuten, vor allem aber rechtzeitig die Pläne des Gegners erkennen und durch geschicktes Reagieren vereiteln.

Ausblick für 2018: Gloomhaven

Eine „Enttäuschung des Jahres“ habe ich nicht, deshalb möchte ich stattdessen einen Ausblick auf ein besonders vielversprechendes Brettspiel geben, das 2018 prägen wird: Gloomhaven.

Was als „Kickstarter“-Projekt begann, wurde zu einem epischen Format, das wahrhaftig ein König unter den „Dungeon Crawlern“ werden könnte. Mal wieder ziehen wir als Krieger, Magier und Schurken in finstere Gewölbe, wo wir Monster bekämpfen und Schätze erringen. Gloomhaven bietet dabei eine Kampagne von mehreren hundert (!) Stunden. Helden werden von Kampf zu Kampf besser, gehen aber auch in den Ruhestand. Neue Helden kommen hinzu und die Entscheidungen der Spieler verändern allmählich das Antlitz der Spielwelt.

Eine Besonderheit: Gloomhaven kommt ohne die üblichen Würfel aus. Stattdessen spielen wir pro Zug jeweils zwei Aktionskarten aus, die wir miteinander kombinieren.

Ein wahrhaftig episches Format, das mich aber auch vor die Frage stellt, ob ich überhaupt die Zeit aufbringen kann, um eine solche Kampagne zu spielen. Und ganz billig werden die knapp zehn Kilo Material, die in der Box stecken, wohl auch nicht sein…

Trotzdem, für einen Freund von Hero Quest, Descent und Co. ist Gloomhaven das meisterwartete Spiel des kommenden Jahrgangs.

Dennis' Top Five 2017

In meinem Haushalt hat neue Technik einen großen Raum - genauer gesagt: das Wohnzimmer – eingenommen. Mit der HTC Vive, die die Playstation VR ins Zimmer des Sohnes verbannt hat, haben sich allerdings auch meine Spielegewohnheiten geändert. In meiner Top-5 finden sich daher nur noch zwei klassische „Flat“-Games, auch wenn ich noch einige weitere wie beispielsweise das neue Wolfenstein gespielt habe. Aber eine Top-5 ist nur eine Top-5 und daher geht es hier um Relevanz. Und ich gestehe: VR steht da gerade ganz weit oben auf der Liste.

[Dennis ist als @Dod1977 auf Twitter unterwegs und tummelt sich ansonsten als Freier Autor munter bei Gamestar.de und anderen Publikationen unter seinem Decknamen Dennis Ziesecke herum]

Platz 1: Rec Room VR (PC)

Seit ich das kostenlose Rec Room (gibt’s für Vive, Rift, WMR und PSVR) entdeckt habe bin ich hin und weg und erwische mich fast täglich, wie ich doch noch für eine Stunde oder ein paar mehr spielen will. Eigentlich ist Rec Room nur ein Social Space – wobei das für Fans alter Cyberspace-Romane schon faszinierend genug ist, vor allem angesichts der bislang erstaunlich netten Community.

In verschiedenen Räumen lässt es sich mit vielen Gegenständen herumspielen, was ebenfalls deutlich unterhaltsamer ist als es sich anhören mag. Zusätzlich gibt es aber auch Spiele wie Paintball oder Mehrspieler-Quests gegen KI-Pappkameraden. Die sehr begrenzte Grafik stört dabei überhaupt nicht, wichtiger ist das Spielgefühl. Und das stimmt, vor allem bei meinem Favoriten Paintball. Die Entwickler erweitern Rec Room außerdem regelmäßig um weitere Funktionen. Kein Core-Game für beinharte Masterrace-Anhänger aber verdammt spaßig für immer mal wieder.

Platz 2: Rimworld (PC)

Ein alter Bekannter auf meiner Liste. Dieses Jahr ist die Sucht schon stark zurückgegangen, mit jedem Update für Rimworld kommen aber wieder neue Funktionen hinzu. Und die wollen natürlich ausprobiert werden – oh, ist es tatsächlich schon wieder 5 Uhr morgens?

Dabei ist Rimworld doch immer noch das gleiche Spiel wie vor ein paar Jahren? Armer Weltraum-Schiffbrüchiger muss auf garstigem Planeten überleben, eine Siedlung errichten und dabei möglicht wenig Körperteile verlieren. Dabei ist die Community aber so rührig, dass es viele tolle Mods gibt, die das Spiel auch nach überstandener Suchtphase wieder auf die Festplatte spülen..

Platz 3: Overwatch (PC)

Ich hasse Multiplayershooter. Muss ich einfach mal gestehen. Gamepads übrigens auch aber das ist ein anderes Thema. Und zwar so richtig abgrundtief, üblicherweise schaue ich immer brav für ein paar Sekunden auf die Server, schüttle den Kopf und zerstöre den Internetrouter, laut fluchend.

Overwatch ist anders. Auch wenn seine Community – das Wort scheint mich zu verfolgen – nicht mehr so fluffig freundlich ist wie ich es mir zu Beginn eingeredet habe. Aber es bringt einfach Spaß mit den gut ausbalancierten Helden in den Kampf zu ziehen. Ja, ich empfinde ein paar Glückgefühle wenn meine D.Va das Match rockt, der Flow bei Overwatch ist einfach klasse. Zusätzlich motiviert, dass fast die ganze Familie mitspielt – Frau und Sohn gesellen sich immer wieder dazu und geben dem Begriff „Samstagabend-Familienunterhaltung“ eine neue Bedeutung.

Platz 4: Doom VFR (PC)

Muss ich dazu etwas sagen? Es ist Doom! Für die virtual fucking reality! Und verdammt, sieht das gut aus. Generell ist es eine gute Zeit für VR-Games, immer mehr wirklich große Titel erscheinen und auch die Indies werden immer professioneller. Aber Doom ist ein Knaller und lässt Dämonenteile nur so um den Spieler herum spritzen. Die Action ist schnell, packend und verdammt gut inszeniert – bis hin zu in der Eile am Spieler vorbeischliddernden Viechern. Gemosert werden könnte über die Steuerung aber ich spiele  zum Glück mit PC und Vive und nicht auf PSVR – die Move-Steuerung ist gruselig.

Mich hat in diesem Jahr kein anderes Spiel so von den Socken gehauen wie Doom VFR, vielleicht auch weil es einen kleinen Ausblick in eine verdammt geniale Gaming-Zukunft bietet. Und es hat mir definitiv einige der besten Spielmomente meiner nicht kurzen Gamer-Laufbahn beschert.

Platz 5: Mad Games Tycoon (PC)

Während viele hochglanzpolierte AAA-Spiele bei mir nur Futter für zwischendurch sind erweisen sich oft ausgerechnet die Titel als wahre Zeitfresser, von denen ich nur durch Zufall erfahre. Mad Games Tycoon tauchte in einem von meinem Sohn geteilten Youtube-Video auf, er wollte er mir eigentlich nur zeigen weil es später im Spiel auch VR-Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Nun konnte das Kind natürlich nicht wissen, dass man trockenen Tycoon-abhängigen keine Drogen vor die Nase halten darf – mein Pech.

Mad Games Tycoon lässt mich eine (hoffentlich) aufstrebende Spielefirma leiten. Als Startzeitpunkt können verschiedene Epochen des Gamings, beginnend in den goldenen 1980ern. Flott einen Namen für die Spielfigur und die eigene Softwareklitsche ausgewählt und ein paar Anpassungen vorgenommen und schon startet das Spiel klassisch in einer Garage. Wer in den 80ern beginnt muss sich von Zeichensatzgrafik und PC-Speaker-Sound hocharbeiten auf immer modernere und natürlich Ingame zu erforschende Technologien. Dazu werden Büros für unterschiedliche Arbeiten eingerichtet und Mitarbeiter eingestellt und verwaltet. Spielt sich wie eine Mischung aus „Youtubers Life“, „Die Sims“ und „Mad TV“ und bringt trotz vieler Ecken und Kanten erstaunlich viel Spaß.

Das liegt vielleicht auch daran, dass ich meine eigene Videogames-Geschichte nachspielen kann. Neue Technologien sind oft zu erstaunlich gut mit der Realität übereinstimmenden Zeitpunkten verfügbar und es ist befriedigend wenn der eigene Wing-Commander-Versuch tolle Noten in den Spielezeitschriften kassiert. Leider ist die Balance der Schwierigkeitsgrade noch suboptimal: Einfach ist zu leicht und eine Stufe höher ließ mich gerade zu Beginn verzweifeln. Ich bin dann mal weg, der dritte Teil von „Boom“, dem Dämonenschntzler für alle wichtigen Plattformen will noch um Motion Capturing-Szenen erweitert werden. Und dann muss ich meine hauseigene Konsole endlich auf den Markt bringen! Ein Lager und Produktionsräume einrichten um zum Publisher zu werden! Und es wird schon wieder hell da draußen, Mist!

Bonusapp: Mindshow

Mindblown würde ebenfalls passen. Mindshow ist kein klassisches Spiel sondern ein Kreativ-Baukasten für Filmemacher. In Mindshow kann der VR-Nutzer in verschiedene Comic-Charaktere schlüpfen und sie in einer vorher ausgewählten Szene mit Leben erfüllen. Und das hat es in sich: Dank des VR-Trackings animiert man sich so seine eigenen Trickfilme. Dank des Mikros im VR-Headset wird dabei natürlich auch die Sprache aufgenommen, so dass sich richtige Filmszenen zusammenstellen lassen. Die Figuren können zudem mit frei positionierbaren Gegenständen interagieren. Am besten wird es immer, wenn sich mehrere Spieler zusammentun und jeder eine Rolle übernimmt. Dabei kann man spontan vorgehen und einfach improvisieren oder man überlegt sich tatsächlich ein kleines Script. Am Ende kann die Szene aufgezeichnet werden. Aber nicht einfach so sondern indem man selbst den Kameramann spielt – mit Bürostühlen lassen sich übrigens tolle Kamerafahrten basteln. Nimmt man die Szene so aus mehreren Perspektiven auf, lässt sich (in einem Schnittprogramm außerhalb von Mindshow) auch ein längeres und aufwändigeres Filmprojekt basteln. Praktisch ist dabei der Greenscreen-Raum, so dass die Animationsfiguren auch in Realvideos eingefügt werden können.

Herrliche Spielerei, die erschreckend viel Zeit frisst. Immer wieder bieten Updates mit neuen Figuren und Hintergründen einen Grund, doch noch mal ein kleines Projekt zu realisieren. Lets-Play-Videos mit einer grantigen Katze als Greenscreen-Kommentator? Kein Problem! Buchszenen aus dem grandiosen „Ghostsitter“ (von Tommy Krappweis) nachspielen? Passt!


Patricks Top Five 2017

Patrick, in der der bunten weiten Welt des Internetz als MajorPanno unterwegs, ist zwar ein Weihnachtsspezial-Neuzugang, aber nach Podcast und diesem Artikel hier darf man fast sagen: Man hat das Gefühl, er wäre von Anfang an dabei gewesen. Ich glaube, vom Major werden wir an dieser und anderer Stelle noch deutlich mehr und deutlich öfter hören. Aber jetzt Patricks Top 5 für 2017:

Platz 1: Divinity Original Sin 2 (PC)

Dieses Spiel ist mein persönliches Spiel des Jahres. Den ersten Teil fand ich zwar gut, aber nicht sehr gut. Doch Divinity Original Sin 2 ist großartig. Alleine die Origin Charaktere sorgen für ein wunderbares Spielgefühl. So entsteht ein tolles Gruppengefüge. Der Clou auch hier im Vergleich zu anderen Spielen: Die Persönlichkeit der Charaktere steht zwar schon fest, die Klasse allerdings nicht. So entscheide ich mich als Spieler nicht nur, ob ich einen Feuermagier will, sondern ob ich die schizophrene Dame namens Lohse als Charakter im Team haben will und gebe ihr dann die Rolle der Feuermagierin. Hier verstehe ich nicht, warum dies nicht auch andere Spiele so hinkriegen.

Ansonsten lässt das Spiel kaum Wünsche offen: Es gibt ein wundervolles Crafting-System, eine herrliche Spielwelt und vor allem immer mindestens zwei, drei oder sogar vier Möglichkeiten, ein Problem zu lösen. Hier bin ich an nichts gebunden und kann mich in Ruhe austoben und probieren. Kämpfe kann ich führen oder mich an ihnen vorbeischleichen. Vielleicht kann ich auch einfach mit meinen Gegnern reden? Alle Möglichkeiten nutze ich aus. Einzig die Komplexität des Spiels sorgt dafür, dass ich immer mal wieder eine Pause brauche. Doch danach geht es wieder weiter. Hier möchte ich wirklich jeden Stein erkunden, mit allen NPCs sprechen, verschiedene Gruppenkombination ausprobieren und vollends in die Spielwelt eintauchen.

Diesem Spiel merkt man an jeder Ecke an, dass hier verdammt viel Herzblut hineingeflossen ist. Divinity Original Sin 2 ist einfach ein Meisterwerk und gleichzeitig ein Beispiel, wie zukünftige Spiele aussehen sollten: Mehr Freiraum für den Spieler, eine Welt die sich auch lohnt zu erkunden und Charaktere, die so charmant sind, dass man sie einfach mögen muss. 

Platz 2: Zelda – Breath of the Wild (Switch)

Eigentlich ist das Spiel ja eine langweilige Wahl in die Top 5, da es sicher in so ziemlich jeder Bestenliste auftauchen wird. Aber ich muss es hier einfach nennen, da es meiner Meinung nach neue Maßstäbe gesetzt hat, an der sich auch andere Open World Spiele messen müssen.

Mein Charakter wird in eine Welt geworfen, in der er zu Beginn relativ hilflos ist. Sobald ich die ersten paar Quests gemacht habe, kann ich mich in der ganzen Welt frei bewegen, es gibt aber natürliche Begrenzungen, sodass die Welt für mich als Spieler auch glaubwürdig erscheint. Zwar kann ich Türme erklimmen, doch diese schalten für mich nur die Karte frei. Somit muss ich mich wirklich aktiv auf dem Turm nach interessanten Dingen umschauen. Bevor ich große Missionen antrete, besorge ich mir Waffen, koche mir Tränke und sammle Pfeile. Ein Gegnerlager umschleiche ich, um Munition zu sparen. So sollte eine Open World sein. Ich beschäftige mich mit der Spielwelt an sich und nicht mit dem Questmarker. So natürlich verbunden mit einer Spielfigur habe ich mich lang nicht mehr gefühlt, und dafür danke ich Nintendo sehr. Für mich ist Breath of the Wild nicht das Spiel des Jahres, aber auf jeden Fall das wichtigste und innovativste für die zukünftige Entwicklung der Videospiele. 

Platz 3: Splatoon 2 (Switch)

Dieses Spiel hat mir mal wieder gezeigt, wie einfach es sein kann, ein gutes System zu designen und den Spielern Spaß zu bereiten. Splatoon 2 ist ein Farbklecks-Shooter der Extraklasse. Hier zählt nicht, wie viele Kills ich habe, sondern welche Mannschaft am Schluss mehr Fläche eingepinselt hat. Und das macht einen Heidenspaß!

Nahezu den ganzen Sommer saß ich dank Handheld-Modus mit der Switch draußen und spielte pausenlos Splatoon 2. Durch die ständigen Waffen-Updates, die im Gegensatz zu Spielen von anderen Entwicklern kostenlos sind und immer neue Events, bleibt das Spielprinzip abwechslungsreich. Dieses Spiel habe ich mit Abstand am längsten auf der Switch gespielt und ich kann mich jederzeit wieder für eine Runde begeistern. Im Vergleich zu anderen Multiplayer-Shootern ist Splatoon 2 auch endlich mal etwas anderes als immer die gleichen Militär-Shooter mit den jährlichen Updates. Zudem zaubern die Situationskomik innerhalb der Matches und der damit verbundene Humor mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen.

Platz 4: Final Fantasy 14 Online (PC)

Eigentlich mag ich ja keine MMOs und eigentlich mag ich auch keine JRPGs. Aber nachdem ich mehrfach gelesen hatte, dass Final Fantasy 14 Online von allen Abo-MMOs so ziemlich das beste sein soll, musste ich es einfach probieren. Dieses Spiel habe ich mehr als alles anderen dieses Jahr gespielt und ich muss sagen, dass ich nun zum ersten Mal verstehe, was Spieler an einem MMO finden, wenn es so großartig aufgebaut ist wie dieses Spiel. Der sogenannte „Content-Lock“ zwingt mich als Spieler dazu, die Inhalte des Spiels zu nutzen, die die Entwickler für mich vorgesehen haben. Ich muss Dungeons machen, ich lerne die Gruppensuche zu nutzen, mir werden Farming-Berufe vorgestellt. Und alles macht auch tatsächlich Spaß.

Hinzu kommt, dass ich nur einen Charakter erstelle, mit diesem die Hauptstory immer weiterspiele und die meisten Nebenquests nur optional sind. Der Clou außerdem: Mein Charakter kann jederzeit die Klasse wechseln und diese bei Level 1 anfangen. So kann ich zum Beispiel als Dragoner die Hauptstory spielen, während ich als Druide in den Low-Level Gebieten umherlaufe. Farming- und Crafting-Berufe werden aktiv gespielt, mein Charakter sägt zum Beispiel Holz mit aktiven Skills. Wenn es ein MMO gibt, für das sich ein Abo-Modell noch lohnt, dann auf jeden Fall Final Fantasy 14 Online. Und mit dem Addon Stormblood ist das Spiel definitiv immer noch aktuell!

Platz 5: Ghost Recon Wildlands (PC)

Was war ich bei der ersten Präsentation dieses Spiels enttäuscht. Und doch habe ich es mir ein paar Monate später spontan gekauft. Es ist die Liebe auf den zweiten Blick, die hier gewirkt hat. Stellt euch vor, ihr kommt von einem langen Arbeitstag nach Hause und schaltet den Fernseher ein und im Fernsehen kommt ein alter Action-Streifen aus den 80ern oder 90ern mit Arnie, Stallone oder Hulk Hogan. Und nun stellt euch vor, dieser Streifen spielt in Kolumbien, es gibt viel Geballer, Autos, Hubschrauber und Klischees. Und nun stellt euch vor, ihr könnt diesen Action-Streifen selbst spielen, anstatt ihn anzuschauen. Das ist für mich Ghost Recon Wildlands.

Mein erster Charakter sieht Hulk Hogan sehr ähnlich. Ich habe ihn erstellt und das Spiel gestartet. Die Videoclips werden aus Sicht des Oberbösewichts erzählt und stellen nach und nach seine Handlager vor. Wir, die guten Amerikaner stellen uns zu viert einer kompletten Armee, die in ganz Kolumbien die Macht übernommen hat. Vor Ort sind natürlich Rebellen, die uns immer wieder unterstützen. Und vor Spielstart kommt immer der Hinweis, dass es eigentlich in Wirklichkeit in Kolumbien nicht so zu geht. Immer, wenn ich diesen Hinweis sehe, muss ich bereits schmunzeln.

In Wildlands kann ich schleichen und mit einer Drohne die Gegend erkunden und Gegner markieren, wenn ich möchte aber auch wild ballernd durch den Dschungel laufen. Trotzdem sorgt das Spielsystem dafür, dass ich nicht viele Treffer aushalte und ich mich daher nicht wie in Diablo oder Serious Sam fühle. Die Charaktere der Gegenspieler sind sehr detailliert dargestellt und werden einem durch viele kleine Videoclips und Audiobotschaften präsentiert. Die Open World ist Ubisoft-typisch voll mit Nebenquests, diese haben mich bisher aber nie gestört, da die Icons auf der Minimap gut unterscheidbar sind. So kann ich mir genau das suchen, was ich aktuell spielen möchte. Das Spiel macht einen Heidenspaß und das ist gerade nach einem langen Tag doch das wichtigste und schönste, was man haben kann.

Enttäuschung 2017: Warhammer Dawn of War 3 (PC)

Als Fan der beiden Vorgänger habe ich mir Dawn of War 3 zum Release geholt. Die Kampagne fing mit den Space Marines zunächst auch spannend an, doch plötzlich war ich nach nur einer Mission gezwungen, in jeder Mission die Fraktion zu wechseln. Das nervte mich auf Dauer fürchterlich und es kam für mich kaum weitere Spannung auf. Der Multiplayer-Modus oder auch die Gefechte gegen die KI waren ebenfalls nicht das Wahre. Statt einem ordentlichen RTS-Anteil wie im ersten Teil oder aber einem Charakter-zentrierten Anteil wie im zweiten Teil, habe ich in Teil 3 die schlechteste Mischung aus allem. Hinzu kommt noch ein mehr als schlecht geklauter MOBA-Anteil, den so ziemlich jedes MOBA besser schafft. Kurzum: Ich wollte Dawn of War haben und bekam es nicht, stattdessen ein Spiel, das zusammengestopft aus allen Elementen war und sich nicht entscheiden kann, was es sein will. Auch grafisch kam mir Teil 2 besser vor. Mittlerweile habe ich es enttäuscht wieder deinstalliert, daher trifft es „Enttäuschung des Jahres“ hier sehr gut, ich hatte was anderes erwartet.

Rippis Top Five 2017

Platz 1: Eve Online (PC)

Alter Hut, und die letzten Jahre quasi konstant in den Top 5. 2017 nun wieder auf Platz eins, weil es zum Einen eben der größte Zeitfresser 2017 war. Zum anderen: Im Spiel selber gab es große Veränderungen und durch den Wechsel in eine neue Allianz/Corporation (das Äquivalent zu Gilden in non-SiFi spielen), es viele neue Seiten zu entdecken gibt, die vorher so nie im Fokus standen.

Eve ist groß und ständig im Wandel, und selbst nach 5 Jahren vergeht fast kein Tag an dem ich nichts Neues lerne.

Platz 2: Battle Brothers (PC)

Battle Brothers hatte mich hauptsächlich im ersten Drittel von 2017 beschäftigt, normal erinnere ich mich dann kaum noch an ein Spie,l dass ich es doch tue spricht für das Spiel, welches doch so einige Stunden und vor allem Abende versüßt, verlängert und die Schlafenszeit verkürzt hat.

Ein wirklich gelungenes Spiel, nur wie in Darkest Dungeon, sollte man sich auch hier nicht zu sehr an einen Helden binden.

Platz 3: Motorsport Manager (PC)

Ein Rennspiel ohne selber rennen fahren zu müssen! Für jemand der liebend gern Wirtschaftskreisläufe, Produktionsstraßen und -abläufe optimiert sind Rennspiele an sich eher weniger interessant. Das selber Fahren juckt mich nur so alle paar Jahre in in den Fingern, da kommt mir Motorsport Manager schon etwas gelegener. Gut Spieltiefe hält sich in Grenzen und auch die Freiheiten sind überschaubar, aber die Mischung macht’s und deshalb Platz 3

Platz 4: MineCraft (PC)

Tja und wo wir grade Produktionsabläufe und ähnliches schon erwähnt hatten, Minecraft.  Und hier nicht etwa selber mit der Spitzhacke durch die Erde wühlen, sondern wühlen lassen!
Vor Jahren schon hat mich die MOD Computercraft begeistert, in der man kleine Roboter (Turtles) programmieren konnte, welche dann Tätigkeiten für einen übernehmen. Oder ein gigantisches, vollautomatisches Hochlager bauen, das dann die gesammelten Rohstoffe selbst verwaltet.


2017 hab ich dann mal wieder Minecraft ausgegraben und bin auf die MOD: Buildcraft gestoßen, hier lassen sich herrliche riesige Abbaugebiete aufbauen, welche tausende von Blocks die Minute farmen, und nur die interessanten landen über ein Filtersystem im Lager. Einfach super, Abends im Hotel, wenn das Hotel-Wlan mal wieder zu wünschen übrig lässt und im Fernsehen eh nichts ordentliches kommt.

Platz 5: Stardew Valley (PC)

Eigentlich wollte ich das Spiel gar nicht, viel zu viel Hype darum. Tja aber irgendwann war es eben mal deutlich reduziert, und da hab ich in einer schwachen Sekunde doch mal auf Kaufen geklickt.

Und für eine gewisse Zeit machte es auch viel Spaß, anpflanzen, bewässern, ernten. Wie und wann pflanzt man bei unterschiedlichen Wuchszeiten an, um möglichst viel Ertrag zu bekommen. Die anderen Dorfbewohner waren mir irgendwie egal. Und als ich in der Mine das unterste Level erreicht hatte, mit einer guten Rüstung und Waffe, war die Luft irgendwie raus. Aber bis dahin und aufgrund mangelnder Alternativen - verdient in die Top5


Martins' Top Five 2017

Schon im zweiten Jahr dabei und wieder mit einem wunderbaren Text am Start: Martin aka Zille. Nachdem ich Platz 4 in seinen Charts entdeckt hatte, war mir klar: Dieser Mann hat wirklich Geschmack! Interessant übrigens auch seine Enttäuschung 2017 (man vergleiche mit Dennis' 5. Platzierung).

[Martin ist bei Twitter unter @Zille8704 zu erreichen.]

Platz 1: The Witcher 3 – Hearts of Stone

Muss ich dazu viel schreiben? The Witcher 3 ist für mich eines der besten Spiele der letzten zehn Jahre gewesen. Auf dem entsprechenden Schwierigkeitsgrad und mit abgeschalteten Kartensymbolen erlebt man wirklich eine tolle Geschichte, mit packenden und herausfordernden Kämpfen und einer ständig zum Entdecken einladenden Spielwelt.

Trotzdem habe ich nach dem Durchspielen damals erstmal eine Auszeit genommen und die DLCs auf die virtuelle Halde gelegt. Mit einigem Abstand habe ich nun Hearts of Stone gespielt und wieder eine richtig tolle Zeit gehabt. Mangels absehbarem Nachschub lasse ich den letzten DLC Blood and Wine aber noch eine Weile ruhen. Wer weiß, wann ich mal wieder ein – für mich – so geniales Spiel vorgesetzt bekomme.

Platz 2: Enslaved - Odyssey to the West

Bei diesem Spiel stimmt einfach so vieles! Die Inszenierung ist toll, die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz und die Spielwelt ist einfach klasse umgesetzt.

Ihr spielt Monkey, eine Art Affenmensch, der besonders gut klettern kann. Anfangs werden ihr von einem Sklaven-Flugschiff entführt und trefft bei eurer Flucht auf die Menschenfrau Trip, die euch mehr oder minder unfreiwillig befreit. Von dem Punkt an entspinnen sich immer wieder tolle Intermezzos zwischen den beiden, die anfangs stark von Spannungen geprägt sind. So werdet ihr direkt nach der Flucht von Trip versklavt, da diese auf euch angewiesen ist, um zu Ihrem Dorf zurückzukehren. Im Verlauf der Handlung entwickelt sich die Beziehung zwischen den beiden immer weiter, bis hin zu einem tollen Finale.

Bis dahin gilt es aber jede Menge Klettereinlagen und Kämpfe - hauptsächlich gegen Roboter - zu bestehen und auch die ein oder andere kleinere Logik-Nuss zu knacken. Auch wenn Enslaved spielerisch nicht unbedingt besonders herausfordernd daherkommt, lohnt der Ausflug in dieses Paralleluniversum doch unbedingt. Ich kann mir gar nicht erklären, warum ich dieses Spiel nicht früher ausgepackt habe. Klar, die Kritikpunkte von damals sind auch heute noch valide, aber auf der Habenseite verbucht man einfach so viele tolle Dinge, die man bei PC-Spielen selten findet. Zudem ist es nicht schlecht gealtert, so dass man es auch heute noch gut spielen kann.

Platz 3: Wolfenstein – The Old Blood

Wolfenstein ist ein gutes Beispiel für mich, wie gnadenlos die heutige Spielelandschaft mich doch abgehängt hat. Während (fast) alle Welt  das kürzlich erschienene Wolfenstein 2 spielt, habe ich selber erst vor einigen Tagen das Addon zum – in meinen Augen -  genialen ersten Teil durchgespielt.

The Old Blood ist ein wirklich guter Shooter, der vor allem vom abgedrehten Szenario lebt. Obwohl das Spiel sich selbst storytechnisch immer wieder mit einem Augenzwinkern präsentiert, ist es auf dem Schwierigkeitsgrad „hart“ auch wirklich fordernd. Hier ist man gut beraten, nicht wild ballernd, sondern eher schleichend vorzugehen. Der Anfang ist leider sehr zäh geraten und will so gar nicht zum Rest des Spiels passen. Hier heißt es: Durchhalten!

Im Spielverlauf findet ihr immer wieder Stellen, an denen einfach auffällt, dass viel Herzblut drinsteckt. Es gibt viele hörenswerte Konversationen, beispielsweise über die Weinvorlieben eurer Widersacherin. Kurz vor Ende könnt ihr euch beispielsweise einen Tonbandmitschnitt eines Verhörs anhören – und das geht dann für einen Shooter wirklich lange und ist gut umgesetzt. Man kann das alles auch ignorieren und immer noch einen guten Shooter spielen, aber der Feinschliff ist bemerkenswert.

Zusammenfassung:
„Was ist schlimmer, als ein Nazi?“ – „Ein Nazi-Zombie!“
„Was ist schlimmer als ein Nazi-Zombie?” – „Ein brennender Nazi-Zombie, der dir aus einem Luftschiff vor die Füße platscht!“
„Machen wir!“

Kurz: Einfach ein super Addon für Fans des ersten Teils!

Platz 4: XCOM 2 – War of the Chosen

XCOM war für mich ein gutes Beispiel für einen richtig gut gelungenen Reboot einer Serie. Der in vielen Bereichen verbesserte Teil 2 war dementsprechend ein Pflichtkauf. Das kürzlich erschienene Addon dazu ist dann auch als einer der wenigen Vollpreistitel heutzutage direkt auf meiner Festplatte gelandet.

Die neu hinzugekommenen Fraktionen und die Auserwählten als besondere Bedrohung geben dem Spiel viel neuen Schwung. Außerdem haben Patches mittlerweile die Rundenlimits und ähnliches aus dem ursprünglichen zweiten Teil entschärft. Bis zur Mitte des Spiels war ich auch wirklich begeistert. Leider zeigte sich dann, dass dem ganzen gerade in der Endphase die Dynamik schwindet. Hier trägt das Addon kaum noch etwas bei. Gleichzeitig ist aber von der ursprünglichen „Hetze“ wegen des Avatar-Projekts kaum noch etwas geblieben. Man kann im Prinzip ganz in Ruhe so lange spielen, bis man sich bereit für die letzte Mission fühlt. Kein Vergleich mehr zur Vanilla-Version des zweiten Teils direkt nach Release.

Ich habe das Addon auf „normal“ ohne Ironman gespielt. Also ist das Jammern auf hohem Niveau und lässt sich sicher auch ein Stück weit am gewählten Schwierigkeitsgrad festmachen.

Platz 5: The Final Station

The Final Station ist eines dieser Spiele, die etwas anders sind, als der Rest. Ihr spielt einen Zugführer, der in einer Welt nach einer mysteriösen ersten Ankunft von “was auch immer” mit dem Auftrag betraut ist, einen wichtigen Gegenstand zu seinem Ziel zu bringen. Der Gegenstand wird für einen Wächter benötigt, der wegen der zweiten Ankunft gestartet werden soll. Überall auf der Welt landen mit Gas gefüllte Kapseln, die Menschen zu einer Art Schattenzombies werden lassen. Ihr seid mehr schlecht als recht bewaffnet und müsst den Zug von Station zu Station führen und dort immer wieder die Weiterfahrt freischalten. Das passiert in einer Art Sidescroller-Jump-and-Run. Die Story ist ziemlich verworren und gegen Ende auch nicht zu 100% erhellend. Allerdings trägt die Geschichte mit dem Gameplay bis dahin sehr gut und verdient eine lobenswerte Erwähnung in meinen Top 5!

Enttäuschung 2017: Mad Games Tycoon

Ein Computerspiel über das Machen von Computerspielen. Da mein letzter Durchgang mit der Konkurrenz von Game Dev Tycoon eine Weile her war und ich viel Positives über Mad Games Tycoon gelesen hatte, habe ich bei einem Sale zugeschlagen. So sollte der Tycoon einiges besser machen und viel mehr Optionen bieten.

Letzteres ist auch sicher richtig. Man kann zum Beispiel Konsolen bauen oder auch im Vertrieb mitmischen. Allerdings fehlt dem Spiel in meinen Augen viel Feinschliff. So ist es relativ egal, ob ihr euch vergrößert, oder nicht. Ab einer bestimmten Größe kommen kaum neue Optionen hinzu, dafür aber viel Mikromanagement. Ihr erhöht die Burn-Rate und verdient auch mehr Geld, aber eigentlich könnt ihr auch einfach kleiner weitermachen und ebenfalls reich werden. Ein weiteres Beispiel ist etwa, dass ihr „Entwicklerlegenden“ anheuern könnt - was aber faktisch nur Mitarbeiter mit guten Fähigkeiten bringt und sonst total untergeht.

Der Aufbaupart ist wirklich schlecht gelöst. Räume haben nur eine Tür und wenn der Mitarbeiter mangels Weg nicht zu seinem Platz kommt, teleportiert er sich einfach durch die Gegend. Spielautomaten könnt ihr ebenso wie Lampen oder Heizungen einfach irgendwo hin klatschen. Am Ende zählt ihr nur einen Score dafür hoch, wie toll eure Arbeitsumgebung ist.

Ihr könnt für die Qualitätssicherung einen Raum mit fünf Schreibtischen bauen. Dieser kann dann genau ein  Projekt unterstützen. Wenn ihr zwei Entwicklungsabteilungen habt, dann braucht ihr auch zwei QA-Räume. Gleiches gilt für Grafik- und Soundabteilung. Das artet dann später in wildes Rumgeklicke aus. Kennt man ja aus der Praxis: Wenn man mit Kollegen in einem Büro sitzt, arbeitet man auch immer genau am selben Thema (oder so ähnlich – ok, das war ironisch gemeint).
Nicht falsch verstehen – das Spiel macht Spaß und auch eine gewisse Zeit süchtig. Aber das macht ein Cheeseburger auch. Was bleibt ist wenig Befriedigung und ein schlechtes Gewissen. Und ein Euro weniger.

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