Weihnachtsspezial 2016: Teil 1

Sothi | 22. Dezember 2016 | 01:11
Weihnachtsspezial 2016

Terminplan:

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern eben auch das Weihnachtsspezial auf die Erde nieder und beglückt euch mit satten Geschenken in Form von leidenschaftlich geschriebenen Artikeln aus der Feder befreundeter Twitter- und Blogautoren. Wobei sich das durchaus überschneidet: Wer hier regelmäßig mit liest, ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Teil dieses Spezials.

Mit dabei sind auch 2016 sowohl die alten Spielwiese-Urgesteine, als auch ganz frische Autoren, sowie Wiederkehrer aus vergangener Zeit, die kurzfristig und spontan einfach mal ja gesagt haben. Und ich muss ehrlich sagen: Ich freue mich über alle Gruppen: Frisches Blut ist natürlich immer gut, und dass die alten Dinos Jahr für Jahr mit am Start sind, erfüllt mein Herz mit großer Freude. Und wer nach Abstinenz wieder in unsere Arme zurück kommt… Nun, die Geschichte vom verlorenen Sohn, der wieder zu seiner Familie zurückkehrt und herzlich aufgenommen wird, passt ja ganz gut in diese christliche Jahreszeit ;) 

Was ich bereits jetzt, ohne aktiv nachgezählt zu haben, relativ sicher sagen kann: Mit insgesamt 14 Autoren haben wir einen neuen Rekord in Sachen aktiver Artikelschreiber am Start und das ist einfach super: Jedes Jahr werden wir mehr, jedes Jahr wird die Aktion ein wenig größer und relevanter. Vielen lieben Dank für all' eure Motivation, hier mitzuwirken.

Was auch nicht fehlen darf: Der weihnachtliche Podcast mit einem harten Kern der Autoren, die am Spezial mit geschrieben haben: Die große Frage, die für den Podcast im Raum hängt, ist: "Was ist eure große Spielehoffnung 2017?". Und weil einige Podcastler auch bereits im letzten Jahr dabei waren, lässt sich im gleichen Atemzug die Frage beantworten, ob sich die letztjährige Hoffnung erfüllt hat. Online geht er am 24.12. -- pünktlich zur Bescherung unterm Weihnachtsbaum.

Jedenfalls: Vielen lieben Dank an alle, die mitgemacht haben!

Um was geht es?

Die Autoren haben sich bereit erklärt, hier im Blog Resümee über den Computer- und Videospiele-Markt des in Kürze endenden Jahres zu ziehen und uns ihre persönlichen Top 5 Games für das Jahr 2016 zu verraten – natürlich nicht einfach nur als reine Aufzählung, sondern mit ausführlicher Erklärung zum Warum und Weshalb. Komplettiert wird jeder Beitrag mit jenem Titel, den jeder Verfasser als seine persönlich größte Enttäuschung 2016 ansieht.

Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass es wirklich darum geht, welche Spiele der jeweilige Autor im Jahr 2016 gespielt hat; das Release-Jahr des Games spielt hierbei keine Rolle
.
So und jetzt genug geschwafelt. Lasst die Spiele beginnen! Den Anfang machen unser Brettspiel-Experte Jürgen ("der Graf"), Dennis, Max, Rippi, Zille, Loonymoon und meine Wenigkeit. Und wer sich fragt, wie die Reihenfolge der Artikel zustande gekommen ist, ein kleiner Hint: Nach Eingang in meinem E-Mail-Postfach. Jürgen war demnach der Allererste in diesem Jahr.

Die Teilnehmer des zweiten Teils werden aus Gründen des anhaltenden Spannungsbogens erst morgen bekannt gegeben.

Ein Klick auf [Weiterlesen] bringt euch zum kompletten Artikel.


Sothis Top Five 2016

Bei meiner  Vorbereitung auf das Weihnachtsspezial bereite ich mich mittlerweile akribisch vor: Jedes Spiel wird fein säuberlich in eine Excel-Tabelle getippt und erlebt seinen großen Moment am Ende des Jahres, wenn meine Priorisierung für diese Top 5 über Wohl und Wehe der gespielten Titel entscheidet.

Fast immer ist es so, dass sich dort die absolute Nummer 1 weit vor dem Rest absetzt und somit mein Spiel des Jahrs relativ schnell feststeht. 2016 war das leider nicht der Fall und das lässt Raum für Spekulationen: Sind etwa so viele Titel auf einem gleich hohen Niveau? Oder konnte mich einfach kein Spiel von seiner absoluten Genialität überzeugen? Lasst uns im nun folgenden Artikel auf Spurensuche gehen.

[Sothi penetriert seine Mitmenschen nicht nur in diesem Blog, sondern auch auf Youtube, in seinem Podcast und bei Twitter unter @sothilein]

Platz 1: XCOM 2 (PC)

XCOM 2 also. Mein Spiel des Jahres 2016. Für viele sicherlich ein sehr unspektakulärer Titel. Und auch kein wirklich mutiger Schritt seitens Firaxis, denn im Grunde ist die zweite Alienhatz kein wesentlicher Schritt nach vorne. Aber: Das Spiel weiß bis zum bitteren Ende (bitter für die Aliens, versteht sich) stark zu motivieren. Schon der Vorgänger war ein ziemlich geschliffener Strategie-/Taktikmix, Teil 2 verbessert und poliert wesentliche Aspekte des Spiels. Da ist es auch fast egal, dass der Unterschied zwischen Basenbau oder fliegender Festung völlig belanglos ist und das Rumgefliege auf der Weltkarte in nervige Fleißarbeit ausartet.

Absolut geil hingegen das Szenario, das uns gegen ein von den Aliens unterwandertes Regime kämpfen und eine richtig bedrückende Stimmung aufkommen lässt. Und auch die neuen Soldatentypen wissen zu gefallen: Dass man nun  Mittels Hacking-Drohne ganze Einheiten übernehmen kann oder der ziemlich lässige Ranger seine Gegner in unnachahmlicher Weise mit seinem Schwert in feine Einzelteile zerlegt hat schon was. Und so kann ich dem Spiel eigentlich nur eine echte Schwäche attestieren: Die immer noch schmerzlich vermisste Erweiterung.

Platz 2: FIFA 17 (XBOX One)

Ich schäme mich. Unendlich. Ich habe was ganz Schlimmes getan, nämlich eine XBOX One gekauft. Denn was viele nicht wissen: Ich bin nebenberuflich XBOX-Hater. Doch dann passierte es. Ganz unvermittelt: Eine XBOX One stand plötzlich auf dem Schreibtisch. Einfach so. Und ich war auf so eine Situation völlig unvorbereitet. Das allein ist verwerflich genug, doch nun hat es tatsächlich ein XBOX-Spiel (gut, ein Multiplattformtitel, aber immerhin!) auf Platz 2 meiner Jahrescharts geschafft. Das ist mir unheimlich.

Dabei wäre es schon unheimlich genug, dass überhaupt ein FIFA in die heiligen Hallen meiner Top 5 aufsteigen durfte. Aber was soll ich sagen: Ich hatte einfach so richtig Bock drauf. Und FIFA 17 hat mit The Journey endlich einen motivierenden Karrieremodus zu bieten. Da ich leider kein FIFA-Crack bin, fällt es mir schwer, über die spielmechanischen Unterschiede zu den Vorgängern philosophieren, aber das spielt an dieser Stelle auch keine Rolle, denn Fakt ist einfach: FIFA 17 gehört zu den meist gespieltesten Titeln der letzten Wochen und ist gleichzeitig der einzige Grund meine XBONE überhaupt anzuschmeißen  -- was wiederum zeigt, wie schwach die MS-Konsole mit Exklusivtiteln bestückt ist. Na also, ein bisschen Hate geht ja doch.

Platz 3: Astroneer (PC)

Ach, das liebe ich ja. Wenn meine Top 5 eigentlich feststehen und sich dann quasi in letzter Minute (Sekunde würde wesentlich besser passen) doch noch ein Spiel reinschleicht, die Charts gehörig durcheinanderwirbelt und in diesem Fall Civilization 6 rauskickt. Geschafft hat es, wie sollte es anders sein, ein Indie-Titel und zugleich ein Spiel, das ein wenig den Staffelstab entgegennimmt, der ihm ARK aus dem letzten Jahr entgegenreicht.

Auch Astroneer ist im Wesentlichen ein Sandbox-Crafting-Titel mit einem kleinen Survival-Aspekt. Spielt sich aber dennoch anders als das erwähnte ARK und geht tatsächlich mehr in No Mans Sky, sowohl was das Szenario angeht, als auch die Spielmechanik. Und die ist echt motivierend, obwohl wir uns noch in der Pre-Alpha befinden und sicherlich noch unendlich viele Inhalte nachgereicht werden. Was das Spiel in meinen Augen vor allem besonders macht: Der Grafikstil, der wirklich sehr eigen und unheimlich comichaft ist. Und das Benutzerinterface, das nah am Charakter angesiedelt ist, sich sehr intuitiv anfühlt lässt und gut von der Hand geht. Nett ist auch die Idee, das man auf dem schier unendlich großen Planeten manchmal auf abgestürzte Wracks oder sogar Leichen anderer Astronauten trifft und diese sogar plündern kann.

Aktuell kann ich noch nicht sagen, wie lang mich der Titel im jetzigen Status motivieren wird, aber ich hab seit ARK kein Spiel mehr gehabt, in denen halbe Stunden in 5-Minuten-Takt an mir vorbeizuziehen schienen. Wer mal reinschauen möchte: Mein Let's Play dazu gibt's hier.

Platz 4: Meridian 59 (PC)

Schielt mal später zu Rippis Artikel, dort werdet ihr Meridian 59 ebenfalls vorfinden. Warum? Weil wir beide uns gegenseitig motiviert und hochgepeitscht haben, diesen Klassiker erneut zu beginnen. Mein eigentlicher Grund nochmal einen Blick in dieses altehrwürdige MMORPG zu werfen war eigentlich meine berühmt-berüchtigte Videoserie 20 Stunden Meridian 59. Doch dann hat es mich gepackt. Stunden über Stunden. Charakter für Charakter. Ich ertappte mich schon wieder dabei in Allmachtsfantasien zu schwelgen und darüber zu philosophieren, welcher Charakter wie geskillt werden sollte, um möglichst effizient auf alle möglichen Kampfsituationen reagieren zu können. Unvergesslich jene Sommernacht, in der Rippi und ich bis spät in die Nacht auf meiner Terrasse saßen und über Meridian 59 philosophierten. Das klappt wohl bei kaum einem anderen Spiel.

Das liegt einfach an dem unverwüstlichen Spielprinzip, der tollen Möglichkeiten, die das Charaktersystem bietet, der direkten Kommunikation mit allen Spielteilnehmern. Es gibt wahrscheinlich kaum ein Spiel, das so schnell und effizient emotionalisieren und sozialisieren kann. Und obwohl ich ursprünglich eine gewisse Distanz als YouTuber halten wollte, gelang es mir ganz schlecht, nicht doch Partei für die eine oder andere Seite zu ergreifen.

Mittlerweile ist meine Meridian 59-Karriere schon wieder vorbei. Das hat zum Großteil damit zu tun, dass das Spiel ein unheimlicher Zeitfresser ist. Und meine 20 Stunden trotz Extended-Version (10 Stunden obendrauf!) lange abgelaufen waren. Aber auch an der Tatsache, dass das Spiel zu viel Raum für Anonymität und ganz plumpes Cheating bietet. Oder vielleicht, dass mein jüngster Sprössling ausgerechnet in dieser Zeit geboren wurde ;)

Ich bin trotzdem dankbar, nochmal Teil dieser Erfahrung gewesen sein zu dürfen. Nächster Stopp dann wieder in 15 Jahren.

Platz 5: Uncharted 4: A Thief‘s End (PS4)

Es gibt zu Uncharted 4 nichts zu sagen, was nicht schon 100fach in diversen Publikationen, Kommentaren oder Tweets zu lesen war. Deshalb will ich es kurz halten und einfach meine persönliche Beziehung zu dieser außergewöhnlichen Reihe umreißen. Vorweg: Ich bin kein Konsolenspieler, das wissen einige vielleicht. Als ich mir vor einigen Jahren meine PS3 zulegte, hat es kaum ein Spiel geschafft, mich dauerhaft zu motivieren. Kaum eines außer diesem:  Uncharted: Drakes Schicksal. Ich war damals höchst beeindruckt, wie gut sich ein offensichtlicher Tomb Raider-Klon spielen lässt und wie unverschämt gut das auch noch aussehen kann. Uncharted 1 war das erste PS3-Spiel, das ich überhaupt bis zum Ende durchgespielt hatte. Und danach Uncharted 2. Doch dann stagnierte das Ganze, Teil 3 war für mich klar der schwächste Teil der Serie und hier habe ich auch nie den Abspann erblickt; Golden Abyss auf der Vita hatte noch weniger Glück und kam über die ersten Spielstunden nicht hinaus.

Und jetzt A Thief’s End. Die Angst war ja schon da: Wird mit Teil 4 nochmal zur Höchstform motivieren können? Entdecke ich meine alte Liebe zu Nate Drake und dem grummeligen Sully? Wie fügt sich sein Bruder als neuer Protagonist ein? Und was soll ich sagen: Das Spiel ist vielleicht der geschliffenste Brillant der Spielgeschichte. Kein Action-Adventure lässt sich so lässig steuern und hat so wenig frustrierende Stellen, kein Titel bringt mehr Kinoatmosphäre auf den Bildschirm, kein Spiel sieht so unverschämt gut aus – nicht nur, weil die Technik womöglich alle anderen Konsolentitel an die Wand spielt, nein, vielmehr ist es die unheimlich dichte Atmosphäre, die tollen Landschaftsausblicke und die Liebe zu den Details, die dieses optische Meisterwerk auszeichnet.

Ich gebe zu: Irgendwann kam das Spiel dann doch zu dem Punkt, an dem man sich unweigerlich fragte: Ok, jetzt noch ein Level und noch ein Level? Hallo, Naughty Dog, ich wäre jetzt mal wieder gesättigt. Trotzdem: Als das Spiel dann tatsächlich vorbei war und ich den Epilog spielte, kam echter Wehmut auf. Ich vermisse Nate und den alten Sully und sogar seinen Bruder Samuel habe ich mittlerweile ins Herz geschlossen. Und das passiert mir bei einem Spiel wirklich ganz selten – was vielleicht auch damit zusammenhängen mag, das ich Spiele selten bis zum Ende durchziehe. So gesehen ist das wohl auch so eine Art Ritterschlag für die Uncharted-Reihe.


Jürgens Top Five 2016

Er ist unser Graf, unser Jürgen Graf, wohlgemerkt. Und er ist für den kulturellen Teil des Weihnachtsspezials zuständig. Warum? Weil er hier Jahr für Jahr die wahre Form des gemeinschaftlichen Spielens vorstellt: Brettspiele.

Aber dieses Jahr ist alles anders. Denn Jürgen ist nicht alleine. Noch ein Autor wagt sich in Gefilde vor, die bislang nur ein Graf beackert hat. Wer das sein wird, lüften wir allerdings erst in Teil 2 dieses epischen Spezials. Als kleinen Hinweis darf ich auf SWP #23: Descent (2nd Ed.) – den Brettspiel-Cast verweisen. Neben der Auflösung des zweiten Teilnehmers bekommt ihr hier Jürgen leibhaftig zu hören. Die beiden sind so im Thema vertieft, dass ich mir tatsächlich eher wie ein Statist vorkomme :)

Platz 1: X-Wing – Das Miniaturenspiel

Es gab eine Zeit, da konnte man sich bei Merchandising-Spielen ziemlich sicher sein, dass einen unter der hübsch bedruckten Schachtel nur liebloser Schrott erwartet. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Unter den Lizenzspielen gibt es (neben vielem Schrott, zugegeben) inzwischen einige echte Perlen. Das X-Wing-Miniaturenspiel ist eine davon: Mit einem schlanken Regelsystem, einer erstaunlich guten Spielbalance, günstigen Preisen (zumindest im Vergleich zu anderen Miniaturenspielen) und einer vorbildlichen Betreuung durch den Verlag modernisierte X-Wing ganz nebenbei den Tabletop-Bereich. Inzwischen läuft X-Wing selbst eingesessenen Platzhirschen unter den Miniaturenspielen (ich schaue euch an, Warhammer und Warmachine) allmählich den Rang an; die tolle Turnierszene tut ihr Übriges dazu.

Worum es in X-Wing geht? Na, um „Dogfights“ im Weltall mit den bekannten Raumschiffen, Helden und Fieslingen aus Star Wars. Jeder Spieler stellt eine Fliegerstaffel auf, rüstet sie mit allerhand Upgrades und technischen Spielereien aus und lässt sie schließlich in hochdynamischen Gefechten auf den Gegner los. Gute Positionierung ist in X-Wing das A und O: Alle Spieler stellen gleichzeitig mit verdeckten Schablonen die Flugmanöver ihrer Schiffe ein. Diese werden dann aufgedeckt und die Bewegungen ausgeführt. Dieses Regelsystem simuliert nicht nur vortrefflich das Manövrieren und Ausmanövrieren von Luftgefechten, sondern sorgt auch dafür, dass es quasi keine Wartezeiten gibt: Denn irgendetwas hat man immer zu tun. Tüftler können sich zudem austoben, wenn sie möglichst gute Synergieeffekte zwischen den Raumschiffen und ihren vielen modularen Upgrades ausknobeln. Toll.

Platz 2: Leo muss zum Friseur (stellvertretend für die vielen gespielten Kinderspiele)

Es gibt Kinderspiele und es gibt Kinderspiele, die auch die Erwachsenen gern spielen. Leo gehört eindeutig zur zweiten Sorte. Leo ist ein Löwe mit beachtlicher Mähne, der dringend mal wieder zum Dschungelfriseur muss. Leider ist unser guter Leo eine ziemliche Tratschtante und verplappert die Zeit auf dem Weg allzu gern mit anderen Tieren. Ständig verbummelt er deshalb seine Friseurtermine und die Mähne wächst weiter. Keine Frage, da müssen wir einspringen und Leo helfen, rechtzeitig zum Dschungelfriseur zu kommen. Mit Karten bewegen wir Leo über das Spielfeld, das aus verdeckten Tier-Plättchen besteht. Dabei müssen wir uns merken, welche Tiere unter welchen Plättchen stecken, um Leo möglichst zeitsparend durch den Dschungel zu lotsen und die schlimmsten Labertaschen unter den Tieren zu umgehen.

Das Spiel macht den Kleinen und Großen Spaß und weckt auch bei den ganz, ganz Großen den Ehrgeiz, die perfekte Route zu finden. Kein Wunder, dass das Spiel so häufig wie kaum ein anderes auf den Tisch kam. Nebenbei beweist Leo, dass es für Spiele auch frischere Themen als das übliche „Ich-baue-eine-Stadt-im-Mittelalter“ gibt. Tratschende Löwen und Friseure, das hat doch was.

Platz 3: Yinsh

Yinsh ist ein Teil des Gipf-Projekts neben Zèrtz und Tzaar und … Moment – wie bitte? Nichts verstanden? Ja, die Namen sind in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig, aber für Liebhaber abstrakter Strategiespiele ist die „Gipf“-Reihe der heilige Gral. Hinter den kryptischen Titeln steckt eine Reihe an bewusst minimalistisch gehaltenen Spielen: kein Thema, das vom Spielmechanismus ablenkt, keine Zufallskomponenten, nur schwarze und weiße Spielsteine, vergleichbar mit „Go“, Dame oder Schach. Diese Reduktion auf’s Wesentliche brachte aber Spiele hervor, die taktisch extrem interessant sind.

Aus dieser ambitionierten Reihe abstrakter Spiele zählt Yinsh als das Beste – und das zu Recht, Yinsh ist schlicht und ergreifend eines der besten Taktikspiele überhaupt. Die Spieler ziehen abwechselnd Ringe über ein Spielfeld. Bei jeder Bewegung hinterlässt ein Ring einen Spielstein in der eigenen Farbe auf dem Feld. Werden Spielsteine bei der Bewegung übersprungen, so wechseln sie ihre Farbe. Die Spieler müssen versuchen, Reihen aus fünf Spielsteinen in der eigenen Farbe zu bilden. Was zunächst banal klingt, entwickelt sich zu einem taktisch dichten Duell aus Taktieren und Blockieren. Ein starkes Spiel, so einfach und doch komplex.

In diesem Jahr wurde Yinsh gemeinsam mit Gipf in einer wunderschönen Neuauflage wieder auf den Markt gebracht. Die weiteren Titel der Reihe folgen.

Platz 4: Isle of Skye

Eigentlich sollte dieses Spiel auf Platz 1 stehen, denn für mich ist Isle of Skye das qualitativ beste Spiel der letzten Jahre. Eigentlich. Warum es „nur“ auf dem etwas undankbaren vierten Platz gelandet ist, hat einen ganz einfachen Grund: Andere Spiele kamen schlicht und ergreifend häufiger auf den Tisch, fanden mehr Mitspieler.

Isle of Skye sieht zunächst wie Carcassonne aus, spielt sich aber doch ganz anders. Wie bei Carcassonne bauen wir aus Landschaftsplättchen ein Königreich auf. Die eigenen Plättchen werden bei Isle of Skye aber zunächst den Mitspielern zum Kauf angeboten, zu einem Preis, den man selbst festlegt. Was jedoch keinen Käufer findet, muss man selbst kaufen, zum vollen veranschlagten Preis. Verlangt man zu wenig, werden einem die besten Plättchen unter der Nase weggekauft. Verlangt man zu viel, muss man selbst tief in die Tasche greifen. Das sorgt für ein interessantes Taktieren um den perfekten Preis und für so manches Bauernopfer, um sich das perfekte Plättchen zu sichern, das haargenau ins eigene Königreich passt.

Isle of Skye verbindet einen gelungenen Spielmechanismus mit einem variablen Wertungssystem: Vor jedem Spiel wird zufällig bestimmt, was Punkte bringt: Mal muss man möglichst lange Straßen bauen und zugleich viele Seen haben, mal will man möglichst viele Kombinationen aus Bauernhöfen und Weiden, mal muss man obendrein das eigene Königreich rechteckig anlegen. Das sorgt für Abwechslung, weil jede Partie eine andere Strategie erfordert.

Platz 5: Runewars

Ich gebe zu: Runewars war nicht eines jener Spiele, die in diesem Jahr am häufigsten auf den Tisch kamen. Aber wenn es gespielt wurde, war es stets ein ganz besonderes Erlebnis für mich. Was Runewars auszeichnet, ist nicht nur, dass es ein Fantasyspiel von epischen Ausmaßen ist, das eigentlich alles zu bieten hat: große Eroberungen und erbitterte Schlachten zwischen Armeen, zugleich Helden auf geheimen Missionen, Wirtschaft und Planung, Politik und Täuschung, fantastische Wesen und Magie. Über all dies hinaus zeichnet Runewars aber seine erzählerische Seite aus: Selten erlebe ich es so intensiv, dass Spielzüge tatsächlich Geschichten aufleben lassen, dass ein abstrakter Spielmechanismus eine Welt lebendig werden lässt. Bei kaum einem anderen Spiel kann ich mich so detailliert an vergangene Partien erinnern mit all ihren kleinen und großen Begebenheiten.

Für das kommende Jahr ist übrigens ein gleichnamiges Tabletop-Spiel angekündigt. Das ist trotz identischem Namen zwar ein ganz, ganz anderes Spiel, ich beobachte es aber trotzdem mit Spannung: Dieses kommende Runewars-Miniaturenspiel – und da schließt sich der Kreis zu meiner diesjährigen Nummer 1 – entleiht nämlich Elemente aus X-Wing und überträgt dessen Spielmechanismus auf ein Fantasy-Armeenspiel. Das hat hohes Potential, den Bereich der Tabletop-Armeenspiele zu modernisieren, aber es bleibt abzuwarten, ob das Spiel im übersättigten Tabletop-Bereich seinen Platz finden wird.

Enttäuschung des Jahres: Heiß begehrt, aber im Schrank verstaubt

Nein, nein, nein, versteht mich bitte nicht falsch, wenn ich hier jetzt „BattleLore – 2nd Edition“ nenne. Das Spiel ist fantastisch. Nicht von dem Spiel bin ich enttäuscht, sondern von mir selbst: Da habe ich mir doch vor einem Jahr voller Begeisterung die erste große Erweiterung vom neuen BattleLore gekauft: die langersehnte Untoten-Expansion, auf die ich seit Erscheinen des Hauptspiels sehnsüchtig gewartet hatte. Die Aussicht, eines Tages die Untoten spielen zu können, war für mich damals mit ein Grund gewesen, mir überhaupt das Hauptspiel zu kaufen.

Endlich waren sie nun da, die Knochendrachen und Todesritter, endlich konnte ich meine Nekromanten und Skelettarmeen übers Spielfeld führen. Und dann habe ich es tatsächlich geschafft, die Erweiterung ein volles Jahr lang nicht ein einziges Mal gespielt zu haben. Unglaublich. Mea culpa, Asche über mein Haupt. Wie es so weit kommen konnte? Tja, das kann nur etwas mit so vielen anderen guten Spielen zu tun haben, die sich dazwischengeschoben haben. Trotzdem unfassbar und allerhöchste Eisenbahn, die ausstehende Partie endlich in der Weihnachtspause nachzuholen.

Dennis' Top Five 2016

In den vergangenen Jahren fiel mir die Wahl von gleich fünf tollen Spielen des vergangenen Jahres recht schwer. Im ersten Moment hatte ich auch in diesem Jahr die Sorge, nicht genug Spiele zusammen zu bekommen. Doch dann fiel mir ein, wie verdammt viele Spiele ich dieses Jahr gezockt habe und dass da erstaunlich viele wirklich nennenswerte Titel dabei waren. Dieses Jahr bestand die Schwierigkeit für mich daher tatsächlich, die fünf besten und das eine schlechteste auszuwählen und nicht, wie im letzten Jahr, nur darüber nachzudenken, wie viele Plätze alleine Rimworld einnimmt.

[Dennis ist als @Dod1977 auf Twitter unterwegs und tummelt sich ansonsten als Freier Autor munter bei Gamestar.de und anderen Publikationen unter seinem Decknamen Dennis Ziesecke herum]

Platz 1: Overwatch (PC)

Erst recht spät im Jahr und dann auch noch durch meinen in diesem Punkt sehr penetranten Sohn dazu getrieben bin ich auf Overwatch gestoßen. Zum Blizzard-Shooter gabs bereits vorher eine Demo, die ich auf der Playstation 4 angespielt und für doof befunden hatte. Mein Großer allerdings redete kaum noch von etwas anderem seitdem er es sich gekauft hat – und dann kam das Gratiswochenende..

Alles richtig gemacht Blizzard. Gratiswochenende für ein gutes Spiel, gepaart mit einer Preissenkung im hauseigenen Onlineshop. Wer kann da schon widerstehen? Ich nicht, meine Frau nicht, jetzt haben wir halt dreimal Overwatch im Haushalt und zocken als quasi-Familienclan fast jeden Abend ein wenig in bunter Comicgrafik zusammen. Wie von Blizzard gewohnt ist Overwatch bis zum Äußersten polished, das Balancing ist super, die Performance sogar auf kleineren PCs außerordentlich. Wie so oft komme ich mit der Gamepadsteuerung der Konsolenfassung nicht zurecht, hier wird also noch ganz klassisch auf dem PC gezockt.

Was soll ich sagen, wenn ein reiner Multiplayertitel mich als Multiplayermuffel derart packt, dann muss das Spiel etwas ganz besonderes sein. Und wenn ich mir anschaue, wie viel Spaß wir hier mit Overwatch haben, dann muss es zumindest für mich und meine Familie außergewöhnlich sein. Kauf nicht bereut, viel Spaß, perfekt.

Platz 2: Playstation VR Worlds (PS4)

Pünktlich zum Release traf hier – selbstverständlich – Sonys Playstation VR ein, passend mit Kamera und zwei Move-Controllern sowie ein paar Spielen zum Starten. Eines davon ist die Sammlung Playstation VR Worlds mit einer Reihe Minispiele, die die Möglichkeiten von Playstation VR sehr gut demonstrieren.

Besonders viel Aufsehen erregt bei Neueinsteigern natürlich der spielbare Gangsterfilm „The London Heist“, der hier nach mehrfachem Durchspielen (es ist nur recht kurz, keine halbe Stunde wenn man sich beeilt) als Kulisse zum Herumblödeln fungiert und seiner Rolle mehr als gerecht wird. Auch London Heist ist hier ein Familiending mit meinem Sohn, er liegt es einfach in dem Spiel den Gangster zu spielen, so wie man Filme nachspielt. Gerade in diesem Konzept sehe ich übrigens viel Potential, man stelle sich ein „The Movies“ mit Filmen vor, in denen man selbst die Hauptrolle spielt.

Noch mehr Spaß jedoch macht ein vom Konzept her absolut unscheinbares Spiel: Dangerball ist nichts anderes als Pong in VR und mit 3D-Arena. Der Schläger wird nicht nur horizontal sondern in einem größeren Quader gesteuert – mit dem Kopf des Spielers. Wer wie bei einem Kopfball etwas Schwung gibt, beschleunigt den Ball, mit dem Drehen zur Seite im richtigen Moment bekommt der Ball einen Spin. Simpel aber motivierend: An den Wänden kann der Ball abprallen, die unterschiedlichen Gegner haben Spezialfähigkeiten wie besseren Schutz oder schnellere Bälle. Auch das ist bei uns ein Familienspiel, der Second-Screen-Funktion von Playstation VR sei Dank: Dabei wird das Spiel aus Sicht des VR-Spielers auf dem Fernseher wiedergegeben. Andere Titel nutzen den Fernseher übrigens mit anderen Inhalten für weitere Spieler, so dass „asynchrones Spielen“ möglich ist und verdammt viel Spaß bringt.

Platz 3: Uncharted 4: A Thief's End (PS4)

Wieder die Playstation. Ich hätte nie erwartet, dass Konsolenspiele einmal so einen großen Stellenwert einnehmen, bin ich doch eingefleischter PC-Gamer und dazu noch Gamepad-Legastheniker. Uncharted lässt sich aber sehr gut steuern, selbst für mich. Dazu gefällt mir der Fluss aus Rätseln, Kämpfen, Klettern und Story, das Spiel hat einen tollen Flow, der immer wieder motiviert. Es spielt sich wie ein guter Kinofilm und ist im Prinzip genau das, was ich als Jugendlicher immer spielen wollte. Da kommt auch Lara Croft in den neuen Tomb-Raider-Spielen nicht heran, Uncharted ist einfach in jedem Punkt ein kleines bisschen besser. Toll sind auch Kleinigkeiten wie die Playstation 1 im Wohnzimmer von Nathan, auf der ein gewisser Sony-Erstling von Naughty Dog läuft.

Platz 4: Battlefield 1 (PC)

Auch hier verlockte wieder der öffentliche Gratis-Test des Multiplayer-Shooters. Die Open-Beta packte mich gnadenlos, was mich sehr überrascht hat. Die letzten Battlefields waren nicht so recht meins, Battlefield 2 und Bad Company 2 meine letzten wirklich mit Begeisterung gezockten Battlefields. Der erste Weltkrieg konnte mich dann wieder abholen, vielleicht auch weil ich begeisterter Fan von History Line: 1914-1918 war. Da wurde zwar nicht in 3D geschossen aber das Szenario packte mich damals schon.

Im Anschluss an die Beta musste ich mir das Spiel dann recht schnell kaufen, viel schneller als gewohnt. Und lustigerweise habe ich es dann nach einem Festplattendefekt und einer Windows-Neuinstallation erst einmal prompt vergessen. Irgendwann kam die Erinnerung zurück, der Spielspaß auch und nun hat es den Schritt auf diese Liste gefunden. Verdient, die Multiplayermatches sind für mich endlich wieder motivierend, die Grafik hübsch und es läuft sogar mit meiner kleinen RX 470 erstaunlich gut.

Platz 5: Destiny (PS4)

Dieses Jahr war recht Shooter-lastig, auch bei Destiny wird viel geballert. Doch obwohl es MMO-Elemente aufweist spiele ich es als reinen Singleplayer-Titel und habe damit viel Spaß. So viel, dass ich mir auch die DLCs kaufen musste. Destiny ist flott, hübsch, nett inszeniert und für ein Konsolenspiel erfreulich geschmeidig, was mich aber besonders begeistert ist die Steuerung. Wie bereits angedeutet: Meine Skills am Gamepad sind unterirdisch und werden auch mit viel Übung kaum besser. Meistens nerven mich Gamepads einfach nur, weshalb die PS4 sehr oft vom Nachwuchs besetzt wird. Destiny aber macht irgend etwas richtig, ich kann nur nicht genau sagen, was. Die Steuerung geht gut von der Hand, ist intuitiv und fühlt sich einfach nur gut an. Und das ist mir schon seit meinen ersten Videogame-Erfahrungen fast das Wichtigste an einem Spiel.

Enttäuschung 2016:  Nicht No Man's Sky

Tatsächlich hat mich in diesem Jahr keines meiner gekauften Spiele wirklich enttäuscht. Zugegeben, ein paar Leichen liegen in meinem Playstation-VR-Keller, da gibt’s doch einiges an miesen VR-Erfahrungen. Neues Medium, die üben noch, da habe ich keine Rachegelüste und bin gelassen.

Auch der Hass-Titel vieler Gamingforen-Wutbürger ist mir nicht sonderlich negativ aufgestoßen: No Man's Sky hat mich für gut 30 Stunden gut unterhalten, ich habe die Reise in Zentrum des Universums sogar sehr genossen. Nur wurde es halt irgendwann dann doch etwas langweilig, das Spielprinzip hat nicht lange genug getragen. Das ist bedauerlich, bei 30 mit viel Spielspaß erfüllten Stunden wage ich es aber nicht, von einer Enttäuschung zu sprechen.


Max' Top Five 2016

Normalerweise ist es ja immer der Rippi, der mich Wochen vor der Veröffentlichung darauf aufmerksam macht, dass das Weihnachtsspezial ansteht. Dieses Jahr hat er sich aber vornehm zurückgehalten und dafür Max die Bühne überlassen, der mich regelmäßig über den aktuellen Stand des Spezials befragt hat.

Und noch was ist neu: Samsa v. Sinope ist Geschichte (aber was das heißen soll habe ich ja letztes Jahr schon nicht verstranden), Max firmiert jetzt als @Postokratiker bei Twitter. Ihr seht, die Verwirrung ist komplett. Jetzt aber genug des Geplänkels, machen wir lieber die Bühne frei für Max' Top 5:

Platz 1: Chrono Trigger

Eine kleine Vorgeschichte. Wie ich bereits in letzten Jahresrückblick erwähnt hatte, hat mich die Freude am Hobby Videospiele doch ziemlich verlassen. Es hat im letzten Jahr begonnen und führte 2016 soweit, dass ich zwei Monate lang kein Videospiel angefasst habe – das erste Mal seit 15 Jahren. Das zweite Spiel auf meiner Liste brach dies ein bisschen auf – aber eben nur ein bisschen. Effektiv war ich mir ziemlich sicher, dass ich nächstes Jahr keine Top 5 mehr zusammen kriegen würde. Und dann kam Chrono Trigger. Ich weiß nicht genau, wieso ich es angefangen habe – es hatte vermutlich was mit Langeweile und den Wunsch nach Zerstreuung zu tun. Aber als 4 Tage später die Credits über den Bildschirm liefen, hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht. Dieses Spiel hat mir all das gegeben, das ich am Medium Videospiel jahrelang innig geliebt habe. Es war ein Abenteuer, eine Flucht aus der (in diesem Jahr besonders) düsteren Welt – zugegeben, in eine noch düsterere, in der ich mich aber deutlich weniger machtlos fühle, als in der Realität. Ich weiß von Anfang an, dass ich die Welt retten kann. Diese Prämisse hat gut getan. Und meine Liebe neu entfacht. Ich höre wieder Podcasts zu Videospielen und merke, dass sich in den 2 Jahren, in denen ich mich nicht mehr intensiv mit dem Medium beschäftigt habe, doch einiges getan hat.

Das Spiel selbst ist ein JRPG, das 1995 für den SNES erschienen ist – es gibt allerdings auch eine Neuauflage für den Nintendo DS, die etwas mehr Inhalt bietet, allerdings auch relativ teuer ist. Es geht um Zeitreisen, weshalb das Spiel vom typischen Mittelalter-Fantasy-Setting (stellenweise mit leichten Steampunkelemente) bis hin zur Postapokalypse eine breite Palette an Setpieces abdeckt. Die Zeitreiseprämisse reißt natürlich einige Logiklöcher in die Geschichte (allerdings ist mir bisher keine Zeitreisegeschichte bekannt, bei der das nicht so ist). Das nehme ich aber gerne in Kauf, wenn der Rest stimmig ist – und das ist definitiv der Fall. Dank der Zeitreisethematik und auch Mechanik ist das Spiel relativ offen, wenn auch nicht besonders dynamisch – es gibt einige Nebenerzählungen, die hauptsächlich die Hintergründe einzelner Charakter erläutern. Im Prinzip ist aber auch die Hauptquest optional, denn der Endgegner lässt sich ab einem Punkt relativ früh in der Geschichte jederzeit angreifen (auch wenn es, außer im New Game Plus, natürlich ausgeschlossen ist, ihn schon zu besiegen).

Besonders begeistert haben mich aber die philosophischen Aspekte des Spiels. Gerade die Geschichte eines Roboters, der sich der Party, anschließt ist in der Hinsicht besonders interessant – vor allem im Bezug auf Roboterethik. Nebenher gibt es noch die typische "Haben Roboter Gefühle"-Geschichte, die sehr oft aufgegriffen wird, sei es nun in Filmen, Büchern oder eben Videospielen. Die kriegt in Chrono Trigger noch eine besondere Bedeutung, da es dabei nicht um einen, sondern um zwei Roboter geht. An der Stelle geht die Geschichte zwar nicht so in die Tiefe, wie ich es mir gewünscht hätte, allerdings ist es immer noch ein Videospiel. Es sollte primär unterhalten und das hat es sehr gut getan.

Platz 2: Orwell (PC)

Orwell ist ein Spiel, was eine politische Brisanz mit sich bringt. Der Name stammt von George Orwell, dem Autoren von Animal Farm und 1984, und es geht um Überwachung. In Anbetracht der weiterhin kaum aufgeklärten NSA-Affäre und der neuen Gesetze zum BND, zumindest in Deutschland, ein hochaktuelles Thema, was in der Vergangenheit schon öfter von Spielen aufgegriffen worden ist. Das Besondere an Orwell ist allerdings, dass ich in die Rolle eines Überwachers schlüpfe, um für die Sicherheit der fiktiven Nation "The Nation" zu sorgen. Da die Überwachung der eigenen Bevölkerung dort verboten ist, muss die Überwachung von einem Menschen außerhalb der Landesgrenzen übernommen werden – Ähnlichkeiten zu realen Ereignissen sind vermutlich rein zufällig. Als Überwacher durchforste ich Webseiten, Mails und Telefongespräche nach Informationen und speichere diese ab. Dabei kann ich nicht jede x-beliebige Information verwerten, sondern nur vom Spiel vorgegebene.

Diese Datenschnipsel sind aber zahlreich und widersprechen sich teilweise. Das Herausfinden, welche Daten wichtig sind, gestaltet sich nicht sonderlich komplex – bei einem Beispiel gibt es etwa zwei Daten zu einem möglichen Einsatz einer überwachten Person bei der Armee. Diese fanden in zwei verschiedenen Jahren statt. In einer E-Mail erwähnt die überwachte Person, in welchem Jahr sie aus der Armee ausgetreten ist. Daraus folgt, dass sie bei einem der beiden Einsätze kein Teil der Armee mehr war. Wie bereits erwähnt: Nicht komplex, erfordert aber ein genaues Lesen der Texte. Und diese sind zahlreich.

Die Geschichte dreht sich um eine vermeintliche, anarchistische Terrororganisation. Während das Spiel anfangs noch versuchte, mich in eine moralische Richtung zu drücken, wurde nach und nach klar, dass es sich bei der Spielwelt von Orwell um eine Welt mit vielen Grautönen handelt. Der Konflikt zwischen Terrorbekämpfung und persönlicher Freiheit wird sehr gut dargestellt und von beiden Seiten beleuchtet, so dass es mir am Ende selbst überlassen bleibt, meine moralische Position zu finden. Das Spiel nutzt das Medium, in dem es agiert, um Positionen auszuloten und sich nicht selbst positionieren zu müssen.

Platz 3: The Room (2)

Ich mag Rätselspiele. Und The Room und The Room 2, die ich beide in diesem Jahr gespielt habe, machen für mich einiges richtig. Im Spiel geht es immer um Objekte, etwa Kisten oder ein Miniaturboot, in dem verschiedene Sachen bewegt oder verändert werden müssen, um sie zu öffnen. Die Rätsel sind dabei immer logisch und nie unfair. Einzig die gruselige Atmosphäre stört mich etwas – für viele andere ist sie das Highlight des Spiels. Ich empfinde sie in The Room als unangenehm.

Platz 4: Stardew Valley (PC)

Ich befürchte, dass ich Menschen, die diesen Blog lesen, nichts Neues über Stardew Valley erzählen kann. Die Bauernhofsimulation ist für mich ein tolles Spiel, um ein wenig abzuschalten und Ruhe zu finden. Normalerweise nutze ich dafür keine Spiele, aber Stardew Valley ist eines der Spiele, die dafür genutzt werden können.

Platz 5: Paint it Back (PC)

Eine Picross-Version für den PC mit vielen Bildern und einer guten Steuerung. Seltsamerweise scheinen viele PC-Umsetzungen des Spielprinzips die Steuerung nicht ordentlich hinzubekommen – dabei zeigt Paint it Back, wie einfach das sein kann. Linke Taste: Feld füllen, Rechte Taste: Feld mit einem X markieren. Die im Spiel enthaltenen Bilder sind dabei immer fair und können ohne raten zu müssen gelöst werden. Schwierigere Bilder können auch aufgeteilt gespielt werden, wodurch das Spiel nur an Schwierigkeit gewinnt, wenn ich das auch möchte. Ebenfalls ein tolles Spiel zum Entspannen, auch wenn ich im Zweifelsfall doch lieber Picross auf einer mobilen Plattform spielen würde.  

Rippis Top Five 2016

Platz 1: Life is Strange (PC)

Eigentlich nur als Lückenfüller gekauft, solange ein anderes Spiel herunter geladen wird - und dann das! Zu meinen Glück ist das Spiel nicht mehr ganz aktuell und es waren schon alle Episoden fertig - das Warten auf die nächste Folge wäre fürchterlich gewesen. So aber nun zum Spiel: Nein es ist kein AAA-Titel, nein es ist keine super Action, nein es ist keine Grafik, die den Rechner zum Glühen bringt - aber warum dann Top 1?

Weil „Life is Strange“, das Beste an Story / Erzählung und Stimmung ist, das ich seit Jahren gespielt habe. Das Spiel erinnert so ein bisschen an den Film „Butterfly Effect“, man kann also etwas in der Zeit zurück springen und verschiedene Ereignisse verändern und beeinflussen. Auch die Entscheidungen die man während des Spiels treffen muss sind nicht so ganz ohne, selbst mit den Zeitsprüngen hat man oft nur die Wahl zwischen einer miesen Entscheidung und einer noch viel mieseren Version. Wie gesagt die Entscheidungen geben einem wirklich zu denken, und was mir am besten gefällt - Das Ende. Warum und wieso verrate ich an der Stelle nicht, denn das wäre zu viel Spoiler!

Aktuell gibt es Episode 1 gratis, die folgenden für knapp 20€ (was ich für etwas happig halte und hier empfehle auf ein Stream-Angebot zu warten - dann aber definitiv zuschlagen)

Platz 2: Meridian59 (PC)

Jetzt wird es nostalgisch! Anno 1996 (nicht das Spiel, sondern das Jahr) lag in meiner Computerzeitschrift eine CD-Beileger mit dem Spiel Meridian59. Das erste Mal, dass ich etwas von Onlinespielen hörte. Eine dauerhafte Welt mit vielen anderen Spielern, Gilden, Hochzeiten, Armeen, Kriegen, Monstern und mystischen Orten… - das klang interessant und war der Grund für den Kauf meines ersten Modems (14400Mbit). Meridian59 war auch für meinen ersten online Tod durch Spieler verantwortlich (Danke Lady of the Dawn vom ODRF vor Barloque) und natürlich, dass ich einen gewissen Lord Soth (Sothi himself) kennen lernte.

Um es etwas abzukürzen, Meridian59 war ein Meilenstein auch wenn es ein paar Jahre und diverse Betreiber später immer wieder verschwand, tauchte es auch immer wieder auf und so auch 2016. Es hat sich ein dt. Team gefunden, welches die mit ner Weile OpenSource-Software auf einem Server mit sehr viel Elan betreibt. Im Mai wurde ich durch einen alten Meridian-Veteranen darauf aufmerksam und auch wenn die Grafik mit der Zeit grausig ist (ja es gibt auch einen neuen 3D-Client mit recht ordentlicher Grafik), das Spiel hat etwas, das einen emotional fesselt.

Wie gesagt die Grafik kann es nicht sein und das Gameplay ist wortwörtlich aus dem letzten Jahrtausend, was ist es also das einen so in das Spiel zieht. Das schlichte Spiel, die kleine sehr involvierte Community, die relativ harten Konsequenzen? Ich weiß es nicht, Fakt ist aber: Das Spiel bindet, fesselt oder vereinnahmt mich jedes Mal aufs neue wie kein zweites und das obwohl es über 20 Jahre alt ist.

Platz 3: Eve Online (PC)

So, der Zeitfresser 2016 kommt nur auf Platz 3. Eigentlich die letzten Jahre schon alles dazu erzählt, ein wahnsinnig großes Spiel, mit einer fast senkrechten Lernkurve (also eher einer Lern-Mauer), wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, bekommt Möglichkeiten und Freiheiten geboten, die kein anderes Spiel bietet.

Und für alle die es mal ausprobieren wollen, Eve ist seit November Free-to-Play. Man hat die Möglichkeit mit einem limitierten Charakter viele Aspekte von Eve auszuprobieren (über diesen Link gibt es bei einem neuerstellten Account 250.000 Skillpunkte (ca. 1Woche Training) als Bonus).

Platz 4: MineCraft (PC)

Jaja nochmal so eine alte Gurke, aber immer wenn mir langweilig ist und eigentlich auf kein Spiel Lust habe, dann grab ich MineCraft aus - dieses Jahr in einem Erweiterungspaket „Life in the Woods“. Es macht dann immer wieder Spaß gigantische unterirdische Abbau-Anlagen aufzubauen und mein automatisiertes und computergesteuertes Lagersystem einzurichten.

Platz 5: Darkest Dungeon (PC)

Eigentlich müsste ich hier gar nichts schreiben, sondern einfach auf Sothis Let’s Play dazu verweisen, weil a) war das der Grund für den Kauf und b) erzählt er da alles und man sieht es eben auch.

Naja eventuell doch 2 oder 3 Worte, es ist ein Sidescroller mit Rollenspiel-Effekten, einem teilweise hohen Schwierigkeitsgrad und einem schönen düsteren Ambiente. Und das erste RPG in dem ich meine Helden nach einem Abenteuer in die Nervenklinik oder ins Kloster zur Erholung schicken muss. Wer es probieren will, schaut vorher 2-3 Folgen von Sothis Let’s Play, und wenn euch das zusagt: die 20€ ist es definitiv wert.


Martins' Top Five 2016

Dank Steamsales und generell niedrigen Preisen im PC-Spielesektor ist meine Spielehalde immer gut gefüllt. So war auch 2016 ein Jahr, in dem ich aus dem Vollen schöpfen konnte und die Freizeit der einzig begrenzende Faktor war. Neben den hier genannten Spielen habe ich auch mit vielen anderen viel Spaß gehabt. Eine Top 5 aufzustellen war demnach schwer, weil die meisten Spiele eng beieinander liegen.

[Martin aka Zille ist einer unserer Neuzugänge und bei Twitter unter @Zille8704 zu erreichen.]

Platz 1: Starcraft – Legacy of the Void (PC)

Blizzard und Starcraft – da brauche ich eigentlich nicht viel zu schreiben. Es hat nach Wings of Liberty viel zu lange gedauert, bis Heart of the Swarm herauskam. Darum habe ich bis zum Erscheinen des abschließenden Teils gewartet und dann die Trilogie dieses Jahr in einem Zug beendet.

Der Kern des Spiels, das Echtzeitstrategiespiel, wurde durch eine tolle Handlung und abwechslungsreiche Missionen für mich zu einer Reise in die Vergangenheit, als es gute Echtzeitstrategie noch en Masse gab. Ich habe jeden Moment genossen.

Platz 2: XCOM 2 (PC)

XCOM 2 ist quasi der erste Teil, nur in besser. Mir fehlen immer noch einige Spielfeatures, damit es mit der alten Serie von der Komplexität her Schritt halten kann. Nur möchte das die Neuauflage ja offensichtlich auch gar nicht und ist dafür ein fluffig zu spielendes Strategiespiel, das durchaus anspruchsvoll daherkommt. Die Zeitbegrenzung in manchen Missionen stresst zwar manchmal, erweitert das Spiel aber auch vom taktischen Anspruch her. Ein umfangreicher DLC für 2017 – das wäre toll. Aber bitte als XCOM 2.5 – ich habe keine Lust dasselbe Spiel immer mehrfach spielen zu müssen, um die DLCs mitzuerleben. Ich möchte ein neues Spielerlebnis. Danke!

Platz 3: Deus Ex: Mankind Divided (PC)

Die Neuauflage des Klassikers macht für mich fast alles richtig. Ich bin zwar noch nicht durch, das liegt aber daran, dass ich die Levels meist komplett erkunde. „Vollständigkeitsfanatiker“ nennt das Spiel mich. Recht hat es. Ich nehme dabei bewusst in Kauf, dass es teils „gamey“ daherkommt und man die Leute ständig ohne Konsequenzen ausrauben kann. Dafür werden Story und Szenario aber in vielen Details erklärt und im Vorbeigehen rübergebracht. Eine glaubwürdigere Spielwelt insgesamt würde dem Spiel aber auch gut stehen und es zu einem echten Kracher machen. Vielleicht beim nächsten Mal?

Platz 4: Tropico 4 - Modern Times (PC)

Ich gehöre sicher zu den wenigen Menschen auf diesem Planeten, die die Kampagnen von Tropico 3, Tropico 4 und dem Addon Modern Times komplett durchgespielt haben. Modern Times kam bereits 2012 als umfangreicher DLC dazu raus. Zu dem Zeitpunkt war ich allerdings immer noch mit der Kampagne des Hauptspiels beschäftigt…

Aber Moment Mal – „Ist das nicht ein Sandboxspiel?“ mag sich der eine oder andere Leser jetzt sicher fragen. Und das stimmt natürlich. Nur gibt es auch eine Kampagne nebenbei, die (für ein Aufbauspiel) mit einer durchaus unterhaltsamen Story und abwechslungsreichen Szenarien daherkommt. Das Spiel nimmt sich dabei zu keinem Zeitpunkt ernst. Wenn man den Dreh einmal raus hat, kann man gemütlich vor sich hin bauen und dabei fast schon meditativ entspannen. Für mich ein herrliches Spiel, das im Abstand von einigen Wochen immer mal wieder als Lückenfüller zum nächsten Spiel für ein Level unterhalten konnte. Mein persönliches Candy Crush. Nach dem letzten durchgespielten Szenario wird es 2017 dann Zeit für Tropico 5!

Platz 5: The Curious Expedition (PC)

Ich hatte mal wieder Lust auf ein Spiel, das sich anfühlt, wie früher. Nicht zu komplex und umfangreich, dafür aber mit funktionierenden Spielmechanismen. The Curious Expedition ist genau das, gemischt mit einigen Roguelike-Elementen. Jede Expedition ist etwas anders, nie gibt es eine Garantie für gutes Gelingen. Die Hatz nach der Highscore macht durchaus Spaß und motiviert – für eine gewisse Zeit. So wie früher. Mehr wollte ich auch nicht haben und meine Erwartungen wurden somit erfüllt. Für mehr reicht es dann aber nicht, dafür sind die Mechanismen zu limitiert und die Abwechslung durch die freigeschalteten Charaktere hält sich arg in Grenzen.

Enttäuschung 2016: Blackguards (PC)

Blackguards ist eines der wenigen Spiele, bei denen ich die investierte Zeit wirklich bereue. Man sagt immer, wenn ein Spiel einen lange unterhalten hat, dann hat es doch eigentlich gar nicht so viel verkehrt gemacht. Für die Empörung über das ursprüngliche Ende von Mass Effect habe ich beispielsweise auch nur ein müdes Lächeln übrig. Es hat einen ja immerhin bis zum Ende ein tolles Actionspiel genießen lassen, egal was man vom Abspann hält.

Für Blackguards möchte ich hier aber mal eine Ausnahme machen und mich ausdrücklich beklagen. Ja, ich habe wirklich viel Zeit in den ersten Kapiteln verbracht und das Aufleveln der Party hat Spaß gemacht (Stichwort „Vollständigkeitsfanatiker“) – auch wenn das Schwarze Auge hier anders daherkommt, als die Dragon Ages dieser Welt. „Wohlfühlfaktor“ ist hier eher ein Fremdwort. Ich hatte im Vorfeld einiges über Spielspaßbremsen gelesen und mich dabei halbwegs spoilerfrei gehalten. So wusste ich bereits vorher um eine Szene, in der sich ein Partymitglied ungeplant verabschiedet. Das hat mich dann auch nicht so sehr beeindruckt und ich habe weiter munter Stunde um Stunde investiert. Was die Designer dann aber geritten hat, kurz vor dem Ende plötzlich nach einer losen Aneinanderreihung von Taktikgefechten die große „eure Handlungen an einer Handvoll Stellen hat plötzlich tiefgreifende Konsequenzen“-Keule herauszuholen, ist mir ein Rätsel. Und das völlig überraschend und demotivierend. Und als „Handlungen“ kann man das, was dem Spieler da in seine Mausklicks rein interpretiert wird, eigentlich auch nicht bezeichnen. So kann man ein eigentlich solides Spiel völlig unnötig kaputt machen. Und dabei habe ich bereits die gepatchte und „entfrustete“ Version gespielt! Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das zum Releasezeitpunkt gewesen sein muss.

Einige abschließende Fragen:

1. Was macht ein Partyrollenspiel aus? - Richtig, die Heldentruppe.
2. Ist ein Spiel, das diese wiederholt hart beschneidet und sämtliche Überlegungen und Pläne des Spielers mit Füßen tritt im Kern vielleicht trotzdem ein gutes Taktikrollenspiel? – Ja, vielleicht.
3. Macht das dem Spieler Spaß? – Ganz sicher nicht. Es sei denn, er ist Masochist.
4. Macht ein Spieledesigner seinen Job gut, wenn er dem Spielspaß auf dem Altar einer leidig unterhaltsamen Hauptstory grausam bei lebendigem Leib das Herz raus reißt und in den Gedärmen rumwühlt? – NEIN!

Ich habe dem Spiel wirklich viele Chancen gegeben. Auch, weil ich es mögen wollte. Wenn ein Spiel unter diesen Gesichtspunkten so negative Emotionen in einem Spieler hervorruft, dann ist das schon bemerkenswert. Reife Leistung. Mein Rat: Macht einen Bogen drum!


Loonymoons Top Five 2016

Als Sothi mich kurz mit den Worten „Lust auf Weihnachtsspezial dieses Jahr?“ einlud, wusste ich noch nicht genau, worauf ich mich da einlasse. Ich habe mich noch nie an Spielerezensionen gewagt und weiß auch nicht, warum seine Worte jetzt genau der Tritt in den Allerwertesten war, der mir gefehlt hat. Ich empfand es dazu noch als einen Ritterschlag zu so etwas eingeladen zu werden. Also herzlichen Dank Dir und dies sind nun meine two Cents zum Thema Top 5 und Enttäuschung 2016.

[Loonymoon ist einer unserer Neuzugänge und bei Twitter unter @loonymoon zu erreichen.]

Platz 1: Murdered: Soul Suspect (PS4) 

Gebannt vom Verbannten:

Mein persönliches Highlight dieses Jahr war der zufällige Glückskauf im Sale von Murdered: Soul Suspect. Ich liebe Serien wie Medium, Ghost Whisperer und ähnlich mystische Geschichten sowie investigative Serien wie Castle, CSI und The Mentalist. Dieses Spiel ist eine perfekte Symbiose aus all diesen. Die Grafik ist äußerst ansprechend, denn nicht nur die authentisch wirkende Stadt ließ mein Herz vor Freude hüpfen. Die Stimmen sprechen für sich und alles wirkt stimmig. Man muss jetzt kein Sherlock sein, um die geforderte Detektivarbeit zu leisten, aber man kommt keineswegs direkt auf des Rätsels Lösung, so dass ich es niemals nervig fand. Um einen Fall aufzudecken, kann man nach Hinweisen suchen, in andere Körper schlüpfen und diese auch beeinflussen oder belauschen. Ich weiß nicht, ob ich mir Sorgen machen muss, aber mir macht das alles große Freude. Man läuft viel durch die dunklen Gassen von Salem, aber durch die Möglichkeit in andere Schatten zuspringen, ist es kein langsamer oder -weiliger Fortgang. Dazu gibt es viel zu entdecken, so dass man sich auf dem Weg gerne umschaut, um mehr über die Stadt und seine Bewohner zu erfahren. Die einzige Gefahr, die einem droht, geht von den umherschwebenden Dämonen aus, die unsere Seele staubsaugerartig einsaugen möchten. Allerdings kann man diese mit alternierenden Tastenkombinationen abwehren. Für viele mag das einfach sein, aber da ich in solchen Situation leicht zu panischer Tastenklopperei neige, stellten sich diese Begegnungen für mich eher als schwierig und spannend mit Schockmomenten da.

Ich bin von der Story, den Charakteren, der Stimmung einfach begeistert und werde es auf jeden Fall auch ein zweites Mal spielen.

Es gab leider einen Soundbug, der das Streamen etwas erschwerte: Nach den Cutscenes ändert sich der Audioausgang, so dass der Schicksalsteiler leider nur noch visuell miterleben konnte, was passierte. Selbst das Wechseln des AudioAusgangsmediums änderte nichts. Das war ein Rätsel, das O’Connor bisher noch nicht lösen konnte.

Platz 2: The Wolf among us (PC) 

Hast Du jemals im blassen Mondlicht mit dem Wolf getanzt? 

Nachdem ich letztes Jahr Tales from the Borderlands von Telltale Games genossen habe, wurde mir dieses Jahr TWAU empfohlen. Märchen wurden mir dank meines Vaters schon früh ans Herz gelegt, deswegen war ich sehr gespannt auf diese Adaption.

Es war eines der ersten Spiele, die ich für zwei Freundinnen gestreamt habe und es hat enormen Spaß gemacht. Es ist ein sehr dankbares Spiel zum Streamen, da man eigentlich nicht viel erzählen muss, weil einen die Geschichte so fesselt und die Quicktime Events sowie die Entscheidungen, die das Spiel beeinflussen, die sonst so starke Linearität etwas aufhebt. Ich habe die Fables Comics nie gelesen und deswegen war alles Neuland für mich, aber ich fand die Geschichte um Grimms, Andersens, Jacobs etc. Figuren der Märchen- und Sagenwelt mitreißend. Man wollte nach dem WTF-Cliffhanger der gespielten Episode direkt weiterspielen. Sobald ein neuer Charakter auftauchte, überlegte ich, aus welchem Märchen er entsprungen ist, um eventuell dadurch das Mysterium schon weiter auflösen zu können. Ich mag den besonderen graphischen Stil der Telltale Spiele. Es muss nicht immer die Highend-Grafik sein; Oft stört es mich eher, wenn bei realistischen Figuren die Grafik in den Feinheiten an ihre Grenzen stößt, als wenn man direkt den simpleren Comic - Stil wählt. Dieser altert in meinen Augen auch nicht so stark. Im Kopf verglich ich die Märchengestalten natürlich immer mit Disney’s Figuren, aber ich muss sagen, oft gefielen mir die Fables Interpretationen besser. Sie haben gut durchdachte, individuelle und facettenreiche Charakter. Die Stimmen wurden für die jeweiligen Rollen gut gecastet und der Soundtrack hat für die richtige Atmosphäre gesorgt.

Ich weiß zwar nicht, ob ich das Spiel noch mal mit anderen Entscheidungen spielen werde, weil die Spannung des Unbekannten fehlen wird, aber meine zwei Freundinnen und ich hatten eine schöne Zeit während des Streams mit vielen Anekdoten zu den auftauchenden Geschichten. Ich würde mir wohl eher die Fables Comics mal durchlesen.

Vorsicht: Die Steam Version kommt mit der Verbindung eines XBOX 360 Controllers nicht klar, was mich bei den Quicktime Events Kopf und Kragen gekostet hat. Alternative ist ein Controller mit Kabel oder die gute alte Tastatur.

Platz 3: The longest Journey (PC) 

Eine lange und hindernisreiche Reise in wunderbare Welten. 

Der Titel von 2000 wurde dieses Jahr von mir zum ersten Mal installiert. 2006 habe ich den zweiten Teil bis zur Hälfte angespielt, dann wurde es mir zu gruselig und ich musste mir ein Let’s Play bis zum Ende passiv anschauen, da mich die Geschichte so sehr faszinierte. Jetzt bald möchte ich Dreamfall Chapters spielen und da dachte ich mir, beginne ich mal am Anfang.

Die Grafik ist zugegebener Maßen stark veraltet. Sie erinnert an Tomb Raider: Chronicles, wo Rundungen eher Kanten sind. Da erfreue ich mich mehr an der charmanten, pixeligen Grafik a la LucasArts von früher als an diesem Versuch der Realitätsdarstellung. Was zusätzlich unschön ist, ist das langsame Vorankommen des Hauptcharakters. Man kann zwar „Laufen“, aber leider nicht durch „Doppelklick“ direkt zum nächsten Screen wechseln. Die Dialoge sind oft sehr lang und man klickt sich durch viele (unnütze?) Fakten. Die Adventure Rätsel sind dabei oft sehr schwierig, ich möchte als Vergleich z.B. an den Affen bei Monkey Island 2 erinnern, den man in einen „Monkey Wrench“ modifizieren muss, um weiterzukommen.

Warum dann trotzdem auf Platz 3?

Die Geschichte um diese Welt oder besser Welten! Es ist ein faszinierender Fantasyroman, den man, wäre es ein Buch, am liebsten wie Bastian unter einer Decke auf dem Dachboden in einem verschlingen wollte, um in diese phantastische Welt abzutauchen. April Ryan, die mir schon alleine des Namens wegen sehr sympathisch ist, bin ich doch ein Aprilkind und großer Fan von Saber Rider, muss erkennen, dass sie als Mensch und Verbindungsmedium zur anderen Welt, die einzige Hoffnung ist, um die Balance wieder herzustellen. Beide Welten sind detailliert und ganz verschieden. Sie bauen auf einer langen Vorgeschichte auf und diese wird in dem zweiten und dritten Teil fortgeführt.

Ich bin gespannt, denn trotz der zahlreichen kleinen Mankos will ich das Spiel weiterspielen und ich freue mich dann bald schon auf Dreamfall Chapters.

Platz 4: Joe Dever's Lone Wolf (PS4)

Ein Kai nun in der Flimmerkiste. 

Ohne große Erwartungen kaufte ich mir vor kurzem dieses Videospiel. Ich liebte die gemeinsamen Stunden, die mein Bruder und ich in Magnamund verbrachten und die dort auf uns wartenden Abenteuer. Neugierig installierte ich meine digitale Version, um zu sehen wie sich die Umsetzung eines Spielbuchs in ein Videospiel gestalten würde. Es war eigentlich ganz einfach: in Form eines Buchspiels. Man bewegt sich zu Beginn auf einen Tisch, der mit Kerzen ausgeleuchtet ist, zu und sieht das bekannte Einsame Wolf Symbol. Um das Spiel zu starten, schlägt man die ersten Seiten auf und … man ließt. Im Hintergrund begleitet einen Musik, die in meinen Ohren einfach genau passend klingt. Ich fand sehr schnell in das rundenbasierte Kampfsystem und die neue Geschichte von Joe Dever brachte viel Neues, obwohl es mir alles sehr bekannt erschien. Die Kämpfe sind nicht immer leicht und ich benötigte auch mal mehrere Anläufe, aber das finde ich auch gut. Es soll ja schließlich eine Herausforderung sein. Man bekommt den Kai-Meister Titel ja nicht vom Däumchendrehen. Startet der Kampf, verschwindet das Buch und man findet sich in einer realen Szene wieder, in der man dann gegen die Monster kämpft. Die Grafik ist ganz nett anzusehen und es ist eine nette Abwechslung zu den sonst immer wiederkehrenden Zeichnungen zwischen den Textabsätzen. Die waren für mich als Kind allerdings immer das Wichtigste, obwohl sie schön schaurig waren. Ich wollte immer wissen, wie unser Gegner aussah oder was unser Held auf seinem Weg am Straßenrand sieht. Sie sind für mich ein absolut wichtiges Accessoire und es ist schön diese im bekannten Stil wieder vorzufinden.

Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ich mich mal an die Playstation setze, um einen Text zu lesen, aber das Seitenblättern macht auch hier Spaß. Zusätzlich zu den Kämpfen gibt es noch Schlösser zu knacken und kleine Rätsel zu lösen. Ich denke, es lohnt sich auch das Spiel mehrere Male mit anderen Fähigkeiten und eventuell anderen Entscheidungen zu spielen, einfach um zu sehen, was passiert.

Platz 5: Little Big Planet 3 (PS4)

Klein aber O-Ho, nur leider auch Oh-No

Ich wollte diesen kleinen Sackboy schon immer mal bewegen, weil er einfach so knuffig ist. Und dieses Spiel hat mich immer wieder aufs Neue verzückt. Die Level mit ihren kleinen aber feinen Details, die Musik, die thematisch immer bis auf die letzte Note passt, die Begleiter und Gegner, die einem begegnen sowie die Gadgets, die man auf den Weg mitbekommt. Es gab kein Level, in dem ich nicht dachte: „Hach, ist das schön!“ Es gibt hinter verborgenen Wänden und Wege noch viele Sticker und Boni zu finden und dann wiederum weiteres durch Sticker freizuschalten. Ein Level ist nie so wie es auf den ersten Blick scheint. Man muss es bestimmt drei oder vier Mal spielen, um wirklich alles untersucht und entdeckt zu haben.

Allerdings gibt es auch viele negative Aspekte. Den Ein-Spieler Modus hat man doch recht schnell durch. Ich freute mich danach unheimlich auf den 4-Spieler Modus. Nur leider muss man sich hier auf die online Community stützen, denn das Adventure an sich ist zu viert eigentlich nicht machbar. Zu zweit ist es schon schwierig, besonders die Endlevel, da diese genaue und schnelle Koordination abverlangen und zu zweit wird diese schwierig, zu viert so gut wie unmöglich und das frustriert. Ab und zu findet man in den Leveln einen kleinen Abschnitt, den man nur zu zweit bewältigen kann, um die erwünschten Boni zu erhalten. Diese machen verdammt viel Spaß. Hier hätte ich mir weitere Level gewünscht, die extra NUR für den zwei/drei/vier Spieler Modus gestaltet wurden. Das Spiel soll auch von dem „kreativen“ Modus leben, in dem man selber Level erstellt, aber um da eine gut balancierte und herausfordernde Puzzelwelt zu erschaffen, benötigt man viel Zeit, die uns allen doch fehlt.

Ich kann jetzt noch mal alle Level durchgehen, um alles zu entdecken und vielleicht werde ich das auch, aber erst einmal ist Pause angesagt. Mein Auftrag ist erledigt. Die Welt gerettet. Es gibt schließlich noch andere Spiele durchzuspielen.

Enttäuschung 2016: Everybody’s gone to the rapture (PS4)

Rapture = Entrückung nicht Entzückung 

Ich hätte es nicht gedacht, da dieses Spiel von Anfang an so gehypt wurde, aber dies war wohl meine Enttäuschung von 2016. Es versprach so viel: Die Grafik war atemberaubend. Ich habe während des Spiels sogar zum ersten Mal die Screenshot Funktion der PS4 ausprobiert, weil mich der funkelnde Sternenhimmel so sehr ins Schwärmen brachte. Von der Musik bekommt man Gänsehaut und die Stimmen mit ihren ausgeprägten Charakteristiken wie Dialekt, Intonation und „speziellem“ Wortschatz verbinden einen mit der Person, aber das müssen sie auch, denn sonst hat man keine Anhaltspunkte außer einer Lichtsilhouette. Man könnte ohne sie nicht einmal feststellen, ob der Charakter männlich oder weiblich, alt oder jung ist, wären da nicht diese sehr gut gewählten Sprecher: Ich hätte es schön gefunden, vielleicht Familienbilder o.Ä. in den verlassenen Häusern zu finden, um mir die Bewohner zumindest selber in dem Lichterwirrwarr vorstellen zu können. Man folgt den unterschiedlichen Zini-ähnlichen Wesen durch die Straßen, langsam - sehr langsam. Und oft stellt sich genau das als problematisch heraus, weil Sonic Boom (1-6) viel schneller ist und oft wie ein Hund agiert, der gerade ein Eichhörnchen sieht und plötzlich in eine andere
Richtung verschwindet. Oft hatte ich auch das Problem, dass der Feuerball einfach irgendwo einfrierte und nur noch ein Fleck in der Landschaft war. Er wollte einfach nicht mehr weiter. Und so erging es mir dann auch. Ich schaltete ab und musste mich zwingen wieder anzufangen, da ich die Erhellung bei der Auflösung der Geschichte erleben wollte. Nur die blieb irgendwie aus. Das, was man am Ende über den Grund der Apokalypse erfährt, hatte ich mir so schon in etwa zusammengereimt.

Aber wie ist es mit dem Rest der Welt? Wer bin ich? Ich höre meine Schritte auf der Straße, also bin ich nicht zu einem Irrlicht mutiert. Warum brennen die Zigaretten? Es ergibt einfach für mich alles keinen Sinn. In einem Spiel, in dem die Story der wichtigste Teil des Ganzen ist, hätte ich mir einen Jaw-Dropper erhofft. Ich wäre lieber den Jakobsweg mit der Grafik und der musikalischen Untermalung entlanggegangen und hätte mir „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling angehört; Das hätte das Feuer in mir mehr entfacht.


1 response to "Weihnachtsspezial 2016: Teil 1"

  1. Schöner erster Teil!