Wenn es um SF-Serien geht, findet sich auf den gängigen Privatsendern jede Menge Schrott. Sei es nun Farscape, Andromeda oder gar das unsägliche Stargate (inklusive Ableger): Science Fiction-Perlen sehen anders aus.

Umso größer gerät die Aufregung, wenn es ein besonderes Kleinod doch irgendwie schafft, plötzlich zu Tage zu treten. In diesem Fall hört es auf den Namen Battlestar Galactica und durfte auf Premiere und (unverschlüsselt) auf RTL 2 schon vor längerer Zeit sein Debut feiern.




Jüngst erwähnte ich in diesem Blog, dass ich zur 19%-Aktion des Media Marktes ein wenig in deren Sortiment stöberte. Unter anderem wanderte dabei eine SF-Serie in den Einkaufskorb, mit deren Kauf ich schon seit längerer Zeit liebäugelte: Battlestar Galactica, also die Neuauflage des peinlich-naiven Originals Kampfstern Galactia" aus den 70er und 80er Jahren, in der noch Darsteller wie Dirk "A-Team Face" Benedict die Fernsehlandschaft dominierten.

Und um es gleich vorweg zu nehmen: Die neue Galactica stellt keinen müden Abklatsch oder gar ein 1:1 Remake mit neuer Technik dar, sondern verfolgt eigene Ansätze und Philosophien.

Die Vorgeschichte

Die Vorgeschichte der Serie könnte den Wachowski-Brüdern als direkte Inspirationsquelle für die Matrix-Filme gedient haben. Kurz umrissen heißt das: Die Menschheit besiedelt Planeten, möchte die damit verbundene Drecksarbeit aber ungern selbst erledigen. Deshalb werden Roboter konstruiert (so genannte Zylonen), die zwar sehr widerstandsfähig sind, aber leider auch ein eigenes Bewusstsein entwickeln und sich schon alsbald gegen ihre Schöpfer stellen.

Es kommt zu einem großen Krieg mit irrsinnigen Verlusten auf beiden Seiten, was letztlich dazu führt, dass irgendwann doch ein Friedensvertrag geschlossen wird. Die Zylonen verschwinden ins unendliche All und werden fortan nicht mehr gesichtet. Das freut die Menschheit, die sich nun seit etlichen Jahrzehnten in Sicherheit wiegt -- bis zum dem Zeitpunkt, als die Zylonen wieder angreifen und genau hier beginnt das Galactica-Remake.

Die Serie ist dabei in eine Miniserie (eine Art Pilotfilm) und den eigentlichen Staffeln unterteilt. Wer die Miniserie nicht gesehen hat, muss sich vieles zusammenreimen, deshalb ist der Kauf dieser nicht mal 10 Euro teuren DVD dringend empfohlen. Die Serie selbst soll langfristig aus maximal 4 Staffeln bestehen, von denen es leider nur zwei bislang in deutscher Sprache gibt.

Leider hat sich bei der zweiten Staffeln (und vermutlich allen darauffolgenden) eine mittlerweile in Mode gekommende Unsitte eingeschlichen: Staffel 2 wurde in Teil 1 (2.1) und Teil 2 (2.2) unterteilt, was nichts anderes bedeutet, als dass man für die komplette Staffel doppelt zahlen muss. Da könnte man glatt darüber fluchen, dass die Qualität der Serie dermaßen hoch ist, sonst würde man sich den Kauf dieses Nepps direkt sparen *g*.

Battlestar Galactica
Pilotfilm Miniserie
Battlestar Galactica
Staffel 1 (4 DVDs)


Battlestar Galactica
Staffel 2.1 (3 DVDs)
Battlestar Galactica
Staffel 2.2 (3 DVDs)

Menschliche Zylonen

Das Remake nimmt sich bei der Gestaltung der Geschichte und der Darstellung der Protagonisten größtmögliche Freiheiten, ohne dabei die Rahmenhandlung der Originals zu sehr zu vernachlässigen. So gibt es es zwar immer noch die altbekannten Zylonen-Blechdosen, eine viel größere Rolle spielen nun aber die Zylonen-Klone, die nicht nur wie Menschen aussehen, sondern auch so fühlen, bluten und sterben können. Dadurch bekommt die Serie eine sehr spannende Komponente, weil nun niemand mehr weiß: Wer ist Freund, wer ist Feind und wie stark lassen sich die Zylonen durch ihre Gefühle beeinflussen. Noch interessanter ist aber die Frage: Wie reagieren Menschen auf Zylonen-Klone, wenn sie sich erst einmal in einen solchen verliebt haben?

Überraschung: Starbuck ist eine Frau!

Für mindestens genauso Wirbel sorgt allerdings die Tatsache, dass der gute alte Starbuck nun gar kein "er" mehr ist, sondern fortan als weibliche Draufgängerin für überraschend frischen Wind sorgt. Katee Sackhoff gibt die Lt Kara Trace (Rufname: Starbuck) sogar so gut, dass man sich gar nicht mehr vorstellen kann, wie Sunnyboy Benedict diese Rolle jemals hatte ausfüllen können. Folgerichtig ist nun auch der afroamerikanischer Boomer kein männlicher Pilot mehr, sondern wurde durch die Asiatin Grace Park ersetzt. Thank god, dass wenigstens Staffelführer Apollo seinem Geschlecht treu bleiben durfte ;)

Was an der neuen Galactica besonders gefällt ist die Tatsache, dass die Serie nicht einfach nur ein Science Fiction-Raumschiffspektakel darstellt, das von Lasersalven und effektreichen Explosionen dominiert wird, sondern jeden Hauptprotagonisten fein umreißt und ihm Tiefe verleiht. So leidet man fast schon bei dem Vater-Sohn Konflikt zwischen Apollo und Commander Adama gehörig mit, wünscht sich, dass der erste Offizier sein Alkoholproblem in den Griff bekommt und empfindet nicht nur an einer Stelle Verständnis und Mitleid mit den menschlichen Zylonen.

Wenn es dann trotzdem mal zum Raumkampf kommt, spielt Battlestar Galactica geschickt die Technik-Karte aus und präsentiert bisweilen epochale Großkämpfe, die einem Kinofilm in Nichts, aber auch gar Nichts nachstehen. Und behält dabei trotz allem Boom-Boom immer noch einen Bezug zur Realität. Denn so wie die Viper-Piloten Ihre Kampfjets via Steuerdüsen ausrichten und dabei echte Probleme haben, den Feind ins Visier zu bekommen, könnte man als Laie fast sagen: So könnte es in der Zukunft wirklich funktionieren.

Rustikaler Charme

Durch ihre spartanische Ausstattung (Schnurtelefon) und rustikalem Charme seltsam vertraut wirkt auch die Galactika. Und damit geht sie perfekt mit Ihrem Commander einher, der von Edward James Olmos ("Gaff" in Blade Runner) verkörpert wird und mit seiner "Harte Schale, weicher Kern"-Aura mit Abstand die charismatischste Figur der ganzen Serie darstellt. "Der alte Mann", wie er gerne von seiner Crew genannt wird, ist die perfekte Mischung aus Intuition, Intelligenz, Verständnis und Gemeinschaftssinn.

Kurzum: Battlestar Galactica ist nach Babylon 5 und Firefly endlich mal wieder eine Sciene Fiction-Serie, die das Prädikat "äußerst sehenswert" verdient und qualitativ lichtmeilenweit vor den alten Folgen liegt. Das Einzige, was aus storytechnischer Sicht vielleicht zu bemängeln wäre, ist der leicht esotherische Ansatz, der dem Handlungsrahmen beigemischt wurde: Göttliches Schicksal, biblische Prophezeiungen und Zukunftsvisionen in einem Science Fiction Szenario sind eben nicht jedermanns Geschmack. Aber das sind natürlich rein subjektive Eindrücke.

Darum mein Fazit: Wer etwas mit dem Thema anfangen kann, sollte bei Battlestar Galactica trotz des verwegenen Preises unbedingt zugreifen. Um mich jedenfalls war es spätestens mit der ersten Folge "33 Minuten" geschehen :)

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