Review: LEGENDS OF AMBERLAND - The Forgotten Crown - Test / Fazit + Video
Sothi
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18. August 2019
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15:30
· Legends of Amberland - Teil 2 · Legends of Amberland - Teil 3
Legends of Amberland: The Forgotten Crown ist inspiriert von den Rollenspielen Anfang der 90er Jahre. Als Vorbilder nennt Entwickler Silver Lemur Games Spiele wie die Ishar-Reihe, Might and Magic (3-5), Eye of the Beholder, Dungeon Master und die Gold Box-Titel. Nicht jedoch Amberstar, was für mich vom Titel her die erste Assoziation war :)
Letztlich hat sich für mich allerdings nicht erschlossen, wo sich die
Schnittmengen mit den alten SSI-CRPGs oder auch einem klassischen
Echtzeit-Dungeon Crawler wie Beholder befinden sollen. Am Ehesten erinnert mich
Legends of Amberland an Might and Magic -- und da insbesondere an den 3. Teil.
Eine Prämisse des Entwicklers war, dass sich der Spieler möglichst auf
die Kerndisziplinen des Genres konzentrieren soll -- und das sind im
Wesentlichen Looten, Leveln, Erkunden. Zeitraubende Elemente wurden hingegen
konsequent gestrichen. So erwarten uns beim Betreten von Städten keine endlosen
Gänge mit Türen und verschwurbelten Gassen, sondern schlichte Texttafeln, die
uns direkt zum Gasthaus, Heiler, Trainer oder Shop bringen. Wenige Mausklicks
und zack, kann man die Stadt wieder verlassen. Auch in Sachen Attribute und
Skills beschränkt sich das Spiel auf das Nötigste: Genug, um das Gefühl zu
haben, sich in einem Rollenspiel zu finden, aber kein Vergleich zum
Skill-Overflow, den uns die späteren Wizardrys um die Ohren haute. Anderes Beispiel:
Das Ablaufen bereits bekannter Wege ist extrem minimiert, da man bereits sehr
früh eine Möglichkeit bekommt, mittels Greifenreiter an jede bereits besuchte
Stelle zu teleportieren.
Und so spielt sich das Spiel recht fluffig: Monster töten, Geld und Exps
einsacken, bissel Looten und dann ab zum Trainer. Hört sich wie ein Diablo-Klon
an, spielt sich aber tatsächlich am ehesten wie Might&Magic 3, 4, 5.
Einzig, dass man nicht von Weitem bereits auf Gegner feuern kann (etwas, das
MM3 damals eingeführt hatte), stieß mir etwas sauer auf -- denn immerhin kann
man im Spiel einen Ranger mitnehmen, der für mich allein schon deshalb nur so
halbnützlich ist. Die Bewegung ist übrigens Grid-Based, also schrittweise und
mit 90°-Drehungen. Der Kampf ist rundenbasiert; die Reihenfolge, in der Monster
und Gruppenmitglieder zulangen dürfen, hängt von einem internen Initiativwert
ab. Spielt sich im Grunde wie Bards Tale, Wizardry und Co. auf Speed -- auch
hier werdet ihr selten epische Kämpfe erleben, sondern eher mit Masse
überschüttet.
Zum Klassen- und Rassensystem: Das ist nett gemacht. Es gibt vier Rassen
(Mensch, Zwerg, Elf, Halb-Elf), einige vollwertige Klassen wie Heiler, Magier,
Kämpfer, Ritter, Barden und daneben jede Menge Hybridklassen, teilweise sogar
rassenabhängig, die meist einen Mix aus den Hauptklassen darstellen und oftmals
noch gewisse Spezialfähigkeiten mitbringen. Das fühlt sich ausreichend komplex
an und bleibt trotzdem überschaubar. Runde Sache.
Was das Spiel nicht zu bieten hat, sind interessante NPCs, gut designte
Quests, spannende Geschichten oder herausfordernde Dungeon-Rätsel -- all das
werdet ihr hier nicht finden und selten hat die Main-Story in einem CRPG so
naive und flache Auswüchse hervorgebracht wie in diesem. Minimalismus in allen
Ehren, aber was die NPCs hier so von sich geben und auch die ganze Dramaturgie
um die Mainquest herum, ist für den Mülleimer. Apropos Minimalismus: Obwohl das
Spiel und der Entwickler 16-Bit-Vorbilder zitiert, wird man direkt am Anfang
eines Besseren belehrt. Alle Monster und Hindernisse in der Spielwelt sind als
8-Bit-Pixelhaufen designed und scheinen aus dem Minecraft-Lehrbuch zu
entspringen. Das ist schade, denn ohne erkennbare Not wurde hier in meinen
Augen ziemliches Potential verschenkt.
Fazit:
Ihr merkt es schon, ich bin mit dem Titel nicht rundherum glücklich.
Aber andrerseits muss man schon festhalten, dass das Spiel aufgrund seiner
fluffigen und minimalistischen Art durchaus dafür sorgt, dass man immer wieder
gerne ins Amberland zurückkehrt. Hier ist wenig Einarbeitungszeit notwendig,
wenn man mal ein paar Tage abstinent war. Hier geht alles schnell von der Hand.
Hier ist die Welt eines älteren gestressten Arbeitsnehmers am Feierabend noch
in Ordnung.
Und auch wenn man nun einwerfen mag, dass der Preis des Spiels für das
Gebotene etwas zu hoch sei, so möchte ich entgegen werfen: Ich habe schon in so
manchem 50 Euro Spiel weit weniger spaßige Zeit verbracht als in Amberland. Und
so gibt's von mir den Daumen hoch und empfehle das Spiel jedem CRPGler alter
Schule, der mit oben aufgeführten Mängeln leben kann.