· Legends of Amberland - Teil 2 · Legends of Amberland - Teil 3

Legends of Amberland: The Forgotten Crown ist inspiriert von den Rollenspielen Anfang der 90er Jahre. Als Vorbilder nennt Entwickler Silver Lemur Games Spiele wie die Ishar-Reihe, Might and Magic (3-5), Eye of the Beholder, Dungeon Master und die Gold Box-Titel. Nicht jedoch Amberstar, was für mich vom Titel her die erste Assoziation war :)


Letztlich hat sich für mich allerdings nicht erschlossen, wo sich die Schnittmengen mit den alten SSI-CRPGs oder auch einem klassischen Echtzeit-Dungeon Crawler wie Beholder befinden sollen. Am Ehesten erinnert mich Legends of Amberland an Might and Magic -- und da insbesondere an den 3. Teil. 


Eine Prämisse des Entwicklers war, dass sich der Spieler möglichst auf die Kerndisziplinen des Genres konzentrieren soll -- und das sind im Wesentlichen Looten, Leveln, Erkunden. Zeitraubende Elemente wurden hingegen konsequent gestrichen. So erwarten uns beim Betreten von Städten keine endlosen Gänge mit Türen und verschwurbelten Gassen, sondern schlichte Texttafeln, die uns direkt zum Gasthaus, Heiler, Trainer oder Shop bringen. Wenige Mausklicks und zack, kann man die Stadt wieder verlassen. Auch in Sachen Attribute und Skills beschränkt sich das Spiel auf das Nötigste: Genug, um das Gefühl zu haben, sich in einem Rollenspiel zu finden, aber kein Vergleich zum Skill-Overflow, den uns die späteren Wizardrys um die Ohren haute. Anderes Beispiel: Das Ablaufen bereits bekannter Wege ist extrem minimiert, da man bereits sehr früh eine Möglichkeit bekommt, mittels Greifenreiter an jede bereits besuchte Stelle zu teleportieren.


Und so spielt sich das Spiel recht fluffig: Monster töten, Geld und Exps einsacken, bissel Looten und dann ab zum Trainer. Hört sich wie ein Diablo-Klon an, spielt sich aber tatsächlich am ehesten wie Might&Magic 3, 4, 5. Einzig, dass man nicht von Weitem bereits auf Gegner feuern kann (etwas, das MM3 damals eingeführt hatte), stieß mir etwas sauer auf -- denn immerhin kann man im Spiel einen Ranger mitnehmen, der für mich allein schon deshalb nur so halbnützlich ist. Die Bewegung ist übrigens Grid-Based, also schrittweise und mit 90°-Drehungen. Der Kampf ist rundenbasiert; die Reihenfolge, in der Monster und Gruppenmitglieder zulangen dürfen, hängt von einem internen Initiativwert ab. Spielt sich im Grunde wie Bards Tale, Wizardry und Co. auf Speed -- auch hier werdet ihr selten epische Kämpfe erleben, sondern eher mit Masse überschüttet.


Zum Klassen- und Rassensystem: Das ist nett gemacht. Es gibt vier Rassen (Mensch, Zwerg, Elf, Halb-Elf), einige vollwertige Klassen wie Heiler, Magier, Kämpfer, Ritter, Barden und daneben jede Menge Hybridklassen, teilweise sogar rassenabhängig, die meist einen Mix aus den Hauptklassen darstellen und oftmals noch gewisse Spezialfähigkeiten mitbringen. Das fühlt sich ausreichend komplex an und bleibt trotzdem überschaubar. Runde Sache.


Was das Spiel nicht zu bieten hat, sind interessante NPCs, gut designte Quests, spannende Geschichten oder herausfordernde Dungeon-Rätsel -- all das werdet ihr hier nicht finden und selten hat die Main-Story in einem CRPG so naive und flache Auswüchse hervorgebracht wie in diesem. Minimalismus in allen Ehren, aber was die NPCs hier so von sich geben und auch die ganze Dramaturgie um die Mainquest herum, ist für den Mülleimer. Apropos Minimalismus: Obwohl das Spiel und der Entwickler 16-Bit-Vorbilder zitiert, wird man direkt am Anfang eines Besseren belehrt. Alle Monster und Hindernisse in der Spielwelt sind als 8-Bit-Pixelhaufen designed und scheinen aus dem Minecraft-Lehrbuch zu entspringen. Das ist schade, denn ohne erkennbare Not wurde hier in meinen Augen ziemliches Potential verschenkt.

Fazit:

Ihr merkt es schon, ich bin mit dem Titel nicht rundherum glücklich. Aber andrerseits muss man schon festhalten, dass das Spiel aufgrund seiner fluffigen und minimalistischen Art durchaus dafür sorgt, dass man immer wieder gerne ins Amberland zurückkehrt. Hier ist wenig Einarbeitungszeit notwendig, wenn man mal ein paar Tage abstinent war. Hier geht alles schnell von der Hand. Hier ist die Welt eines älteren gestressten Arbeitsnehmers am Feierabend noch in Ordnung.


Und auch wenn man nun einwerfen mag, dass der Preis des Spiels für das Gebotene etwas zu hoch sei, so möchte ich entgegen werfen: Ich habe schon in so manchem 50 Euro Spiel weit weniger spaßige Zeit verbracht als in Amberland. Und so gibt's von mir den Daumen hoch und empfehle das Spiel jedem CRPGler alter Schule, der mit oben aufgeführten Mängeln leben kann.

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