Von farbigen Grünmonitoren
Wer in frühester Kindheit einen Schneider CPC 464 sein Eigen nennen durfte, den werden zwei Dinge besonders geprägt haben. Zum einen das robuste, in hochfrequenzten Tönen fiepende Datasetten-Laufwerk, zum anderen natürlich der im Lieferumfang enthaltende Grünmonitor (PC-Gegenstück zur damaligen Zeit: Der berüchtigte bernsteinfarbene CRT). Das besonders an diesem Monitor mit der gefühlten 10" Bildschirmdiagonalen war eigentlich der Umstand, dass man sich nach einiger Zeit tatsächlich Farben einbildete -- heißt: Die Karatekas aus Way of the Exploding Fist waren zwar allesamt grün, wurden aber mental irgendwie bunt gefärbt -- und das ganz ohne die Einnahme exotischer Pilze!
Jahre später folgte endlich ein Amiga und damit strahlte mir erstmals ein farbiger Bildschirm entgegen. Strahlte ist in diesem Zusammenhang übrigens das perfekte Wort, denn als Projektionsfläche diente nun ein handelsüblicher und damit höchst augenfeindlicher Fernseher. Doch glücklicherweise ging es ab da steil bergauf mit der Wahl meiner Flimmerkisten: Mein erster PC bekam einen geradezu riesigen 15" Begleiter, der wenige Jahre später durch einen 17" von Samsung abgelöst wurde.
Die Flachbildschirm-Ära begann bei mir vor ungefähr 3 Jahren mit einem 19"-Gerät von NEC. Dieses schicke Teil mit einer Auflösung von 1280x1024 leistete mir jahrelang wirklich gute Dienste und würde auch heute noch an meinem PC seine Pflicht verrichten, wenn ich nicht die Eingebung gehabt hätte, dass unbedingt ein 22" Widescreen TFT auf meinen Schreibtisch stehen muss. Und damit ist diese Einleitung vorbei und wir kommen zum Eingemachten. Und das Eingemachte hört in diesem Bericht, man wird es fast vermuten, auf die Bezeichnung Chimei CMV 222H.
22 Zoll WideScreen: Der Chimei CMV 222H
Wer sich mit Flachbildschirmen auch nur im Entferntesten beschäftigt, kommt um die Webseite prad.de nicht herum. Hier testen Experten vornehmlich TFTs auf Herz und Nieren und ein umfangreiches Userforum gibt dem Ratlosen Hilfestellungen zu allen möglich Themen.
Der Chimei CMV-222H schloß bei Prad besonders gut ab und ging als bestes 22" WideScreen-Gerät mit TN-Panel durch's Ziel. Nachdem Alternativen von LG (nicht höhenverstellbar & Glossy-Oberfläche), Samsung (mittelmäßig verarbeitet) und Eizo (viieeel zu teuer), abgecheckt waren, blieb meine Wahl bei eben jenem Chimei-Gerät hängen. "Chimei?", wird sich nun so mancher fragen, "noch nie gehört!".
Und diese Aussage ist verständlich, glänzten die Asiaten doch bislang durch Abwesenheit auf dem umkämpften TFT-Markt. Wer sich allerdings ein wenig genauer mit der Thematik beschäftigt, wird feststellen: Chimei stellt schon seit Jahren Panels für verschiedene Firmen (unter anderem für Samsung) her und ist eigentlich ein Spezialist was zumindest die Bildschirmqualität angeht. Und auch das bestätigt der Prad.de Test: Das Chimei-Panel ist unter allen TN-Panels das mit Abstand qualitativ hochwertigste. Für manche User kommt es sogar an die deutlich teureren PVA/MVA-Panels einer Marke wie Eizo heran. Der Cloud dabei: Das Gerät liegt preislich mit knapp unter 300 Euro auf dem vergleichsweise günstigen Niveau gängiger 22 Zoll-Konkurrenten mit TN-Panel.
Schöne Verarbeitung mit non-glossy Panel
Die Verarbeitung des Geräts ist vorbildlich. Anstatt billiges Plastik-Klavierlack zu verwenden (scheint ja mittlerweile bei TFTs Mode zu sein), hat der Chimei-Bildschirm ein sehr edles, mattes Design, das sehr gut mit schwarzen oder auch silberfarbenen Möbeln harmoniert. Dazu passt auch die Oberfläche des TN-Panels, die im Gegensatz zu meinem alten NEC Flachbildschirm non-glossy ist und damit zwar nicht ganz die Farbbrillianz erreicht, die ich sonst gewohnt war, aber dafür auch keinerlei Spiegelung unterzogen ist, was zum Beispiel der Augenbelastung sehr zugute kommt.
TN-Panel: Vor- und Nachteile
TN-Panel-üblich ist die Reaktionszeit des Bildschirms angenehm niedrig. Laut Herstellerangaben liegt sie bei 5 ms, was selbst für schnelle Egoshooter vollkommen ausreichend ist und von mir auch bestätigt werden kann. Bei einer mehrstündigen Spielsession UT 3 war ein Nachziehen des Bildes nicht zu entdecken. Schnelligkeit hat allerdings ihren Preis: Die Blickwinkeltreue ist bei dem Gerät (wie bei allen Flachbildschirmen mit TN-Panel) nicht sehr hoch, was im Klartext heißt, dass nur derjenige, der direkt vorm Bildschirm sitzt, originalgetreue Farben sieht. Da man aber in der Regel alleine vor seinem Monitor sitzt, dürfte das Problem in 90% aller Fälle vernachlässigbar sein.
Eine Frage der Auflösung
Die native Standardauflösung bei einem 22" Breitbild-TFT beträgt 1680x1050 Pixel. Es ist bei dem Gerät auch nicht zu empfehlen, eine andere Auflösung zu wählen, weil die die Qualität besonders bei Desktop-Anwendungen stark leidet. Bei Spielen kommt der Chimei hingegen schon besser zurecht: Bei einem Test mit Blizzards Warcraft 3 unter 1280x1024er Auflösung war das Ergebnis durchaus zufriedenstellend.
Apropos Spiele und Auflösungen: Natürlich gibt es auch jede Menge Games neueren Datums, die von der extra-breiten Auflösung problemlos Gebrauch machen können. Dazu gehören Neuerscheinungen wie Crysis oder Unreal Tournament 3, aber auch ältere Klassiker wie das Online-Rollenspiel Everquest 2. Allen gemein ist der Vorteil, dass durch die breitere Sichtfläche von 16:10 mehr vom Spielgeschehen zu sehen ist -- und das wiederrum erzeugt ein deutlich stärkeres Mittendrin-Gefühl als bei vergleichbaren 4:3 Auflösungen.
Höhenverstellbar, aber mit Tücken
Zurück zum Chimei CMV-222H: Das Gerät ist höhenverstellbar, das heißt, in der Theorie sollte es möglich sein, die Bildschirmhöhe an den Blickwinkel anzupassen. Ideal wäre, wenn der obere Rand wenige Zentimeter unter Augenhöhe beginnt. Die Praxis sieht leider etwas anders aus: Der Chimei läßt sich zwar extrem weit nach unten fahren, nämlich bis runter zum Standfuß, aber die Möglichkeiten nach oben sind sehr begrenzt. Damit steht das Gerät für Menschen über 1,80m Körpergröße zu tief, so dass man nicht umhinkommt, eine erhöhende Unterlage unter den Standfuß zu legen -- eine unbefriedigende Lösung für ein Gerät, das unter anderem vielleicht auch wegen seiner Höhenverstellbarkeit gekauft wird.
Das OSD des Geräts entspricht gängigen Standards. Die Steuerungsknöpfe am Gerät selbst sind allerdings eine Besonderheit, da deren Anbringung nicht wie sonst üblich am unteren Rand des Rahmens, sondern seitlich, und damit auf den ersten Blick unsichtbar, verarbeitet sind. Eine gewisse Eingewöhnungszeit ist dadurch zwar notwendig, danach läuft die Navigation aber wie geschmiert.
Positiv anzumerken ist hierbei vor allem ein spezieller Button, der zum Umschalten der Betriebsmodi Bild, Text und Sparmodus dient. Insbesondere mit der Bild-Einstellung zeigt das Gerät, welche Leuchtkraft in ihm steckt; dieser Modus eignet sich daher perfekt für Spiele. Wer hingegen viel Bildschirmarbeit betreibt (etwa um seitenlange Blogeinträge zu schreiben *g*) ist mit dem Text-Modus besser und vor allem augenschonender bedient.
Jede Menge Anschlüsse
Einen weiteren Pluspunkt verdient sich das Gerät durch seine vielfältigen Anschlussmöglichkeiten. Mit einem D-Sub (analog), HDMI (digital), RCA, S-Video und Componenten-Anschluss ist der Chimei für jeden Anwendungsfall gewappnet. Und da der HDMI-Anschluss sogar den HD-Kopierschutz HDCP unterstützt, ist es beispielsweise möglich, eine PS 3 an dem TFT zu betreiben, um damit Blue Ray-Filme auch ohne teuren HD Ready-Bildschirm zu genießen -- groß genug ist das Gerät mit 22" für diesen Anwendungszweck.
DVI oder HDMI?
Für leichte Verwirrung mag der Umstand sorgen, dass der sonst obligatorische DVI-Anschluss nicht in der Liste der unterstützten Eingänge zu finden ist. Hier hat sich Chimei scheinbar bewusst für den zukunftssichereren HDMI-Standard entschieden.
Letztlich ist es auch egal, welcher Standard unterstützt wird: Beide Versionen sind digital und wer eine Grafikkarte verbaut hat, die nur über DVI-Anschlüsse verfügt (und das dürfte die eindeutige Mehrheit sein), dem sei versichert: Mit einem stinknormalen DVI-zu-HDMI-Kabel für wenige Euro ist das Problem gelöst. Qualitativ gibt es da keinerlei Unterschiede, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann (meine GF 8800GT besitzt ebenfalls "nur" über zwei DVI-Ausgänge).
Übrigens hat es Chimei irgendwie geschafft, den automatischen Stand-By-Modus des Geräts bei Übertragung via HDMI zu deaktivieren. Das heißt, wer das Gerät digital betreibt, wird bei längerer Abwesenheit dazu genötigt, den Monitor per Hand abzuschalten, da ansonsten übermäßig viel Strom verbraucht wird (eben weil das Gerät nicht in den Stand-By-Modus geht). Ist in meinem Fall zwar nicht sonderlich störend, da ich meine Bildschirme von jeher per Knopfdruck ausschalte, aber es gibt bestimmt den einen oder anderen Benutzer, der es anders gewohnt ist und sich an diesem Verhalten stören könnte.
Fazit
Der Chimei CMV-222H befindet sich nun seit einigen Wochen bei mir im Einsatz und erfüllt seine Aufgaben mehr als zufriedenstellend. Als besonders praktisch stellt sich dabei der Umschaltknopf zwischen leuchtendem Bild für optimalen Spielbetrieb und matter Darstellung für alltägliche Officeaufgaben heraus -- ein Feature, das von mir rege genutzt wird. Die Reaktionszeiten des Geräts sind über jeden Zweifel erhaben, die Blickwinkelproblematik und die Farbdarstellung für einen TN-Panel überdurchschnittlich gut, wenn auch im Vergleich mit einem CRT natürlich sichtbar.
Enttäuschend ist für mich hingegen die angepriesene Höhenverstellbarkeit des Geräts. Obwohl es im Widescreen-Bereich schon eine Besonderheit ist, dass sich ein Flachbildschirm überhaupt nach oben oder unten verschieben läßt, sind die Möglichkeiten in die Höhe einfach zu beschränkt, um das Ganze als brauchbares Feature für einen durchschnittlich gewachsenen Menschen zu bezeichnen. Wer Genickschmerzen vermeiden möchte, sollte seinen Bürostuhl entweder etwas tiefer legen oder den Monitor mit einer Unterlage erhöhen. Zur Chimeis Verteidigung muss allerdings nochmal erwähnt werden, dass es kaum Konkurrenzprodukte gibt, bei denen dies besser gelöst wäre, im Gegenteil: Durch ihre starren Standfüße sind z.B. die Samsung- oder LG-Modelle noch unflexibler.
Sieht man einmal von diesem Fauxpax ab, überzeugt das Gerät auf ganzer Linie. Aus meiner Sicht kann ich den Prad-Test voll unterstützten: Wer einen 22 Zoll Widescreen sucht, bekommt mit dem CHIMEI CMV-222H einen absoluten Preis-/Leistungshit, der auch optisch einen schicken Eindruck macht. Wenn mich mal irgendjemand fragen sollte, ob ich alles in meinem Leben ganz genauso machen würde, würde ich prompt antworten: "Fast alles -- nur würde ich von Anfang an meine TFTs von Chimei kaufen". 'Nuff said ;)
Referenzen:
=> Chimei CMV 222H: Testbericht bei prad.de
=> Chimei CMV 222H: Direkter Amazon-Kauflink
=> HDMI / DVI Adapter-Kabel für digitalen Anschluss
Gut gemacht, diesmal kommt der Bericht rechtzeitig. Am WE hat der 21"CRT einer meiner PC's die ersten Anstalten gemacht sich in das monitorsche Nirvana zu verabschieden.
Gelegenheit ohne schlechtes Gewissen nach einem Ersatz zu suchen. Da ich nen 24" von Samsung bereits hab, hätte ich auch beim 22" zu Samsung gegriffen, aber ich denke ich werd mir das jetzt nochmal überlegen.
Das war ja klar, Rippchen hat natürlich wieder einen 24" zu Hause stehen... der alte Bonze. Aber mit dem Chimei bist du wirklich gut bedient, außer natürlich, du hast richtig dicke Kohle, dann gibt es noch ne Alternative von Eizo für 500 Euro *g*
Hab aktuell nen Samsung 205BW seit knapp 1,5 Jahren nun ... Jetzt wird auf 22 Zoll aktualisiert ;-)
Wollte mir erst den Samsung 226BW zulegen, aber dann war ich mal auf testeo.de udn prad.de.
Dein "Testbericht" gefällt mir auch sehr gut... Werde es mal mit dem Chimei versuchen ;-)