Jagged Alliance 3 punktet mit exzellenter Optik und einer bemerkenswerten Liebe zum Detail. Die zahlreichen Quests sind abwechslungsreich und kreativ, wirken aber bisweilen auch leicht infantil. Unterstützt wird das Ganze mit durchgängiger Sprachausgabe -- sowohl was die unendlichen Sprüche der Söldner angeht (die sich kontextbezogen in Gespräche einmischen!), als auch die Aussagen der NPCs. Da hat man wirklich einen bemerkenswerten Job gemacht. 

Leider zieht sich das Spiel gegen Ende durch das Absuchen der Karten in die Länge (klar, muss man nicht machen, aber wer weiß, ob man was wichtiges verpasst?) und da man das Inventar dann eh vollgestopft mit unendlich viel Krempel hat (zugegeben: Ich habe das Meiste davon selten bis gar nicht genutzt), ist es dann eher ein Ablaufen und schauen, wo man das Zeug noch unterkriegt-Spielchen. Und ob man in den letzten 20 Spielstunden noch 1000 Dollar bekommt oder hier noch eine Waffe spielt da überhaupt keine Rolle mehr. Spätestens mit dem später reingepatchten Waffenhändler fehlt es in dem Hobby-Söldner dann an so gut wie gar nichts mehr -- Munition, Waffen, Ausrüstung, Sanitäter-Zeug -- alles in Hülle und Fülle da.

Balance-technisch fand ich den Titel auf mittlerem Schwierigkeitsgrad etwas zu leicht. Im Grunde laufen spätestens ab dem letzten Drittel alle mit Scharfschützengewehren in der Hand herum und machen einen Headshot nach dem anderen -- gefühlt ist meine Truppe in den letzten 20-30 Spielstunden unbesiegbar gewesen. Dazu kommt, dass ich trotz versiegender Minen (die dann aber trotzdem noch Geld liefern) am Ende fast 2 Millionen Dollar an Geld hatte - das war damm schon leicht absurd! Dafür sind die ersten Dutzend Spielstunden äußerst spannend und nervenaufreibend.

Eine Warnung sei vorweg geschickt was Brutalität und Intensität betrifft: Obwohl das Spiel einen großen Teil der Zeit sehr humorig daher kommt, schocken zwischendurch immer wieder heftige bis brutale Szenen, die absolut nichts für Kinder sind und auch den erwachsenen Spieler ein wenig betroffen betroffen zurück lässt. Ich denke, das ist dem Kontrast zwischen Humor und Brutalität geschuldet: Eben noch ein witziger Spruch von nem Söldner gehört oder eine lockere Nebenquest erledigt und im nächsten Bildschirm hängen Leute am Galgen oder Blutspuren mit Leichenbergen zieren die Szenerie.

Fazit:

Unterm Strich halte ich Jagged Alliance 3 für einen sehr guten Wurf, den ich so nicht erwartet hätte. Ich hatte unheimlich viele spannende Spielstunden und nur gegen Ende wollte ich dann mal irgendwann fertig werden. Aber das darf man nach 60 Spielstunden (oder so) ja irgendwann auch mal. Lob auch nochmal für das Patchverhalten der Entwickler: Mit 3-4 größeren Patches, teilweise Quality of Life, teilweise Content-Patches wurde das Spiel nochmal gehörig aufgebohrt. Ein paar Schwächen konnte allerdings nicht behoben werden -- etwas klappt das Schleichen in dem Spiel für mich überhaupt nicht, trotz nachgepatchter Pause-Taste.