Domina -- ein Schelm, der Verruchtes dabei denkt. Dabei geht in dem Mix aus blutigem Gemetzel und seichtem Strategie-/Aufbaupart gar nicht darum, die männliche Kundschaft zu befriedigen, sondern als Lanista seinen Ludus aus der Unbedeutsamkeit Richtung Rom zu führen -- um dort an den großen Gladiatoren-Spielen teilzunehmen. Der Titel Domina bezieht sich dabei auf die weibliche Lanista, die den Ludus ihres im Sterben liegenden Vaters weiterführen soll.
Wir beginnen das Spiel also mit einer heruntergekommenen Gladiatorenschule, die anfangs nicht mal mehr über einen Drillmeister verfügt und drei eher suboptimal ausgebildete Gladiatoren in seinen Reihen hat. Auf dieser Grundlage sind erste Kämpfe zu bestreiten -- wer siegt, bekommt einen netten Gewinn und jede Menge Sklaven -- und kann sofort reinvestieren: Ins Training, in bessere Ausrüstung und in den Ausbau des Ludus. Für Letzteres darf man sich diverse Spezialisten einstellen. Wer etwa dafür Sorge tragen will, dass die Ausrüstung immer auf dem neuesten Stand ist, holt sich einen Schmied ins Haus. Der Ausbau des Geländes fällt in den Tätigkeitsbereich des Architekten und medizinische Betreuung lässt sich über einen Arzt organisieren. Es gibt noch viele andere Berufe, aber mehr als drei Mitarbeiter sind nicht erlaubt, daher ist hier strategische Abwägung notwendig.
Eine weitere strategische Komponente kommt mit dem Skillbaum hinzu: Fast schon rollenspielartig dürfen für unsere Gladiatoren diverse Skills erforschen und sogar komplett neue Gladiatoren-Klassen freischalten. Auch wenn der Skillbaum nur anfangs überwältigend wird und in späteren Spielen zur Routine, ist es dennoch ein schönes Feature. An der Stelle sei erwähnt, dass der Skill Mindcontrol uns im Übrigen Kontrolle über den Gladiator gibt -- wir steuern diesen dann in der Arena quasi selbst. Ohne Mindcontrol werden Kämpfe effektreich per KI ausgefochten.
Und damit wären wir vielleicht beim tollsten Aspekt des Spiels: Der Kampf. Dieser ist, trotz der Pixeloptik, ziemlich explizit dargestellt -- es fließt jede Menge Blut (FunFact: Gibt je nach Literzahl sogar Achievements) oder es kann auch mal ein Körperteil einem Schlag zum Opfer fallen. Aber alles in allem ist der Kampf animationstechnisch unheimlich geil und fetzig in Szene gesetzt, lässt aber auch in der Darstellung nicht eine Prise Ironie vermissen. Wenn ein vermeintlich unnützer, zudem unbewaffneter Sklave als Kanonenfutter in die Manege geworfen wird, aus Mitleid ein Schwert aus der Menge zugeworfen bekommt und dann am Ende doch noch den favorisierten Gladiator verprügelt -- das sorgt für Lacher und ist großes Kino.
Untermalt wird das Ganze von einem richtig guten Soundtrack, der so manchen AAA-Titel in die Tasche steckt. Es gibt übrigens zufällig ausgewürfelte Modalitäten vor dem Kampf. So kann es neben dem klassischen 1 vs 1 auch Situationen geben, in denen jemand angekettet ist oder ganze Gruppen Gladiatoren gegeneinander antreten -- besonders hier wird mit übertriebenen Blutfontänen gearbeitet, die man natürlich nicht ganz ernst nehmen darf.
Wer Spartacus (die Serie) kennt, wird auch dieses Element wieder erkennen: In Untergrundkämpfen, den so genannten Pitfights, lässt sich neben den offiziellen Kämpfen zusätzlicher Gewinn einstreichen -- aber Vorsicht: Da können selbst gut gerüstete Gladiatoren ganz schnell das Zeitlich segnen. Überhaupt ist der Schwierigkeitsgrad von der Marke: Manchmal frustrierend. Denn nicht selten schickt man den vermeintlich besseren Gladiator in einen Kampf, nur um zu sehen, wie unser hochgezüchteter, hochgerüsteter bester Kämpfer ins Gras beißt. Da uns das Spiel die Möglichkeit verwehrt, zu speichern, kann ein solcher Verlust vielleicht schon das Aus bedeuten. Und natürlich bedeutet dies: Wer das Spiel durchzocken will, muss es an einem Stück anlassen -- sonst ist der Fortschritt weg. Besonders dieser Punkt wird von vielen Spielern negativ angekreidet -- und ob dieser Designmangel behoben wird, steht derzeit noch in den Sternen.
Ansonsten könnte man sich vielleicht noch über das seltsame Ressourcenmanagement auslassen -- man muss die Mannschaft mit Wasser und Nahrung versorgen, aber das lässt sich jederzeit so billig kaufen, dass es auch keinen Unterschied gemacht hätte, wenn der Entwickler es einfach weggelassen hätte.
Unterm Strich ist Domina nicht nur wegen des Namens ein erfrischend anderes Spiel, das zwar brutal und blutig ist, sich aber selbst nicht ganz ernst nimmt. Man muss schon eine kleine Portion Frustresistenz mitbringen, aber wird dafür mit richtig tollen Kämpfen, einen hochklassigen treibenden Soundtrack und teils wunderschöner Pixeloptik belohnt. Definitiv ein Spiel, das einen Blick und die 10 Euro wert ist!