World of Warcraft treibt immer bizzarere Blüten. Nach einem Spiegel Online-Bericht hat der Amerikaner Mike Donelly hat ein Tool namens Glider entwickelt, mit dem sich die komplette Spielführung eines World of Warcraft-Charakters automatisieren läßt, ohne dass Blizzard in der Lage wäre, dieses Tool großflächig zu lokalisieren. Was sich im ersten Moment noch nach einem simplen Macro anhört, wird spätestens mit den folgenden Fakten richtig absurd:

1. Donelly ist durch Gilder mittlerweile zum Millionär geworden. Das Tool, das man direkt beim "Hersteller" für rund 30 Euro/US$ erwerben kann, wurde weit über 100 000 mal verkauft, Donelly selbst kam damit auf einen Umsatz von 2,8 Millionen Dollar. Angesichts solcher Zahlen wird sicher einigen klar, dass sie im falschen Geschäft unterwegs sind.

2. Diese Zahlen zeigen aber auch, wie korrumpiert die WoW-Spielerschaft mittlerweile ist. Sicher, auf 8 000 000 Spieler gerechnet kommt Glider auf wenige Prozent, aber damit klammern wir nur die Hardcore-Betrüger aus. Hundertausende kaufen indes munter weiter erfarmtes Gold im Asia-Shop.

3. Apropos China-Farmer. Eine weitere Absurdität rund um die Glider-Affäre bezieht sich auf die Tatsache, dass das Tool dafür sorgt, dass die armen chinesischen Jugendlichen nicht länger ausgebeutet im Computerraum sitzen müssen, denn Glider vernichtet die Arbeitsplätze der Goldfarmer. Doch wie kommt's? Das ist auf zwei Aspekte zurückzuführen. Zum einen wird jeder, der sich mit Glider ausrüstet, per se selbst zum Farmer. Glider automatisiert Vorgänge wie das Töten von Monstern, das Gerben von Fellen, das Sammeln von Reagenzien -- alles Dinge, die Geld bringen. Während man schläft. Wer braucht da noch Ebay-Gold?

Doch damit nicht genug: Wer über Nacht virtuelles Geld verdienen kann, kommt vielleicht selbst auf die Idee, Binäres in harte Münzen umzuwandeln und damit in das Geschäft rund ums Powerleveln&Goldfarming einzusteigen. Es gibt zwar wenig, was das Gehalt eines Chinafarmers unterbieten könnte, doch dummerweise zählt zu diesem Wenigen ein durchschnittlich ausgerüsteter Rechenknecht, der mittels Glider quasi für lau all diese Tätigkeiten ausführt und so ermöglicht, dass WoW-Gold noch billiger als bisher angeboten werden kann. Ein Mensch muss zumindest mit Nahrung versorgt werden.

4. Dessen ist sich auch Mike Donelly bewusst und bietet parallel zu Glider auch Glider Elite an. Dieses Tool ist in der Lage, komplexe Aufgaben mit bis zu 6 Accounts gleichzeitig auszuführen -- Aufaben im Stil von:

Ich starte meinen Level 10 Magier in Sturmwind, es wird automatisch ein Travel Profil von Sturmwind nach X geladen, Glider fliegt selbstständig zu X, läuft zum Profil und fängt an zu Farmen, sobald die Rüstung kaputt ist geht er reparieren, wenn das Inventory voll ist schickt er alle Grünen (und besseren Items) per Post an seinen Bank Charakter und verkauft den Rest.

Interessant ist übrigens, dass Donelly nach eigenen Aussagen die Gebahren von Chinafarmern anwidert. So spricht jemand mit einem lupenreinen Gewissen.

5. Das Beste allerdings zum Schluss: Nachdem Blizzard nun endlich spitz bekommen hat, wie dick Donelly im Glider-Geschäft ist, kamen deren Anwälte auf die Idee, dass es Glider angehenden Noobs ermöglicht, komplette Inhalte innerhalb weniger Tage durchzukämmen und somit viel früher in's so genannte Endgame einzusteigen, als ursprünglich von den Erschaffern geplant.

Der Levetretmühle und aller Timesinks beraubt, könnte World of Warcraft aus diesem Grund viel früher uninteressant werden, als es üblicherweise der Fall wäre. Resultat: Accounts werden früher gekündigt, Blizzard verliert Geld. Für Blizzard ist es daher nur logisch, dass der Glider-Erfinder nicht nur diesen Unfug zu beenden hat, sondern gleichzeitig auch alle Einkünfte, die mit Glieder entstanden sind, direkt auf das blizzardsche Konto zu überweisen sind. Wie das ausgehen könnte, steht noch in den Sternen, aber es wäre durchaus möglich, dass es Glider gar nicht mehr so lange auf normalen Wege zu beziehen gibt. Ob damit das Bot- und Macroproblem aus der Welt geschafft ist, bleibt allerdings zu bezweifeln.

Laut Glider-Homepage heißt es derzeit noch immer: Der Entwickler, sein Nickname lautet Mercury, arbeitet die ganze Woche an diesem WoW Bot, er versucht jeden Tag diesen WoW Bot zu verbessern. Die Frage ist nur, ob in amerikanischen Gefängnissen mittlerweile PCs in den Zellen stehen *g*.

4 responses to "World of Warcraft: Automatisiertes Bot-Spielen mit Glider"

  1. Stellt sich mir nur die nächste Frage, in wie weit läßt sich GLIDER auf andere Spiele portieren?

    Wenn nun jedes neue MMOG mit solchen BoTs überzogen wird bleib ich bei meinem guten alten EQ1. (da lohnt eine anpassung des BOTs nicht).

    Ach und wo ich dich eh gerade am lesen hab, wie schaut das bei deinem 22" mit dem Blickwinkel aus, sind die OK, oder nur scharf wenn man exakt Lotrecht davor sitzt.

  2. Also wenn ich mich recht erinnere, waren die Botter in EQ 1 schon unterwegs, als ich noch aktiv gespielt habe, und das war vor 3-4 Jahren. Vielleicht nicht so ausgefeilt wie bei Glider, aber Macros zum Tradeskillen gab's damals auch schon. Aber du hast grundsätzlich schon recht, umso populärer ein Spiel, umso mehr wirtschaftliche Hintergedanken gibt es.

    Zum TFT: Die seitliche Blickwinkelabhängigkeit ist gut, von oben oder unten betrachtet leidet die originalgetreue Farbdarstellung aber schon. Ist halt ein TN-Panel, da darf man keine Wunder erwarten. Lies dir mal am besten den Prad.de Test durch, da werden die technischen Messungen sehr gut erklärt.

    BTW: Was zum Geier ist "Lotrecht"? *gg*

  3. Die Bott'er EQ waren / sind mehr "Scripter". Und beim tradeskillen tippe ich auf Mausmacros.

    Naja wie dem auch sei...

    und zu lorecht:

    Das bezeichnet eine exakt rechtwinklige ausrichtung zu einer Fläche. In der Regel eine Waagerechte Fläche auf der z.B. eine Säule steht. Um zu prüfen ob die Säule auch wirklich gerade ist, läßt man ein Lot (Gewicht an einer Schnur) daneben hängen.

    Nicht zu verwechselnt mit Lootrecht, der Berechtigung einen erschlagenen Gegner (meist in einem Spiel) zu plündern und die Beutestücke ansich zu nehmen.


    (Müsste so ungefähr stimmen, konnte nicht genau nachlesen, da mein Lexikon unterm Kühlschrank als Wackelschutz liegt)

  4. Ach so ist das mit dem rechten Lot... (nicht zu verwechseln mit dem linken Lot, der ist etwas radikaler veranlagt).

    Kann dir demnach zum Lot-Thema nicht allzuviel sagen, weil das Seil zwischen Kopf und Monitor nicht so recht halten wollte und mir darüber hinaus auch die entsprechenden Gewichte gefehlt haben.

    Ein Lootrecht gibt's übrigens nicht. Das ist ein Mythos. Gewinnen tut beim Looten immer der, der am schnellsten klickt *g*.