Sothis Weihnachtssspezial 2011

Eigentlich ist es in meinem Blog gute Tradition, dass jedes Jahr um die Weihnachtszeit die Top 5 der besten PC- und Videogames gekürt werden. Dabei hatte ich stets einige Gastautoren (letztes Jahr waren wir gar zu zehnt!), die das (fast) vergangene Jahr Revue passieren ließen und uns ihre Spiele-Highlights in aufgeschlüsselter Form präsentierten. Eine tolle Aktion, die ich trotz dem großen Aufwandes als das absolute Blog-Highlight ansah.

2011 ist anders. Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass sich in den letzten Monaten auf Sothis Spielwiese nicht allzu viel getan hat, das ihrer Aufmerksamkeit bedurft hätte. Die Gründe hierfür sind rein privater Natur: Haus, Kind & Rind, gerne auch in einer anderen Reihenfolge, sorgen bisweilen für eine leichte Verschiebung der Prioritäten.

Und doch…

Aller Widrigkeiten zum Trotz gab es zwischendurch und gerade zum Jahresende hin genügend Möglichkeiten, sich dem besten Hobby der Welt zuzuwenden und so habe ich letzten Endes doch beschlossen, auch 2011 ein kleines Weihnachtsspezial auf den Weg zu schicken. Dieses Mal ohne Gastautoren, weil es der zeitliche Aufwand einfach nicht zulässt (hoffentlich im nächsten Jahr dann wieder mit alten Bekannten!), dafür allerdings in leicht aufgebohrter Form: Anstatt fünf Titel sind es derer nun zehn. Anstatt einer Enttäuschung habe ich gleich die Versager-Top 3 zusammengesucht – und das fiel mir überraschenderweise deutlich leichter als die Reihenfolge der Top-Spiele 2011.

Letzte Worte

Wichtig ist, wie auch schon in den letzten Jahren, dass es wirklich darum geht, welche Spiele ich im Jahr 2011 gespielt hat; das Release-Jahr des Games spielt hierbei keine Rolle. Wenn ich also 2011 mit Baldur's Gate 2 verbracht hätte, naja, dann hätte es bestimmt gute Chancen für die Top Ten gehabt ;)

Denn mal los…

Sothis Top Ten 2011

Letztes Jahr berichtete ich noch mit stolz geschwellter Brust, ganze 27 Spiele verschlungen zu haben. Die Zahl ist in 2011 deutlich geschrumpft. Stand heute sind es plattformübergreifend gerade mal 21 Titel, die ich mal mehr, mal weniger intensiv gespielt habe. Spitzenreiter bleibt auch in diesem Jahr der PC, auf dessen Konto zwei Drittel aller Games gehen – 2011 war für mich wahrlich kein Konsolenjahr.

Auffällig auch dies: Strategiespiele, die 2010 noch mit Die Siedler 7 und StarCraft 2 meine absoluten Spitzenreiter darstellten, sind dieses Jahr so gut wir gar nicht vertreten. Dafür geht's mehr in Richtung (Multiplayer-) Egoshooter und Indie-Titel.

Platz 1: Battlefield 3 Multiplayer (PC)

Platz 1: Battlefield 3

Ja, ich weiß, Origin ist scheiße, mist und böse. Ist ja alles richtig. Aber das galt letztes Jahr auch schon für den Ubisoft-Launcher und auch da habe ich gnädig darüber hinweg sehen müssen, um mir mein Lieblingsspiel 2010 nicht selbst zu nehmen. In einer perfekten Welt hätte EA aus den Lektionen der Vergangenheit gelernt – haben sie aber nicht. Und damit sei alles gesagt.

Zum Spiel: Ich habe lange mit mir selbst gehadert, das Teil überhaupt zu kaufen. Warum? Weil ich überhaupt kein Battlefield-Spieler bin, in der Tat habe ich noch noch keinen einzigen Teil der Serie angefasst.

Der Grund: Ich bin in Sachen Multiplayer-Egoshooter ein Adrenalin-Junkie. Ich brauch Schnelligkeit, Reflexe, den flotten Kick. Ich habe keine Lust mich am Boden zu verkriechen, Fahr- oder Flugzeuge zu steuern, mich an anderen zu orientieren, ich mache lieber mein eigenes Ding. Ich bin kein Team-Player im eigentlichen Sinne, ich will Einzelkämpfer spielen. Capture the Flag- und andere Modi sind mir zu wider, bei mir zählen eigentlich nur die Frags. Letztlich ist es mir sogar relativ latte, welches Team gewinnt, wenn nur die Frags am Ende passen. Ich spiele deshalb auch nur Deathmatch-Modi, ungern sogar Team Deathmatches, weil ich zu risikoreich spiele und einem Team eher schade, als nutze. Klingt leicht oberflächlich und asozial? Klingt für mich nach UT- und Call of Duty-Multiplayer.

Warum ich euch das alles erzähle, mich quasi oute? Ein Grund: Battlefield 3 hat (fast) alles verändert. Plötzlich geht's mir nicht mehr nur darum, möglichst viele Feinde um die Ecke zu bringen. Ich habe mein Talent dafür entdeckt, schneller und besser als meine Gegen- und Mitspieler Punkte auf der Karte einzunehmen. Und diese zu verteidigen, in dem ich mich einfach nur verschanze und auf meinen Moment warte. Ich schleiche mich an Panzer heran und vermine diese. Ich fahre mit einem Jeep mitten ins Herz eines Eroberungspunktes, (Becker-)hechte während der Fahrt aus dem Fahrzeug, lege mich ins Gras, ballere zwei Bewacher weg und erobere den Punkt. Oder ich fahre mit dem Jeep dummerweise auf eine Miene und explodiere mit großen Karacho. Über mir zerlegen sich effektvoll Jets und Hubschrauber oder gleiten einfach nur majestätisch den Himmel entlang, Raketen zischen an meinem rechten Ohr vorbei und zerlegen ganze Gebäude. Wenn ich Pech habe, sitze in gerade in einem. Ich könnte ganze (Tage-) Bücher über die einzelnen Situationen schreiben, die mir während jedes einzelnen Battlefield 3-Matches passiert sind.

Was ich euch in meiner Begeisterung, die meine Finger gar nicht mehr still stehen lassen will, eigentlich mitteilen möchte: Battlefield 3 ist der verdammt nochmal atmosphärischste Titel, der mir in den letzten Jahren untergekommen ist: Alles, von der Präsentation, über den Sound bis hin zum Spielgeschehen hievt das Spiele-Medium auf eine neue Stufe. Und glaubt mir, ich habe mich verdammt schwer getan. Als Modern Warfare- und Black Ops-Spieler könnte der Kulturschock nicht größer sein, wenn man erschrocken feststellt, dass messern nicht mehr messern, sondern einfach nur noch scheiße ist. Scheiße realistisch, besonders dann wenn man plötzlich von hinten erwischt wird, uns eine erschreckende(!) Animation nach hinten reißt und das Messer in den Bauch rammt.

Battlefield 3
ist wahrgewordenes, interaktives Kino. Mein Spiel des Jahres. Und daran wird auch kein Origin etwas ändern. Übrigens: Den Singleplayer-Modus habe ich vielleicht 15 Minuten gespielt und danach gelangweilt wieder verlassen.

Platz 2: Call of Duty: Black Ops Multiplayer (PC)

Platz 2: Black Ops

Steam sagt: 78 Stunden habe ich in diesem Jahr mit dem Black Ops Multiplayer-Modus verbracht. Das ist nicht ganz soviel wie die 94 Stunden, die ich letztes Jahr Modern Warfare 2 geopfert habe, aber das Jahresende wurde schließlich auch von Battlefield 3 beherrscht.
Meine Sturm- und Drangrede zur ersten Platzierung werde ich an dieser Stelle nicht wiederholen, denn Black Ops bietet eigentlich nichts, was das Genre auf eine neue Stufe hebt, im Gegenteil: Meiner Ansicht nach spielt es sich nur unwesentlich anders als MW2 und ist damit eher eine Enttäuschung.

Und doch zählt am Ende aufn Platz. Wenn ich tief ich mich gehe, muss ich zugeben: Es gibt kaum ein anderes Spiel, das ich anmache, loslege und mich sofort wie zuhause fühle. Während ich wirklich Mühe hatte, mich trotz der grafischen Überlegenheit in Battlefield 3 zu verlieben, fühlt sich Black Ops wie ein maßgeschneiderter Anzug an: Schnelle, unkomplizierte, mit leicht taktischen und rollenspieltypischen Anleihen versehene Egoshooter-Action. Perfekt um immer und immer und immer wieder eine halbe Stunde Zwischendurch zu spielen. Perfekt um sich abzulenken. Perfekt um schnelle Erfolge einzufahren – wenn die Reflexe mitspielen. Und nicht zu empfehlen, wenn man kurz davor steht, ins Bett zu gehen ;)

Steam sagt übrigens auch: 2 Minuten im Solomodus gespielt. Nuff said. 

Platz 3: Orcs Must Die! (PC) 

Platz 3: Orcs Must Die!

Platz 3? Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Zwar hatte ich im Vorfeld schon viel über Orcs Must Die! gelesen, aber nachdem ich das schon recht gute Dungeon Defenders ausgiebig gespielt hatte, hatte ich erst einmal die Nase voll von Ego-Tower-Defense-Klonen. Zumal Orcs Must Die! nicht mal den diabloähnlichen Rollenspielaspekt zu bieten hat, den Dungeon Defenders geradezu zelebriert.

Und dann hatte Steam das Spiel doch mal für 3 Euro fufzig im Angebot und der Sothi schlug zu. Das Ergebnis: Jedes einzelne Level gespielt und genossen: Die schicke Grafik, die wunderbar eingängige Maus-/Tastatursteuerung, den erfrischenden Sarkasmus, die ausgefeilten Fallen – einfach alles.

Während mich an Konkurrent Dungeon Defenders die geringe Anzahl an Bauten, die übertriebene Bunti-Grafik und die teils nervige Steuerung stören, punktet dieser Titel in genau diesen Aspekten. Ein paar Levels mehr, etwas stärkeres Storygerüst und ein leichter Rollenspielansatz – und Orcs Must Die! hätte mein Spiel des Jahres werden können. Aber man braucht ja noch Luft nach oben für einen zweiten Teil, gell.

Platz 4: Fußball Manager 11 (PC)

Platz 4: FM 11

Naaa, wenn das nicht mal eine Überraschung für euch ist, was? Wer hätte gedacht, dass der Sothi einen Fußball Manager (!) überhaupt spielt, geschweige denn in seine Top Ten packt.

Aber da seht ihr mal wieder, ihr kennt mich einfach nicht gut genug. Schließlich habe ich schon in ganz jungen Jahren (da gab's die Hälfte von euch noch gar nicht!), einen tagebuchähnlichen ASM-Test zum Football Manager 2 verschlungen und mir daraufhin meinen ersten Fußball Manager gekauft. Diese latente Liebe aus jungen Jahren lasse ich von Zeit zu Zeit aufblitzen, stets mit einem Fußball Manager aus der bekannten EA-Reihe, der gerade billig zu haben ist. Und das war in diesem Jahr passenderweise der Fußball Manager 2011.

Meine Sonics haben sich inzwischen auch schon einen langen Weg von der allerkleinsten Liga in die Bundesliga erkämpft – einem Ort, an dem ich mich nun seit zwei Saisons mehr schlecht als recht halte. Und jedes Jahr, das ich überlebe, spült mir Millionen in die Kasse, die ich zum Ausbau meines Vereinsgeländes nutze. Überhaupt blitzt hier wieder meine Strategie-Seele durch: Der sportliche Aspekt ist gar nicht mal sooo wichtig, Aufstellungen, Auswechslungen, Taktiken: Das Alles ist bei mir sehr rudimentär ausgeprägt. Mein Ziel ist eher das Geld scheffeln, um Jugendcamps zu bauen, deren Ausbeute ich dann gewinnbringend verkaufen kann, um noch mehr Geld zu scheffeln. Hört sich leicht nach "Aufgabe verfehlt" an? Mag sein. Ich mag's trotzdem und das schon seit vielen vielen Stunden :)

Platz 5: Demon's Souls (PS3)

Platz 5: Demons Souls

Durchaus zwei Jährchen zu spät, besonders in Anbetracht der Veröffentlichung des Nachfolgers Dark Souls, und dennoch: Demon's Souls ist eine meiner persönlichen Überraschungen 2011. 

Gleich das erste Level hat's mir einfach angetan: Diese morbide, mit mittelalterlichen Flair angehauchte Grundstimmung, die durch Grafik und Soundtrack perfekt getragen werden, bescheren eine durchaus angenehme Gänsehaut. Und die ist auch richtig und wichtig, bekommt man doch von Anfang an die richtige Einstellung zum Spiel: Das hier ist kein Wohlfühl-Paradies, sondern bitterer Ernst. Todernst, um genau zu sein. Man stirbt oft und nicht immer zum günstigsten Zeitpunkt.

Vorsichtiges Vorgehen, Trial&Error und Grinden ohne Ende. Drei Grundprinzipien, die eigentlich viel Frust versprechen, aber in Zusammenhang mit Demon's Souls wohlwollend hingenommen werden. Und warum das alles? Weil das Spiel fordert. Weil das Spiel aber auch zurück gibt. Weil es eine tolle Atmosphäre hat. Weil das Sterben meist auf den eigenen Mist gewachsen ist. Weil das Spiel eigentlich eher actionreich ist, aber das Ausbauen des Charakters wirklich gelungen ist und motiviert.

Demon's Souls ist für mich ein Phänomen. Das Spiel, auf das ich seit dem seligen Severance: Blade of Darkness verzweifelt gewartet habe.

Platz 6: Uncharted 3 (PS3)

Platz 6: Uncharted 3

Das Tor zur Hölle. Das ist nichts anderes erwartet mich jetzt, nachdem es Uncharted 3 nicht in meine diesjährigen Top Five geschafft hat. Doch lasst mich erklären, vielleicht überzeugen meine Argumente ja irgendwelche höheren Mächte.

Gleich vorweg und unmissverständlich: Uncharted 3 ist wie die beiden Vorgänger zuvor ein Megaspiel. Perfekt in seiner Machart, bombastisch in der Inszenierung. Was ein Konsolenspiel in Sachen Präsentation und Gamedesign aus einem Action-Adventure rausholen kann, hat Naughty Dog bei Uncharted 3 getan.

Wo ist also das Problem? Gibt es überhaupt eines? Eigentlich nicht, außer dies: Die Reizüberflutung setzt langsam ein. Alles, was Uncharted 3 zu einem großen Spiel macht, gilt auch schon für den Vorgänger. Im Prinzip werden nur noch die Szenarien gewechselt – ab und zu gelingt natürlich trotzdem noch der erhoffte OHO-Effekt. Damit wird aber eines klar: In dieser Konsolengeneration wird es Naughty Dog vermutlich nicht mehr gelingen, noch einen drauf zu setzen. Wie auch? Uncharted ist nahezu an der Konsolen-Perfektion.

Battlefield 3 hat mich geflasht, Uncharted 3 nur noch sehr gut unterhalten. Das ist sicherlich mehr, als viele Konkurrenzprodukte von sich behaupten können. Für ein Uncharted aber vielleicht nicht  ausreichend. Trotzdem: Das erste Spiel, das auf meiner PS Vita-Liste stehen würde, wäre natürlich Uncharted: Golden Abyss ;)

Platz 7: Terraria (PC)

Platz 7: Terraria

Ich werde sie wohl nie verstehen, die Minecraft-Spieler dieser Welt: Klar, man buddelt und baut und erschafft neue Werkzeuge, mit denen man wieder buddeln kann, um noch Schöneres zu bauen. Dieser ewige Kreislauf ist gewisser Weise nachvollziehbar und sogar erstrebenswert. Aber irgendwo auf dieser Strecke scheint mir ein Aspekt liegen geblieben zu sein: Warum überhaupt? Was ist das übergeordnete Ziel? Spielen zum Selbstzweck – schon klar. Aber das reicht mir leider nicht.

Und hier kommt Terraria ins Spiel. Ein kleiner Minecraft-Klon in liebevoller 16-Bit-Pixeloptik, der all' das, was Minecraft ausmacht, in ähnlicher Form bietet, aber darüber hinaus einen Rollenspiel-Aspekt besitzt. Wenn man in Minecraft einen Level aufsteigt, weiß keiner so recht wozu. In Terraria ist hingegen das Ausbauen des Charakters mittels besserer Ausrüstung, gefundenen Lebens- und Manapunkten und allerlei Gimmicks und NPCs (man baut seine Gebäude zum Bespiel so, dass spezielle NPCs einziehen können) überlebenswichtig und neben dem Abbauen und Verarbeiten vom Rohstoffen das zweite große Standbein des Spiels.

Klar kann ich jederzeit Gold abbauen, um mir damit ein imposantes Gebäude mit goldenen Wänden und Ziegeln zu erstellen. Soweit, so Minecraft. Oder aber ich benutze das Golderz und baue mir daraus einen goldenen Bogen samt goldener Rüstungsteile, buddele mich mit meiner goldenen Spitzhacke ins Erdreich, bekämpfe die dort auftretenden Viecher und erbeute dann bessere Erze, um mich später nach The Corruption zu begeben, wo richtig fiese Monster und Endgegner auf mich lauern, die wiederum interessanten "Loot" fallen lassen und bisweilen größere Events triggern.

Unterm Strich könnte Terraria das perfekte Spiel sein. Zwei Dinge verhindern dies aber: Zum einen ist das Inventar und die ganzen Rezepturen extrem unübersichtlich. Man sammelt Unmengen an Rohstoffen, aus denen Unmengen an Sachen hergestellt werden können. Und wenn man sich nicht Tag und Nacht mit dem Titel beschäftigt, hat meine keine Ahnung, was man mit dem ganzen Kram überhaupt anfangen soll, das am laufenden Band das Inventar blockiert. Also baut man Truhen und Auslagerungsmöglichkeiten ohne Ende – und das macht das Spiel letztlich noch unübersichtlicher. Da steckt wahres Frustpotential dahinter.

Zum anderen besitzt Terraria einen recht happigen Schwierigkeitsgrad und lässt den Spieler im Großen und Ganzen ziemlich allein in seiner Spielwelt, will sagen: Es erklärt nicht viel. Storybrocken, die die Spielwelt erläutern würden, fehlen leider völlig.

So haben wir es letzten Endes mit einem der besten Indie-Titel aller Zeiten zu tun, das unglaublich viel Potential verschenkt. Immerhin wird stetig gepatcht, auch an der Benutzerführung, und wer weiß, vielleicht findet sich Terraria an dieser Stelle im nächsten Weihnachtsspezial wieder :)

Platz 8: Dragon Age 2 (PC)

Platz 8: Dragon Age 2

Was war das nicht für eine Überraschung, als uns Bioware Dragon Age 2 präsentierte, das trotz des vorangegangenem Awakening-Add Ons lediglich 1 1/2 Jahre Entwicklungszeit verschlang. Das Ergebnis war ein Dragon Age für Konsolen, in der Benutzerführung minimalisiert, deutlich actionlastiger im Kampf, doch immerhin grafisch aufgemöbelt.

Die Geschichte um den hawkeschen Familienclan war Bioware-typisch noch immer spannend inszeniert, doch Level-Recycling und das unselige Ausrüsten der Gruppenmitglieder verspielte viel von dem Kredit, das sich Origins noch kurz zuvor aufgebaut hatte.

Mit einigem Abstand betrachtet muss man trotz allem sagen, dass Dragon Age 2 noch immer zu den besseren Rollenspielen der letzten Jahre gehört – ich würde es einem The Witcher 2 oder selbst Skyrim vorziehen. Trotz allem bleibt die Hoffnung, dass das bereits angekündigte Dragon Age 3 sich auf die Stärken des ersten Teils besinnt.

Letztlich ein gutes Rollenspiel mit einem leicht enttäuschenden Geschmäckle.

Platz 9: Bioshock 2 (PC)

Platz 9: Bioshock 2

Jaja, da kommt der Sothi nun wirklich um Jahre zu spät. Tut mir leid, früher ging's eben nicht. Und ich gebe zu: Ich habe mich auch etwas geziert.

Während das erste Bioshock ja nun wirklich und unbestritten zu den größten Spielen unserer Zeit gehört, dachte ich mir stets: Bioshock 2 hört sich dermaßen nach Recycling an, das kann einfach nix sein. Und klar, es spielt sich im Grunde auch kaum anders als der Vorgänger. Aber trotzdem – diese Stimmung! Das Art Déco-Flair! Es packt einfach, es zieht in die Spielwelt – mehr als es etwa Crysis 2 geschafft hat. Und dazu bietet es mehr (rollenspielähnliche) Freiheiten als die meisten Egoshooter zusammen. Und das zu einem Preis von 10 Euro.

Jede Menge Pro-Argumente also. Sollte es außer mir also noch weitere Verwirrte da draußen geben, die bis dato einen Bogen um Bioshock 2 gemacht haben, dann ist jetzt der beste Moment dafür, diesen Lapsus zu korrigieren.

Platz 10: Skyrim (PC)

Platz 10: Skyrim

In jedem Jahr muss es einen Aufreger bei mir geben, der mich Leser kostet. Letztes Jahr die Sache mit der XBox-Enttäuschung. Dieses Jahr ist es unter Umständen Skyrim. Denn Skyrim, und das muss ich leider mal sagen, hat die Top Ten für 2011 nur ganz knapp erreicht. Und das, obwohl das Game eigentlich mein Spiel des Jahres hätte werden sollen.

Woran liegt das wohl – hat das Spiel doch diese wunderschöne Atmosphäre und eine Spielwelt zum Verlieren? Skyrim hat quasi alles, was Oblivion schon groß gemacht hat und fast alles, was bei Oblivion dazu geführt hat, das ich das Spiel schon relativ schnell wieder fallen gelassen habe.

Die weite Spielwelt ist natürlich super. Aber schon wieder ein stückweit zu generisch. Ich laufe in zig Banditennester, radiere alles und jeden aus (weil mir gar keine Wahl bleibt) und werde nie erfahren, warum Banditen eigentlich diese große Burg für sich in Anspruch genommen haben. Und warum? Weil die Interaktion minimalistisch ist, weil Story&Handlung in Skyrim kaum eine Rolle spielen. Klar, das ist der großen, freien Spielwelt geschuldet. Trotzdem: Für mich ist es unbefriedigend, ständig an irgendwelche Orte zu gelangen, die eigentlich vielversprechend aussehen, aber bei denen bis auf ein paar zombiehaft bewegende Figuren, die nichts zu sagen haben, nicht viel dahinter steckt. Das wo, warum, weshalb und wer wird in Skyrim höchst selten erklärt. Dialoge laufen meist auf Sparflamme.

Dazu kommt teils grausame Präsentation der NPCs. Texturen von vor Anno Tobak. Animationen aus der Leichenhalle. All' das konnte man in Fallout noch tolerieren, aber Ende 2011 denkt man sich eigentlich nur noch: Grafikengine wechseln, liebes Bethesda-Entwicklerteam.

Und es kommt noch schlimmer: Die Benutzerführung. Direkt aus der Hölle, erdacht vom Teufel persönlich. Wahrscheinlich das El Dorado für Konsoleros, PC-Spieler, die den Vorteil von Tastatur und Maus nutzen wollen, raufen sich (abermals!!!!!!) die Haare über eines der beschissensten Interfaces seit es Rollenspiele gibt. Welcher Designer lässt bei einem Rollenspiel alles weg, was auch nur irgendwie nach Atmosphäre aussieht und ersetzt die obligatorische Anziehpuppe, sämtliche Icons, das typische Inventarfenster und einfach alles durch eine beschissene Liste. Und dann dieses ständige Tab-Gedöns beim Wechseln von Fenstern. Nein Leute, das ist einfach nicht mehr schön. Ich könnt' mich aufregen.

Klar, Skyrim ist eine wunderschöne Weltensimulation, in der man ohne Ende Erkunden, Craften, Metzeln und was weiß ich noch alles kann. Und trotz allem wirkt auf mich alles wie eine Fassade, die verbergen soll, das ich mich in einer Spielwelt bewege, die mir eigentlich nichts zu sagen hat. Das war in Fallout 3 im Prinzip ebenfalls schon so, aber da gab es dermaßen viele geniale Nebenquests, das mich das nicht weiter gestört hat. Von Nebenquests dieser Güte habe ich bislang in Skyrim allerdings noch nicht viel gesehen. Vielleicht ändert sich das noch, denn aufgemoddet macht das Spiel wenigstens einen einigermaßen spielbaren Eindruck. Und irgendwie reizt einen die Spielwelt ja dann doch. Schaun' wir mal, wie der Kaiser so schön sagt.

Enttäuschungen 2011

Platz 1: Might and Magic: Heroes 6 (PC)

Might and Magic: Heroes 6

Sieht man mal vom Ubi-Launcher ab und von der Tatsache, dass es einfach affig ist, wenn man eine Serie, die seit Jahrzehnten Heroes of Might and Magic heißt in Might and Magic: Heroes 6 umbenennt, müsste man sich als Strategiespieler unterm Strich eigentlich über jeden neuen Heroes-Teil freuen, auch wenn die Messlatte meiner Ansicht nach mit dem ausgezeichneten Vorgänger schon recht hoch gesetzt worden ist.

Und dann das: Heroes 6 vermasselt es dermaßen, dass ich es nicht in die Worte fassen kann. Das fängt bei den Missionen an, die seltsam abrupt beginnen und wieder aufhören. Das geht weiter zum Stadtinterface, das die liebgewonnen Stadtansicht minimalisiert. Das steigert sich in der Tatsache, dass der Schwierigkeitsgrad auf normaler Stufe einfach unfair ist: Wer nicht schnell genug ist, kann das Spiel letztlich nicht gewinnen und endet schließlich bei dem Fakt, dass sich das Spiel in fast keinem Aspekt entscheidend weiterentwickelt hat. Es stellt sich also die große Frage: Warum Heroes 6 spielen? Die Antwort: Keine Ahnung!

Platz 2: From Dust (PC)

From Dust

Ach was habe ich mich nicht gefreut, als From Dust angekündigt wurde. Hier war er, der legitime Nachfolger der Populous-Göttersimulation. Nicht umsonst hatte man beim Anblick der ersten From Dust-Screenshots den Eindruck, es mit einer Art Populous 3 in modernem Gewand zu tun zu haben.

Nun könnte man natürlich von falscher Erwartungshaltung sprechen, aber dass From Dust eigentlich nichts anderes ist als ein Terraformer-Lemmings, das hätte doch wohl niemand erwartet, oder? Ok, Terraforming und Lemmings, wie geht das zusammen, wird man sich wohl fragen. Betrachten wir das Spielprinzip doch mal ganz nüchtern: Wir haben eine Gruppe Eingeborener auf der einen Seite und ein Tor auf der anderen Seite. Wir als gottähnliches Wesen haben nun die Aufgabe, die Landschaft so zu verändern, dass es die Gruppe möglichst unbeschadet schafft, dieses Tor zu erreichen. Hört sich für mich ganz schön verlemmingt an. Klar, ich verteile keine Schirme und grafisch ist es nicht vergleichbar, aber das Spielprinzip ist mir persönlich einfach zu simpel. Ich wollte ein Strategiespiel und habe ein Tüftelgame bekommen. Und ich hasse Tüftelspiele jeglicher Art.

Und damit nicht genug: Die Maus/Keyboard-Steuerung wurde bei From Dust dermaßen verkackt, das ich mich unentwegt frage, ob es in der Qualitätssicherung jemanden gab, der die PC-Fassung mal gespielt hat, bevor sie auf die Menschheit losgelassen wurde. Man merkt's mir schon an, ich bin enttäuscht. Huch, das passt ja dann ziemlich genau in diese Kategorie, was?

Platz 3: Grand Prix Story (Android)
Grand Prix Story

Game Dev Story – das war diese Mini-WiSim im Hosentaschenformat, bei der man ein Entwicklungsstudio leiten musste, das sich mit der Entwicklung von Computerspielen und Konsolen befasste. Der feuchte Traum eines jeden Spiele-Nerd und entsprechend suchterzeugend.

Demnach ein gutes Spiel.

Und jetzt das: Ein weiterer Kairosoft-Titel. Wieder eine Wirtschaftssimulation. Wieder für Smartphones. Wieder ein gutes Spiel?

Nein. Ein langweiliges. Ein sich wiederholendes. Ein simples. Ein enttäuschendes Spiel.

Nur entwickelt man dieses mal keine Konsolen oder Spieletitel, sondern eben Rennautos. Und die verkauft man nicht, sondern lässt sie Grand Prix fahren. Nicht mehr und nicht weniger. Ganz ehrlich: Kairosoft melkt hier einfach die Cashcow. Eine Kuh, die bereits nach dem ersten Game Dev Story-Durchspielen keine Euter mehr hatte. Innovation? Ideenreichtum? Bei Kairosoft fehl am Platze.

Was fehlt?

Drei meiner Spiele, die es nicht in die Top Ten geschafft haben, aber zu den heißesten Anwärtern gehören, sind mit Sicherheit Batman: Arkham City, Deus Ex 3: Human Revolution und Assassins Creed: Brotherhood.

Da rauft sich so manch' einer die Haare und ruft verbittert: Waruuum? Und da kann ich nur ganz nüchtern erwidern: Ich hab's einfach nicht geschafft, das alles zu zocken. Klar, es hört sich fast wie Hochverrat an und ich bekenne mich auch schuldig ganz im Sinne der Anklage, aber was hätte ich denn machen sollen? Dafür gelobe ich Besserung und werde mich diesen hochkarätigen Zocks im nächsten Jahr stellen!

Was sonst noch?

Ein bunter Haufen von Spielen, die hier irgendwo noch fehlen, sollte nicht unerwähnt bleiben. Da wäre zum einen Modern Warfare 3, das nicht erwähnt wurde. Grund: Ich hab's mir nicht gekauft. Bin einfach zu sehr im Battlefield 3-Fieber und außerdem kommt mir das Spiel nicht über 25 Euro ins Haus.

Dann dürfte der eine oder andere vielleicht Shogun 2 und Anno 2070 vermisst haben. Was das Total War-Spiel betrifft so muss ich gestehen, dass es kaum einen Total War-Teil gab, der mich weniger angesprochen hat als dieser. Ich kann gar nicht genau sagen, woran das wirklich liegt, aber ich bin nie so richtig ins Spiel reingekommen (muss nicht unbedingt am Spiel selbst liegen!).

Zur Anno-Reihe hingegen muss grundsätzlich mal gesagt werden, dass ich im Grunde meines Herzens überhaupt kein Anno-Spieler bin und die Siedler-Reihe stets bevorzugt habe. Da ist es auch nicht hilfreich, dass das Szenario in die Zukunft verlegt wurde und mich dadurch noch weniger anspricht.

Zu guter Letzt ist vielleicht die völlige Abstinenz von Crysis 2 aufgefallen, obschon ich das Game relativ zügig durchgezockt habe. Die Crysis-Serie ist für mich von Mal zu Mal ein Schritt in die falsche Richtung. Das ursprüngliche Far Cry-Konzept mit der relativ offenen Spielwelt hat mich wirklich sehr angesprochen, etwas, das Crysis noch ansatzweise im Blut hatte. Aber Crysis 2 geht für mich in die falsche Richtung, da hilft halt auch keine Nanosuit mehr.

Und wenn ich zu guter Letzt noch einen Brettspiel-Tipp aus 2011 abgeben darf: Holt euch Galaxy Trucker – sehr schönes Fungame, das trotzdem Köpfchen erfordert.

Nun denn, das wäre geschafft. Habe ich mir doch einiges von der Seele geschrieben, das in den letzten Monaten zu kurz gekommen ist. Ich hoffe, ihr bleibt Sothis Spielwiese auch im nächsten Jahr gewogen. Ein frohes neues Jahr 2012 und jede Menge hochkarätiger Spiele wünscht euch,

Euer Sothi

5 responses to "Sothis Weihnachts-Spezial: Die Spiele des Jahres 2011"

  1. Schönen Dank für die Mühe, diesen Beitrag zu schreiben... über nahezu ausgestorbene, eigene Blogs kann ich in diesem Jahr ja auch ein Lied singen, aber nun juckt es mich ja doch in den Fingern: Vielleicht, aber nur ganz vielleicht, schaffe ich ja auch noch eine Jahresendliste. Was ich aber vorher dringend loswerden muss: Danke danke danke fürs Erwähnen von Bioshock 2.

    Ich war vom ersten Teil ziemlich enttäuscht. Klar: Bis zu dem Wow-Moment am Ende des zweiten Drittels war das alles super, aber danach ist das Spiel für mich in sich zusammengefallen und ich merkte, dass es sich zum Teil auch vorher nur dadurch über Wasser (höhö) halten konnte, da ich so auf eben jenen bereits erwähnten Wow-Moment gehypt war, das ich ihn unbedingt erleben wollte.

    Bioshock 2 hatte dieses Hype-Problem nicht, aber auch ungeachtet dessen hatte es meiner Meinung nach die besseren Qualitäten als der Vorgänger. Alleine die Tatsache, nun Plasmide und Waffen gleichzeitig nutzen zu können, hat unglaublich viel ausgemacht. Die Story hatte zwar keinen derart großen Wow-Moment wie der erste Teil, war dafür aber viel konsistenter, endete zufriedenstellend und blieb spannend bis zum Schluß. Und auch die Atmosphäre, das "Du bist in einer heruntergekommenen Unterwasserstadt"-Gefühl kam meiner Meinung nach noch besser rüber. Also ja: Wer das noch nicht gespielt hat, hole es bitte nach. Ich war schwer begeistert.

  2. Wenn du deine Liste fertig hast, einfach mal bescheid geben ;)

    Ansonsten zum Thema Bioshock: Für mich wird Bioshock stets der bessere Teil bleiben, weil das Ambiente damals einfach etwas komplett neues, beinahe schon furchterregendes war. Irgendwie fühlte ich mich fasziniert und angeekelt zugleich. Ganz so intensiv war das Gefühl beim Nachfolger natürlich nicht mehr. Spielerisch mag sich Bioshock 2 dafür ein Stück weiterentwickelt haben -- unterm Strich sind beide Games fantastisch. Freu mich schon auf Infinite.

  3. Blogstöckchen (fast) zum Thema:

    http://padlive.de/2012/01/meine-tv-serienhighlights-in-2011/

  4. So, dann mal kurz meine Top 5:

    1. Everquest 1 (wer hätts gedacht, warum wieso und weshalb, siehe die Vorjahre)

    2. EuropaUniversalis III, spiele ich zwar noch nicht so lange, aber in der Zeit, seit ich das Spiel hab, doch immer wieder recht häufig.

    3. Meridian59, jupp der olle Schinken aus 1996. Der ist nämlich nun "free to play" und auf den 2 Servern tummeln sich doch ein paar Leute, sogar welche die man von vor 13-14 Jahren noch kennt.

    4. X3 Reunion, auch schon etwas betagt, aber hat mir in der ersten Jahreshälfte doch recht viel Spass gemacht. Sehr umfangreiche Weltraumsimulation, kommt in der Komplexität nicht ganz an EVEonline ran, aber im offline Bereich wohl das Maß der Dinge. (und dieses Jahr soll wohl der Nachfolger erscheinen)

    5. Terraria, hat mich doch ein paar Abende gefesselt und ich fand die Spieleidee sehr lustig. Hinzu kam der extrem günstige Preis.


    Flops:

    1. Aion, gut ich ging da schon mit einem deutlichen "unmut" herran, aber ein paar alte Bekannte hatten mich breit geklopft.
    Schön man kann fliegen, grafik is auch recht nett. Aber ansonsten eigentlich nichts neues, bin dann wieder bei Everquest gelandet.

    2. Farcry 2, tja was tut man nicht alles aus Langerweile. Das Spiel hatte ja schon einmal versagt, aber ich dachte so schlecht kann es ja garnicht gewesen sein... Nun, 5 Min nach der Installation wusste ich wieder - doch es kann!

    Ansonsten hat sich 2011 Spieleseitig bei mir nicht viel getan, hatte zwar noch 2-3 Spiele mehr gezockt, aber nichts das es in eine Top 5 oder Flop 5 geschaft hätte.

    Zu erwähnen wäre noch "Numen" ein Indy RPG (nicht von Indiana Jones, sondern von Independent) das wirklich einen netten Eindruck hinterlassen hat für nicht mal 3€ wirklich gelungen. Kam nur leider nicht über ein paar Spielstunden hinaus, weil mir dann wieder was anderes dazwischen kam.

  5. @Rippi

    Zu Everquest: Dachte, das spielst du gar nicht mehr so richtig? ;)

    Zu EU3: Wo bleibt meine Einweisung? ;)

    Zu X3: Habe mir vor einer Woche X3 Terran Conflict gekauft inklusive dem Albion Prelude Add On. Hab auch schon reingeschnuppert. Atmosphärisch super, aber so richtig blick ichs nicht *g*.