In der Kategorie Nachgespielt veröffentliche ich zukünftig in unregelmäßigen Abständen Reviews zu Spieletiteln aus den letzten drei Jahren, die aus irgendeinem Grund an mir vorbeigegangen sind und nun quasi im Nachgang gespielt und rezensiert werden. Den Anfang hierbei macht Crysis Warhead, der dritte Egoshooter-Titel aus dem Hause CryTek


Crysis Warhead

Crysis Warhead

Als Crysis Ende 2007 für den PC erschien, stellte es nicht nur neue Hardwarehunger-Rekorde auf, sondern ging auch als das Spiel mit der bis dato realistischsten Grafik- und Physikdarstellung ein, das jemals über einen PC-Bildschirm flimmern durfte -- und wurde aus diesem Grunde nicht zu Unrecht mit Höchstwertungen überschüttet. Kritisch wurde der Titel dennoch betrachtet: Vor allem Far Cry-Spieler konnten sich mit der im Vergleich recht beschnittenen spielerischen Freiheit wenig anfreunden, die Hersteller CryTek zugunsten einer kinoreiferen Inszinierung opferte.


Kaum ein Jahr später folgte das offizielle Add On, das mit dem Namen Crysis Warhead betitelt wurde und die in Crysis begonnene Story nicht etwa fortsetzt, sondern einen Handlungsstrang parallel zur Haupterzählung spinnt, der uns in die (Nanosuit-)Haut des Nebenprotagonisten Psycho schlüpfen läßt. Dass mit Psycho ein kantiger Charakter mit Profil gewählt wurde, tut dem Spiel durchaus gut, denn als einer der Kritikpunkte an Crysis galt schon immer der gesichtslose Nomad, welcher nie den Symphatiebonus eines Far Cry-Jack Carver für sich in Anspruch nehmen konnte.

Crysis Warhead kommt im Doppelpack daher: Zum einen wird die eben beschriebene Solokampagne mitgeliefert, die den Kern des Spiels darstellt. Zum anderen enthält die Packung eine DVD für den Multiplayermodus Crysis Wars, mit dem CryTek in die etwas zu großen Fußstapfen eines Battlefield treten möchte.

Die Singleplayer-Kampagne unterscheidet sich nur wenig vom Hauptprogramm: Die Grafik wirkt im Jahr 2009 nicht mehr so beeindruckend wie noch vor zwei Jahren, muss sich allerdings auch hinter keinem aktuellen Konkurrenztitel verstecken und ist in Sachen Physik-Engine nach wie vor Spitzenreiter. Auch dass Psycho mit einigen neuen Waffen und Fahrzeuge unterwegs ist, dürfte als obligatorisch betrachtet werden. Was das Spiel hingegen zu einem hervorragenden Titel macht, ist die Erzählweise: Noch mehr als bei seinem Vorgänger wurde in Warhead auf eine ultraspannende und kinoreife Inszenierung gesetzt: In der Tat wirken die Zwischensequenzen und das gesamte Drumherum gerade durch die opulente Grafikengine wie ein interaktiver Film (böses Unwort, ich weiß, aber hier passt es im positiven Sinne) und mit Psycho als Hauptcharakter gibt es nun wieder mehr Identifizierungpotential für den Spieler.

Was man den Entwicklern ebenfalls hoch anrechnen darf ist das Auslassen der unsäglichen Alien-Abschnitte, die Crysis-Spielern richtiges Kopfzerbrechen bereitet hatten. Wenn es nun zu Alienkämpfen kommt, sind diese ausnahmslos spannend -- insbesondere durch das recht intelligente Verhalten der KI. Was sich hingegen nicht verändert hat ist die Überlegenheit der Nanosuit: Gegen Standard-KVA-Truppen in geringer Streuung bleibt Psycho zumindest auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad nahezu unbesiegbar; ein Neuladen der (gut gesetzten) Autospielstände ist nur selten notwendig.

Crysis Warhead kostet derzeit rund 29 Euro und besitzt in etwa die Hardwareanforderungen des Vorgängers.

Fazit: 3 1/2 Stunden -- länger brauchte es nicht, bis die zum Spielende des (selbstständig laufenden) Crysis Add Ons kündenden Entwickler-Credits den Bildschirm herab liefen. 3 1/2 Stunden -- da wird sich manch einer ob der kurzen Spieldauer verwundert die Augen reiben und um seine hart erarbeiteten 30 Euronen trauern. Kann ein Spiel, das nur wenig länger als ein abendfüllender Kinofilm beschäftigt als ein guter, vielleicht sogar herausragender Titel betrachtet werden? Zumindest in Sachen Preis/Leistung bietet Crysis Warhead zu wenig Quantität, um eine Kaufempfehlung auszusprechen.

Setzt man hingegen die hochspannenden Minuten eines Crysis Warhead im Verhältnis zu einem Half Life 2 oder Call of Duty, behaupte ich, dass das Pendel zugunsten des CryTek Produktes ausschlagen würde, denn: Selten bot ein Egoshooter solch spannende und kinoreife Momente (Zugfahrt!) und überzeugte gleichzeitig mit einer sehr glaubwürdigen, sehr lebendingen Spielumgebung, die sich eben nicht ausschließlich durch Scripts und unendliche Gegnerspawns definiert, sondern durch eine überzeugende Gegner-KI beweist, dass Spielspaß auch intelligenter generiert werden kann.

Trotzdem: Bei wem das Geld nicht allzu locker sitzt, sollte unter Umständen erst zuschlagen, wenn Crysis Warhead für unter 20 Euro im Handel ist.


Wertung:
10/12
 

3 responses to "Nachgespielt: Crysis Warhead Review (PC)"

  1. eine empfehlung wäre vielleich noch das spiel für ca 11 euro über den ea downloader zu besorgen. die keys gibt es günstig bei onlinekeystore.com oder g2play.net

  2. Ich bin auch gerade in einer Nachhol-Aktion. Angefangen habe ich mit Tomb Raider Underworld, was ich aber noch fertig zocken muß. Dann hab ich Medal Of Honor Airborne die Tage durchgespielt und bin jetzt gerade an Timeshift. Dann stehen noch ein paar Spiele an. Ich glaube wenn Crysis und AddOn auf 10-15 Euro gefallen sind, werde ich auch dieses Spiel noch nachholen. Obwohl... vielleicht sollte ich erst mal FarCry 1 zocken. Das wollte ich auch schon immer mal kaufen, hab es aber irgendwie nie gemacht.
    Finde es aber gut mal ältere Spiele zu zocken. Man bekommt sie extrem günstig und wird trotzdem gut unterhalten.

  3. Far Cry 1 war damals ein echtes AHA-Erlebnis -- sowohl was die geile Inselgrafik anging, als auch von der spielerischen Freiheit und den intelligenten Gegnern her. Crysis spielt sich da trotz Tropensettings etwas anders -- straffer, beengter -- macht aber trotzdem noch vieles richtig.