Nachdem die Veröffentlichung von Age of Conan nun schon wieder 2 Monate zurückliegt und der Hype des Neuen bereits verflogen ist, richten sich die Augen aller MMORPG-Interessierten auf das, was in naher Zukunft in diesem Genre zu ewarten ist. Ein hoffnungsvoller Kandidat hört auf den Namen Warhammer Online und wird von den Dark Age of Camelot-Machern Mythic Entertainment produziert.

Nachdem die NDA für die Beta gefallen ist, treten jetzt die ersten Informationen zu dem Spiel zu Tage -- unter anderem auch dieser super-geniale WAR-Trailer, der zwar keine Spielgrafik zeigt, aber in bester blizzardschen Rendervideo-Manier richtig Lust auf das Kommende macht.

Aber seht und beurteilt selbst: Warhammer Online Trailer
 

Wer sich schon mal auf sothi.de (der Mutterseite dieses Blogs) ein wenig umgeschaut hat, wird vielleicht festgestellt haben, dass das Spiel Everquest (nicht zu verwechseln mit dem Nachfolger Everquest 2) einen nicht zu unterschätzenden Teil meiner virtuellen Lebenszeit für sich in Anspruch genommen hat -- in der Gesamtzeit kommt kein anderes MMORPG oder gar Offlinegame an EQ 1 heran. Den Begriff Gesamtzeit betone ich deshalb, weil es zugleich auch kein anderes Produkt gab, das ich so oft gelangweilt/entnervt aufgegeben und irgendwann voller Enthusiasmus doch wieder begonnen habe. Man könnte also behaupten, ich bin ein Everquest Etappenspieler. Spinnt man diesen Gedanken weiter, stellt sich demnach nur folgende Frage: Befinde ich mich derzeit in oder zwischen einer Everquest Etappe? Die Antwort: Ich mache Norrath wieder unsicher! *strike*

Von Age of Conan zu Everquest

Eifrige Leser dieses Blogs stellen sich nun zu recht die Frage, wie man von der Gildenleitung einer Age of Conan Gilde plötzlich in einem Online-Rollenspiel landet, das mittlerweile fast 10 Jahre auf dem Buckel und seine besten Tage prinzipiell hinter sich gelassen hat. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müsste ich ausholen und auf die Unzulänglichkeiten von Funcoms AoC eingehen, aber das hebe ich mir lieber für einen späteren Artikel auf.

Gehen wir stattdessen einfach mal ganz banal davon aus, dass Age of Conan keinen Spaß mehr macht und man deshalb besonders anfällig für Werbeaktionen ist, die beispielsweise per E-Mail reinflattern. Da hatte also Sony eine Aktion namens “Living Legacy”: Alte Charakter können für lau einen Monat lang reaktiviert werden. Außerdem gibt es alle Add Ons kostenlos obendrauf. Und damit man den Anschluss an den harten Kern der Community einigermaßen schnell wieder findet, gibt es noch einen Sack mit jeder Menge kostbarer Ausrüstungsgegenstände dazu.

So weit, so gut, doch für einen Neubeginn trotzdem nicht Anreiz genug. Man muss sich immer vor Augen halten, dass Everquest mittlerweile das größte MMORPG ist, das sich da draußen finden lässt. Das Spiel ist bereits bei satten 14 Add Ons (im Herbst kommt die 15. Expansion namens Seeds of Destruction auf den Markt) angelangt, das bedeutet, dass jeder, der in EQ neu einsteigt, einen immensen Wissensstand einzuholen hat. Von der mittlerweile bei Level 80 liegenden Maximalstufe, den gut 2500 Advanced Abilities-Punkten und der Ausrüstungsproblematik einmal ganz abgesehen.

Ergo lohnt sich der Einstieg nur, wenn man entweder auf einem komplett neuen Server beginnt, auf dem alle bei null starten (das hatte ich vor gut zwei Jahren auf den so genannten Progression Servern hinter mir) oder man das unverschämte Glück hat, einen verschollen geglaubten Charakter aus den tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus wieder auszugraben. Letzteres war bei mir der Fall: Sothi, mein Level 65 Barbaren Beastlord, den ich zuletzt irgendwann 2003 eingemottet hatte, fand auf mystische Weise seinen Weg zurück in meine Arme und ebnete damit die Wiederaufnahme meiner Everquest-Karriere auf dem Euro-Server Antonius Bayle.

Zero to Hero in Null komma nix

Leider muss man dem Thema noch hinzufügen, dass ein lvl 65 Charakter mit rund 25 AA-Points und Luclin-Ausrüstung im Zeitalter von Secrets of Faydwer als nicht mal mehr “ganz passabel” zu bezeichnen ist. Wer also erwägt, eine ernsthafte EQ-Laufbahn einzuschlagen, sollte sich schon mal darauf gefasst machen, die nächsten Wochen Abend für Abend seine Zeit mit Monstern tot zu schlagen (Wortspiel *g*).

Wem das zu langweilig ist, sollte Abstand von dem Spiel nehmen, aber ich für meinen Teil muss wirklich sagen, dass ich die ganze Situation genieße. Das liegt vor allem darin begründet, dass die AA-Exps im Moment wirklich fließen. Mit lvl 65, einem Heiler im Rücken und großzügige Unterstützung von EQ-Urgestein Rippi ist man beispielsweise in Riwwi (derzeitige Hot Zone) ruck zuck mit 5 AA’s pro halber Stunde dabei. Kein Vergleich zu der Schinderei, die man noch zu Planes of Power-Zeiten für jeden Punkt zu betreiben hatte. Zur Orientierung: Gut 100 Punkte habe ich allein in den letzten 2 Wochen erspielt und das, obwohl ich nur unregelmäßig online bin und Abends selten mehr als eine Stunde Spielzeit in Norrath verbringe.

Ausufernde Gefechte

Es gibt aber noch einen Grund, warum mir das Monsterkloppen in EQ derzeit richtig Freude bereitet: Das Gefecht an sich. Wer es aus AoC gewohnt ist, dass ein Kampf selten länger als 20 Sekunden andauert und somit kaum Zeit bleibt, die vorhanden Fähigkeiten und die möglicher Zweitaccounts einzubringen, wird die guten alten Everquest-Fights zu schätzen wissen.

Hier dauert ein Kampf selten unter einer Minute und lässt sich durch allerlei Zaubersprüche, Fähigkeiten oder einfach nur durch schnelle Auffassungsgabe und Einschätzung der Situation bewältigen -- selbst wenn der Kampf ursprünglich vielleicht aussichtslos erscheint. Und in welchem der neueren MMORPGs spielt es denn noch eine Rolle, ob man sich teleportieren, unsichtbar machen oder mittels einer Illusion unbehelligt durch feindliche Städte laufen kann? In den aktuelleren Vertretern der Zunft ist ja nicht mal ohne weiteres möglich, Personen außerhalb der eigenen Gruppe zu bluffen.

Schattenseiten

Trotz all der Lobhudelei der vorangegangen Zeiten hat Everquest natürlich mit seinem langjährigen Erbe und den damit verbundenen Nachteilen zu kämpfen -- allen voran der grafische Stand, der zwar nicht grottenschlecht ist (und wenn man sich dran gewöhnt hat, sogar recht angenehm), aber in der heutigen Zeit keinen Teenager hinter dem TFT hervorlocken wird. In Zeiten, in denen ein World of Warcraft als unterstes Maß aller grafischen Dinge gilt, ist ein Everquest für viele einfach jenseits von Gut und Böse.

Gewöhnungsbedürftig sind nach heutigen Maßstäben auch Steuerung (Default-Einstellung: Steuerung über die Cursor-Tasten), Perspektive (First Person View und mit der Außenkamera lässt sich das Spiel effektiv nicht spielen) und die Tatsache, dass es beispielsweise nicht ersichtlich ist, ob ein DoT bereits ausgelaufen ist oder nicht -- hierfür muss stets das Chatfenster im Auge behalten, das per Textmeldung Auskunft über solche Ereignisse gibt.

Wer mit solcherlei Widrigkeiten leben kann, wird mit einem großartigen Online-Rollenspiel belohnt, das auch heute noch seines gleichen sucht. Ich für meinen Teil habe erst einmal meine neue/alte Onlineheimat gefunden -- fragt sich nur, wie lange mein Atem dieses Mal reicht :o)

PS: Während ich diesen Text hier online stelle, ist bereits ein weiterer Artikel zu Everquest in Produktion, der die Hintergründe und die Entwicklung des Spiels beleuchtet. Wer sich also für das Thema interessiert, sollte in den nächsten Tagen öfter hier vorbeischauen.

Welches Gefühl entsteht, wenn man nichts erwartet und sich am Ende herausstellt, dass genau diese Erwartung in Erfüllung geht? Leere? Enttäuschung? Gleichgültigkeit?

Als der Abspann des neuesten Indiana Jones-Steifens über die Kinoleinwand flimmerte, war es ein Mix aus allen drei Elementen, gewürzt mit einer Prise Erstaunen. Erstaunen deshalb, weil es George Lucas wieder einmal geschafft hat, die Fortsetzung eines absoluten Kult-Franchises mit einem dermaßen trivialen Drehbuch zu füttern, dass selbst die neueren Star Wars-Verfilmungen wie tiefgründig inspirierte Meisterwerke modernen Storytellings wirken.

Von Erdhörnchen und anderen Belanglosigkeiten

Doch nicht nur Mr. Lucas lädt zur Verwunderung ein. Auch sein Gegenpart auf dem Regiestuhl weiß zu überraschen -- und damit meine ich keinesfalls eine Überraschung positiver Art. Spielbergs Regieleistung ähnelt eher einem Geburtstagsgeschenk, auf das man sich schon ewig freut und das nach dem Auspacken in einer grandiosen Enttäuschung ausufert. Denn während ich bislang der Meinung war, dass ein Spielberg-Film per se nicht belanglos geraten kann, hat mich Indy 4 schmerzhaft eines Besseren belehrt. Statt bahnbrechenden Ideen oder wenigstens die Rückkehr zum geliebten Charme der 80er Jahre bietet der Altmeister vor allem zwei Dinge: Wiedergekäute Standardkost, die mittlerweile jeder frisch gebackene Jungregisseur besser hinbekommt und jede Menge schlecht animierter Erdhörnchen.

Die Akzente, die Spielberg in früheren Werken setzen konnte, fehlen völlig. Vielmehr hat man hier den Eindruck, als wollte der Regisseur schnellstmöglich das Thema Indiana Jones abhaken und bloß nie wieder darauf angesprochen werden.

Vom Problemrentner zum Retter

Aber da gibt es auch Lichtblicke im großen Becken des kollektiven Gesichterziehens. Es darf als ausgesprochen kurios gelten, dass ausgerechnet der Part, den ich im Vorfeld als Problemkind des Films eingestuft hätte, den besten Eindruck hinterlässt und den Film über weite Strecken vor der völligen Belanglosigkeit rettet. Der Name des Rettungsankers: Harrison Ford.

Versteht mich da bitte nicht falsch, ich persönlich liebe Harrison Ford; er ist mit Abstand mein Lieblingsschauspieler. Aber: Der Gute ist schon deutlich über 60, hat also gerade was Actionauftritte vom Schlage eines Indiana Jones angeht seinen Zenit schon lange überschritten. Welche Erwartungen durfte man also von einem Indy in einer derartigen Verfassung schüren? Sicherlich geringe, wenn nicht sogar überhaupt keine.

Umso erfreulicher wirkt dann natürlich die Tatsache, dass sich Herr Ford topfit und mit beinahe altem Elan auf die Suche nach dem Kristallschädel begibt -- von Ermüdungserscheinungen finden sich selbst in den eingestreuten Nahkampfszenen keine Spur, auch wenn es hier nicht selten den Anschein macht, als hätte sich der Protagonist ganz gerne mal doubeln lassen.

Mit Schirm, Charme und Fedora

Wichtiger ist jedoch, dass Ford in der Rolle des Henry Jones Jr. wenigstens den alten Charme und Humor bewahrt hat, den die Figur auch schon in den vorherigen Teilen ausmachte. Nebendarsteller Shia LeBouf (bekannt aus Transformers und Disturbia), der schon aus Drehbuchgründen in dem Film eine recht deplatzierte Rolle zugeschustert bekommen hat, wirkt dagegen, wie übrigens auch die restliche Besetzung, mehr als Blass. Thank God, dass George Lucas wenigstens gegen Ende des Films einen Klischee-Fettnapf aufgelassen hat: In einer der letzten Einstellungen greift der Jungspund nach Indys Fedora. Doch aufsetzen und Generationswechsel einleiten (siehe Prolog “Indiana Jones und der letzte Kreuzzug”) ist nicht: Ein Griff von Mr. Ford und weg ist der Hut. Da pustet das Publikum vor Erleichterung langsam aus.

Atomschutzkeller Marke Kühlschrank

Bewegt sich der Fokus jedoch weg vom Hauptakteur hin zur Story, treten eklatante Schwächen zu Tage. Das beginnt mit völlig hahnebüchenden Nebenschauplätzen wie dieser Szene: Indy trifft mitten in der Wüste Nevadas auf eine amerikanische Kleinstadt, die zu Testzwecken just in diesem Moment von einem Atombombentest in Staub und Asche gelegt werden soll, in dem Indy die Stadt betritt (welch Zufall!). Zur Rettung gibt’s natürlich nur eine Möglichkeit: Einen Kühlschrank ausräumen und sich darin verstecken. Nachdem es den Abenteuer-Archäologen dann gut 20 km durch die Luft schleudert und es nach Einsetzen der Anziehungskraft gefühlte 100 Aufschläge auf dem harten Wüstenboden gibt, entsteigt Mr. Ford fast unbeeinträchtigt seinem Frischhalte-Gefährt und setzt seinen Weg weiter Richtung Hauptstory zu. Sinn und Relevanz der Szene entspricht dem Wert 0,0.

Da ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass sich Indianas vermeintlicher Sohn wenig später im Tarzan-Stil mittels Lianen durch den südamerikanischen Dschungel hangelt und dabei mindestens genauso schnell vorankommt wie die Jeeps, die sich parallel dazu eine der typischen Indy-Verfolgungsjagden liefern.

Begegnung der unheimlichen Art

Einen bitteren Beigeschmack hinterlässt dagegen trotz aller bereits erduldeten Ungereimtheiten (man hoffte wohl, dass der Zuschauer irgendwann abstumpft) das Ende der Streifens. Es müssen nach Bundeslade und Gral ja nicht immer religiöse Themen sein, hinter denen Indiana Jones herjagt, aber was um Gottes Namen haben Area 51 Eierkopf-Aliens und fliegende Unterassen in einem klassischen Abenteuerfilm zu suchen?

Fazit

Und so kann ich dem neuesten und vorerst auch letzten Indy-Streifen letztlich nur wenig gutes abgewinnen. Harrison Ford als Indiana Jones ist ohne Zweifel auf der Haben-Seite des Films zu verbuchen, aber Drehbuch, Nebenprotagonisten und Regieleistung lassen dermaßen den Flair der alten Teile vermissen, dass man sich beinahe wünscht, Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels wäre niemals in Produktion gegangen. Wer hingegen nicht den alten Teilen nachhängt und einfach nur eine kurzweilige Popkorn-Unterhaltung sucht, hat vielleicht sogar seinen Spaß mit dieser Lucas/Spielberg Co-Produktion.

Eine persönliche Erfahrung hat mir das Ganze allerdings eingebracht : Selbst wenn man nichts erwartet, kann man enttäuscht werden. Wer hätte das gedacht?